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Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Titel: Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Seeberg
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Waschlappen sein, aber der macht tolle Fortschritte. Wenn man ihn mit den Kindern sieht … Herrlich! Das dauert zwar noch ein bisschen, bis der hier weg und in eine eigene Wohnung kann, aber ich glaub, der hat das auch nicht eilig. Das wird schon alles gut mit dem. Bloß seine Mutter ist ein bisschen … Na, Sie wissen schon …«
    Ja, ich wusste. Und wie.
     
    Zwei Stunden später, als ich meine Termine beendet hatte und am Parkplatz das Auto aufschloss, sah ich am Rand des Außenbereiches Frau Weber, die heftig mit jemandem diskutierte. Ich konnte nicht verstehen, was gesagt wurde, erkannte aber die andere Frau. Frau Dickmann senior. Die beiden standen sich gegenüber wie zwei Klischee-Proleten, die sich jeweils beim anderen erkundigen, was der denn guckt.
    Sofort hatte ich den Impuls, Frau Weber ritterlich zur Seite zu eilen, ganz so wie es mein Lieblingsanwalt bei mir getan hatte. Doch in diesem Moment machte Frau Weber einen Schritt auf Frau Dickmann zu.
    Und diese wich doch tatsächlich zurück!
    Ich grinste und dachte mir: »Die Frau Weber, die kann das alles ganz prima alleine! Das war schon immer so! Die braucht keine Hilfe. Von niemandem!«

Lara
    Als ich Lara und ihre zweijährige Schwester Celina das erste Mal traf, befanden sie sich seit vier Wochen in der Wohngruppe eines Kinderheims. Sie waren vom Jugendamt in Obhut genommen und dort untergebracht worden, nachdem die Zweijährige mit einem gebrochenen Arm ins Krankenhaus gekommen war und dort mehrere alte Rippenbrüche sowie Hämatome in verschiedenen Stadien aufgefallen waren.
    Der Vater, Herr Becker, hatte die Misshandlungen im polizeilichen Verhör gestanden, belastete in seinen Aussagen aber auch die Mutter, während diese erklärte, von nichts gewusst zu haben und die Verletzungen entweder nicht bemerkt oder für Verletzungen durch Treppenstürze gehalten zu haben.
    Die Mutter hatte sich nach dessen Anschuldigungen vom Vater getrennt, und nun sollte ich beurteilen, ob und, falls ja, unter welchen Voraussetzungen Lara und Celina zur Mutter zurückkönnten.
     
    Beide Kinder hatten sich in der Wohngruppe laut den Berichten der Erzieherinnen gut entwickelt. Ich hatte schon einen Termin mit der siebenjährigen Lara gehabt und war nun zum zweiten Mal dort. Lara war seit langem mal wieder ein Kind, das ich sofort ins Herz schloss. So etwas passiert mir glücklicherweise nur selten. »Glücklicherweise« deshalb, weil ich dann nicht wie sonst bei den Gerichtsgutachten automatisch emotionale Distanz halte, sondern teilweise viel dafür tun muss, gefühlsmäßig nicht zu sehr involviert zu sein und den notwendigen Abstand zu wahren. Das kostet zusätzlich Kraft und macht die Begutachtung für mich deutlich anstrengender.
    In solchen Fällen bin ich besonders froh und dankbar, dass ich zwei wirklich hervorragende Supervisionsgruppen habe, die mich dabei unterstützen, professionell zu bleiben. Dort kann ich einfach mal traurig und verzweifelt sein und ganz und gar unprofessionell darüber schimpfen, wenn ich in einem Fall nicht weiterweiß. Oft hilft es schon, den Fall zu schildern, um die nötige Klarheit zu gewinnen, hin und wieder sind aber eben auch die richtigen Fragen durch Kollegen oder der ein oder andere konstruktive Vorschlag zum weiteren Vorgehen nötig, um voranzukommen.
     
    Nachdem ich mit Lara ein wenig gespielt und über ihren Alltag in der Wohngruppe gesprochen hatte, erzählte sie mir, dass sie ihrer Erzieherin beim Kochen habe helfen dürfen, und schilderte dann Folgendes: »Der Papa, der haut auch. Mit dem Kochlöffel. Das tut dann viel mehr weh als die Hand oder so.« Ich fragte nach, ob und, falls ja, womit er denn sonst noch hauen würde. »Der haut auch mal mit einem nassen Küchenhandtuch oder so was. Weißt du, so nicht so dicke Handtücher, sondern so für die Küche, so dünne. Aber die tun schon auch weh, wenn die nass sind. Das find ich doof.«
    »Gibt es noch etwas, das du doof findest?«
    »Ja, weil der … Manchmal, da klebt der mir den Mund mit Tesafilm zu, wenn ich zu laut war. Ich find das voll doof! Das sieht auch ganz eklig aus mit Tesa. So zerquetscht dann da an den Lippen, weißt du? Ich hab mit Papa so ’nen Film gesehen, wo der Frau auch der Mund zugeklebt worden ist, aber das war so schwarzes Tesa. So breites. Also nur ein Streifen. Und das sah auch nicht so doof aus. Die Frau sah trotzdem schön aus, weil die hatte so braune Augen und geschminkt und so. Und so dunkle lange Haare. Nicht so Haare wie du, aber

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