Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
rumzuplanschen?«
Shelly schüttelte den Kopf. »Nein. Aber dann solltest du ein bisschen flunkern. Sie lassen keine Anfänger mit dem Kajak durch den Tickler’s Turnpike. Also, jedenfalls trägt dich der Fluss bis weit hinter die Felswände da.« Sie deutete auf die schroffen Felsen vor ihnen. »Wir treffen uns dann auf der anderen Seite wieder.«
Alice verzog keine Miene, als sie dem Mann an der Anmeldung erklärte, sie sei eine vielseitige und erfahrene Wassersportlerin. Und es war ja nicht völlig gelogen: Schließlich hatte sie in der Schule ein Trimester lang Kanu fahren müssen. Auf einem ruhigen, seichten See. Sie zog sich Neoprenanzug, Schwimmweste und Helm an und übergab Shelly ihre Kleidung.
»Vorsicht!«, tadelte sie missbilligend. »Sie verknittern meinen Kaschmirpullover.«
Shelly reichte Dalia die Sachen durch das Wagenfenster und kletterte wieder auf den Fahrersitz.
»Viel Glück!«, schrie sie und fügte leise hinzu: »Du wirst es brauchen.«
Dalia streckte den Kopf aus dem Fenster. »Keine Sorge, Miss Barton. Ich halte die Kamera bereit!«
Shelly lehnte sich zurück und schaute Alice nach.
»Ist es wirklich so gefährlich?«, erkundigte sich Dalia.
Shelly nickte. »Jep. Das kann brenzlig werden. Aber sie wird es schon schaffen. Solange sie nicht aus dem Kajak fällt.« Dann fuhr sie los. »Dieses Stück Land, das Alice erben wird. Was ist so Besonderes daran?«
Dalia zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie hat es mir nicht erzählt.«
Shelly umfuhr die Felswände und steuerte wieder den Fluss an. Dort stellte sie Trevors Motor ab.
»Sie braucht sicher noch eine Weile, oder?«, sagte Dalia. »Ich gehe mir ein bisschen die Beine vertreten.« Sie kletterte aus dem Wagen und griff nach zwei kleinen Taschen, die mit einem Schloss gesichert waren.
Shelly beschäftigte sich eine Weile damit, Trevors Windschutzscheibe von Staub und den blutigen Überresten von Fliegen zu befreien. Schließlich warf sie einen Blick auf ihre Uhr und marschierte los, um Dalia zu suchen. Alice müsste bald auftauchen und Dalia würde Ärger bekommen, falls sie den richtigen Augenblick für das Foto verpasste. Shelly entdeckte die Assistentin ein Stück weiter hinter einem Baum. Sie saß auf dem Boden, eine der beiden Taschen stand offen und überall auf dem Gras lagen Landkarten und Dokumente ausgebreitet. Gerade hantierte Dalia mit einer Haarnadel und knackte schnell und routiniert das Schloss der zweiten Tasche.
Am Ufer vor dem Gebäude der Rotapangi-Rafters hielt ein junger Mann, bekleidet mit Shorts und Pulli, für Alice das Kajak fest. Sie ließ sich in den Sitz gleiten und er half ihr, die dicke Abdeckung aus Neopren über ihrem Schoß zu befestigen, um das Kajak abzudichten. Nur ihr Oberkörper ragte jetzt noch heraus. Anschließend reichte der Mann ihr das Paddel.
»Sind Sie sicher, dass Sie dafür bereit sind?«, vergewisserte er sich. »Der Turnpike ist keine Spazierfahrt. Nicht umsonst heißt die Strecke Turnpike – Schnellstraße.«
Alice blickte starr geradeaus. »Selbstverständlich«, erwiderte sie kühl.
Der junge Mann zuckte mit den Schultern und stieß das Kajak vom Ufer ab.
Alice nahm all ihre Konzentration zusammen. Sie spürte die schneller werdende Strömung.
»Ich schaffe das!«, schrie sie plötzlich, um sich Mut zu machen. Ihre Stimme wurde von den Felswänden zurückgeworfen, die vor ihr aufragten.
Und ein Lamm hörte das Echo.
»Das ist sie!«, rief Will aufgeregt. »Die Feedingsda!«
Er hatte die anderen Krieger beim Frühstück hinter dem Bootshaus zurückgelassen und stand auf der betonierten Rampe am Ufer.
Ein Mann auf einem Motorroller war angekommen und hatte das Bootshaus aufgeschlossen. Jetzt war er mit den Schlauchbooten beschäftigt. Plötzlich entdeckte er Will, der auf den Fluss starrte, und fing an zu lachen.
»Ja hallo, Kleiner. Was gibt’s denn so Interessantes zu sehen?«, fragte er, doch da bemerkte auch er die Kajakfahrerin in dem schwarzen Neoprenanzug, die flussabwärts paddelte. »Das ist die Erste heute. Sie hält sich gut«, stellte er fest.
Will rief noch einmal nach den anderen. »Leute, hey, Leute, kommt her!«
Aber die Krieger hatten bereits seinen ersten Ruf gehört und bogen in diesem Moment um die Ecke des Bootshauses. Sie eilten zu Will ans Ufer und stellten sich neben ihn.
Der Bootswart musste wieder lachen. »Also, hier tauchen ja alle möglichen Leute auf, aber Schafe sind bei uns noch nie Schlange gestanden.« Er war gerade dabei,
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