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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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Karl brauchte keine zehn Sekunden, um den Brief zu lesen, der sich darin befand:
    Lieber Carl
[Name falsch geschrieben? Absichtlich? Gewann seine Paranoia die Oberhand?]
    ich finde Deinen Stil sehr komisch und originell. Leider muss ich jedoch zu unser beider Bedauern sagen, dass ich keine Empfehlung dafür schreiben kann. Mein Agent ist dagegen. Ich muss Dich darüber hinaus warnen, dass Du keine Erlaubnis hast, die Begriffe »komisch« und »originell« zu zitieren – oder diese Korrespondenz in einem Deiner zukünftigen Werke zu erwähnen, es sei denn, eines dieser Werke schafft es auf die Bestsellerliste, dann darfst du unbedingt darauf hinweisen. Mein neues Buch,
Des toten Mannes Grab ,
erscheint im März und dürfte zu einem akzeptablen Preis in allen guten Buchhandlungen erhältlich sein. Viel Spaß mit den beiliegenden Werbetexten. Sie sind umsonst, und Du darfst sie Dir zu Gemüte führen, sooft Du willst. Ich sollte noch erwähnen, ehe ich zum Ende komme, dass ich noch eine sehr begrenzte Anzahl Exemplare meines letzten Megasellers
Vorwärts in die Dunkelheit
anbieten kann, ebenfalls zu einem günstigen Preis. Darüber hinaus bekommt jeder, der zwei meiner Bestseller kauft, ein wunderschönes Schwarz-Weiß-Foto meiner Wenigkeit zugeschickt, das der weltberühmte Fotograf Miles O’Rourke aufgenommen hat. Ein noch besseres Geschäft macht der Mullan-Fan, wenn er vier meiner Bestseller kauft. Dafür gibt es dann nämlich ein
signiertes
Foto – vollkommen kostenlos.
    Mit freundlichen Grüßen, Peter T. Mullan, Autor von sechs Bestsellern, darunter das von der Kritik hochgelobte
Ihr tödlicher Sohn ,
das bald verfilmt wird, mit Mel Gibson in der Hauptrolle (oder Harrison Ford).
    PS
: Ja, die Unterschrift auf dem Foto ist echt. Du kannst sie gern auf eBay zu Geld machen.
    »Von wem ist der Brief, Karl?«, fragte Naomi.
    »Von diesem Wichser«, sagte Karl und hielt das große Schwarz-Weiß-Foto hoch, damit Naomi es sehen konnte.
    »Wer ist das?«
    »Das ist der Dreckskerl, den ich in der Schule so oft vor einer ordentlichen Tracht Prügel bewahrt habe. Jetzt wünschte ich mir, ich hätte mitgemacht beim Verprügeln. Das ist Mister Bestseller persönlich, Peter Mullan.«
    »Warum schickt er dir ein Foto von sich?«
    »Vermutlich, weil er keins von mir hatte, das er mir schicken konnte.«
    »Ist das nicht der Schriftsteller, den du bei Eason’s treffen wolltest?«
    »Ja … aber halten wir uns nicht mit der Vergangenheit auf«, sagte Karl, der Foto und Brief zerriss und in die Küche ging. »Möchtest du einen Kaffee?«
    »Hm?«, fragte Naomi, deren ausschließliche Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher galt.
    »Ich sagte, möchtest du … was zum Teufel siehst du dir da an? Weinst du etwa? Warum zum Teufel weinst du jetzt schon wieder? Hoffentlich nicht wegen dem Brief von diesem Wichser?«
    »Ich weine nicht!«, fuhr Naomi ihn an und wischte sich mit einem Kleenex über die Augen.
    »Dann siehst du dir offenbar eine üble Schmonzette an. Bitte sag mir, dass nicht schon wieder
Titanic
läuft!«
    »Das … das ist das Schrecklichste und Grausamste auf der Welt«, verkündete Naomi und zeigte zum Bildschirm, während sie etwas auf einen Notizblock kritzelte.
    »Was denn?«
    »Diese schreckliche Folter.
Foie gras

    »Ich liebe es, wenn du mit französischem Akzent sprichst. Dabei fällt mir ein.
Wi wi, Mademoiselle. Isch muss auf la toilette gehen
«, sagte Karl mit einem grauenhaft verunglückten Versuch, Peter Sellers zu imitieren.
    »Das ist nicht komisch. Ich werde einen Leserbrief schreiben«, sagte Naomi. »
Foie gras
müsste man verbieten.«
    »Ich stimme dir voll und ganz zu, was immer du auch meinst. Was hast du mit dem
Belfast Telegraph
gemacht? Ich muss ein paar Rennen nachsehen …« Plötzlich versagte Karl die Stimme. Auf dem Bildschirm wurde einer Gans ein fünfundzwanzig Zentimeter langes Stahlrohr in den Hals geschoben. In seiner Panik gab das Tier fast menschliche Laute von sich, je tiefer das Rohr in seinem Hals verschwand. Es war ein abstoßender Anblick, doch Karl konnte sich nicht abwenden, genau wie bei einem schlimmen Autounfall. »Was … was machen die da mit dieser Gans?«
    Naomi schniefte. »Das arme Tier wird durch ein Rohr direkt in den Magen mit Getreidebrei zwangsgefüttert.«
    »Warum? Ist es krank?«
    »Nein, natürlich nicht. Diese Technik des Stopfens – oder
foie gras
 – reicht bis zweitausendfünfhundert vor Christi zurück, als die alten Ägypter sich erstmals

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