Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)
nun wieder heißen?«
»Es soll einfach heißen, dass du Ivanas Lebensstil noch nie gebilligt hast.« Karl grinste breit. »Wenn du es versuchen würdest, würdest du Ivana vielleicht in einem anderen Licht sehen.«
Der sonst so stoische Hicks schien kurzzeitig die Fassung zu verlieren. »Wenn du so viele Opfer von Geschlechtskrankheiten zu sehen bekommen würdest wie ich, würdest du vermutlich nicht hier stehen und grinsen wie ein Pavian, oder ein so tödliches Thema so auf die leichte Schulter nehmen.«
»Okay. Du hast recht«, gab Karl zu, dessen Grinsen verschwand. »Wollen wir das Thema wechseln? Etwas nicht ganz so Tödliches?«
»Was macht Katie in Edinburgh?«
»Der geht es anscheinend gut, auch wenn mir nicht gefällt, dass sie so weit von zu Hause fort ist. Ich mache mir Sorgen um sie.«
»Junge Leute sind ausgesprochen zäh, Karl. Ob du es glaubst oder nicht, wir waren auch einmal jung.«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass ein alter Dinosaurier wie du jemals jung gewesen wäre. Du warst schon alt, als wir noch zusammen die Schulbank gedrückt haben.«
»Du kannst Katie ausrichten, dass ihr Patenonkel ihren Werdegang genau verfolgt. Wer weiß? Vielleicht übernimmt sie sogar einmal meinen Job, wenn ich in Rente gehe.«
»Du bist wie Cliff Richard. Du gehst nie in Rente«, antwortete Karl und fegte den Vorschlag damit von Tisch. Die Vorstellung, seine heiß geliebte Katie könnte in Hicks’ Fußstapfen treten und Tote aufschnippeln, fand Karl abstoßend. »Was kannst du mir über den Leichnam sagen, der gestern beim Black Mountain gefunden wurde?«
»Nicht viel. Ich bin mit vier Berichten im Rückstand, hinke also arg hinterher. Aufgrund von Etatkürzungen habe ich keinen Assistenten mehr, und ich untersuche immer noch den Leichnam einer jungen Frau, die letzte Woche in der Nähe des Stadtzentrums gefunden wurde.«
»Ich habe gar nichts darüber gelesen, dass letzte Woche in der Nähe des Stadtzentrums eine tote junge Frau gefunden wurde«, sagte Karl leicht verwirrt.
»Ja … hm … diese spezielle Leiche fand man in der Gegend des Victoria Square.«
»Bei dem neuen Einkaufszentrum?«
»Ja.«
»Und? Warum wurde nicht darüber berichtet?«
»Da tappe ich ebenso im Dunkeln wie du; sagen wir mal so: Ich werde allmählich auch so zynisch wie du.«
»Was soll das heißen?«
»Die haben … wie viel …? Fast eine Milliarde investiert, um den Victoria Square umzubauen. Offenbar hat der Stadtrat allein dreihunderttausend für eine Werbekampagne rausgeschmissen, um allen zu zeigen, wie wichtig das für die Stadt ist. Glaubst du, es würde einen guten Eindruck machen, wenn man zwei Tage vor der Eröffnung nur eine Querstraße von deren neuem irdischen Konsumparadies entfernt eine Leiche findet?«
»Dreckskerle … also wurde alles vertuscht, um die Champagnerschnösel nicht zu erschrecken?«
»Das hast du gesagt, nicht ich.«
»Schöne Schleimbeutel, die unsere tolle Stadt regieren«, antwortete Karl, nahm das Foto von Martina zur Hand und reichte es Hicks. »Ich suche nach diesem Mädchen. Sie heißt Martina Ferris. Ich hoffe, du sagst mir nicht, dass es ihr Leichnam war, den sie auf dem Black Mountain oder im Stadtzentrum gefunden haben.«
»Ich arbeite immer noch an den Berichten und warte auf die zahnärztlichen Unterlagen«, sagte Hicks und betrachtete das Foto. »Ihr linkes Auge. Was ist damit passiert?«
»Hat sie vor ein paar Jahren an einen Kugelschreiber verloren.«
»Definitiv nicht der Leichnam in der Innenstadt.«
»Warum nicht?«
»Kein Glasauge«, sagte Hicks, griff nach einem beigen Schnellhefter und zog ein einzelnes Blatt heraus. »Darüber hinaus gibt es aber Übereinstimmungen.«
»Zum Beispiel?«
»Weiblich. Sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Die Beamten am Tatort nannten als Haarfarbe irrtümlicherweise rot, dabei war es blond.«
»War es gefärbt? Dem Foto nach könnte man Martina als Punk bezeichnen.«
»Nein. Nicht gefärbt. Aus der Kopfwunde war so viel Blut ausgetreten, dass das Haar rötlich aussah.«
»Schrecklich …«
»Es wird noch schlimmer. Einige Organe fehlten. Chirurgisch entfernt.«
Karls Gesichtszüge verkrampften sich. »Was? Soll das heißen, jemand hat sie wegen ihrer Organe ermordet?«
»Ist nicht auszuschließen.«
»Glaubst du, jemand verkauft die Organe auf dem Schwarzmarkt?«
»Anfangs, ja. Aber es fehlen nur Leber und Nieren.« Hicks rieb sich die roten, entzündeten Augen, dann fuhr er fort. »Sagt dir das Wort
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