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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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blaugrünes Gesicht. Glücklicherweise setzte in diesem Moment die Wirkung der Pillen ein und dämpfte seine Wahrnehmung ab.
    Ich bin verflucht, für immer hierzubleiben. Ich wurde in Belfast geboren und gehöre dieser Stadt mit Leib und Seele
, waren seine letzten Gedanken, ehe der Schlaf ihn übermannte.

Kapitel Neunzehn
    »Jeder lebt davon, dass er irgendetwas verkauft.«
    Robert Louis Stevenson, Across the Plains
    »Karl? Ein Mister Lennon möchte dich sprechen«, sagte Naomi, die an der Bürotür stand.
    Karl sah von der aktuellen Ausgabe von
Racing Form
auf. »John oder Wladimir?«, fragte er.
    »Pardon?«
    »Sein Name. Wir schreibt man ihn? Wie einen der Beatles oder einen der Kommunisten?«
    »Was zum Henker faselst du da?«
    »Nichts. Ich demonstriere nur, wie alt ich bin«, antwortete Karl seufzend. »Lass ihn rein.«
    »Bist du sicher, dass du dem gewachsen bist? Der Überfall ist erst eine Woche her. Im Krankenhaus haben sie gesagt, du solltest mindestens vierzehn Tage warten, bis du wieder arbeitest.«
    »Für uns Privatermittler hat eine Woche vierzehn Tage. Vielleicht sollte ich ein Foto von meinem Gesicht machen und es an unseren anständigen, verständnisvollen Vermieter schicken? Glaubst du, er erlässt uns ein paar Monate die Miete, bis meine Veilchen abgeheilt sind? Und vielleicht übernimmt er ja auch gleich noch die Krankenhausrechnungen, wenn er schon dabei ist.«
    »Manchmal kannst du ausgesprochen dumm und gemein sein.«
    »Nur manchmal?«
    Naomi schien eine spitze Bemerkung auf der Zunge zu liegen, doch dann schüttelte sie nur den Kopf, verließ das Zimmer und murmelte dabei etwas Unverständliches.
    Wenige Augenblicke später trat ein untersetzter, beleibter Mann ein, setzte sich und legte eine Brieftasche aus schwarzem Leder auf Karls Schreibtisch. Das Gesicht des Mannes sah weich und schwammig aus, mit großen Aknekratern in der roten Säufernase und den geäderten Wangen. Seine Hände waren groß; er hatte Dreck unter den Fingernägeln.
    »Guten Tag, Karl. Ich bin Stanley Lennon. Wie bei den Beatles, um Ihre Frage zu beantworten. Wie läuft’s denn so?«, fragte er mit einem breiten Grinsen, über das sich ein Bartschatten legte wie ein dunkler Ausschlag.
    »Ich muss mir unbedingt dickere Wände zulegen«, sagte Karl, dem Lennons plumpvertrauliche Art sofort zuwider war, mit einem verkniffenen Lächeln.
    »Haben Sie den Namen des Fahrers?« Wenn Lennon den Mund aufmachte, kam ein Geruch wie von Batteriesäure heraus.
    »Was?«
    »Des Busfahrers, der über Ihr Gesicht gefahren ist!« Lennon schlug sich auf den Schenkel. Der entzündete Ausschlag breitete sich rapide aus.
    »Was genau wollen Sie von mir, Mister Lennon?«, fragte Karl.
    »Stanley. Nennen Sie mich Stanley, Karl. Das machen alle.«
    »Okay … Stanley. Was kann ich für Sie tun?«
    Plötzlich wirkte Lennons Lächeln noch entspannter; etwas an dem dreisten Grinsen brachte Karl zur Weißglut.
    »Die Frage ist mit Sicherheit, was ich für
Sie
tun kann, Karl«, sagte Lennon und öffnete die Brieftasche. »Wissen Sie, was ich in dieser Börse habe?«
    Karl zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht Aktien, mit denen Sie handeln?«
    »Das ist witzig. Man sagte mir, dass Sie witzig sind.«
    »Okay. Ich gebe auf. Was haben Sie in Ihrer Börse, wenn es keine Aktien sind?«
    »Das beste Schmerzmittel, das die Menschheit kennt«, antwortete Lennon und nahm fünf zierliche Backsteine aus Zwanzigern mit breiten elastischen Bändern heraus. »Ich vertrete einen Klienten, der anonym bleiben möchte«, sagte Lennon. »Das sind fünftausend in Zwanzigern, Karl. Zählen Sie nach.«
    »Ich habe genügend Filme gesehen und weiß, dass die Summe vermutlich korrekt ist. Allerdings habe ich auch genügend Filme gesehen, um zu wissen, dass nichts umsonst ist und man am Ende meist viel teurer dafür bezahlt«, sagte Karl und beugte sich ein Stück weit über den Tisch zu Lennon. »Das ist die Stelle, wo der Gute – meistens Humphrey Bogart – immer sagt: Was immer du anzubieten hast, Kumpel, ich kaufe es nicht.«
    Lennon lächelte noch breiter.
    Wenn dieses ölige Grinsen noch einen Millimeter breiter wird, prügle ich es dir aus dem Gesicht
, dachte Karl.
    »Sie müssen gar nichts kaufen, Karl. Das sind Gratisproben. Die nehmen Ihnen alle Schulden und Schmerzen.«
    »Und was genau will Ihr anonymer Klient dafür?«
    »Er will, dass Sie ein wenig Urlaub machen«, sagte Lennon grinsend und blinzelte. »Irgendwo, wo es sonnig und gut für

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