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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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hast mir Deine Uhren hinterlassen, um mein Schweigen zu erkaufen, ich zahle Dir die Entschädigung heute nur, weil ich fürchte, Du könntest eines Tages zurückkommen und sie für Dich beanspruchen. Ich könnte mir denken, dass es Dich sehr zornig machen würde zu entdecken, dass ich Dich ein zweites Mal betrogen habe. Ich hoffe, damit erledigt sich jede weitere Korrespondenz zwischen uns. Mathilda.«
    Duggan blickte v öllig verwirrt auf. »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Sie wurden gar nicht gestohlen.«
    »Aber sie hat Ihnen Zwölftausend Pfund für sie gegeben. Das war 1961 ein kleines Vermögen.«
    »Betrug war es. Sie hat mir vorgemacht, die Uhren seien gestohlen worden, obwohl es gar nicht stimmte. Ich habe das Geld in gutem Glauben angenommen. Ich bin gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie lügen könnte.« Er klopfte mit seinem Spazierstock zornig auf den Boden. »Es gibt da zwei Möglichkeiten. Erstens, sie hat die Uhren selbst gestohlen und die Versicherung betrogen. Für mich ist das ein Verbrechen. Zweitens, es wurden andere Gegenstände im Wert von dreiundzwanzigtausendfünf-hundert gestohlen, und sie nahm die Gelegenheit wahr, mich um die Uhren zu bringen. Das ist genauso ein Verbrechen. Die Uhren waren mein Eigentum.« Er verzog ärgerlich den Mund. »Sie hat ihren Wert genau gekannt und gewusst, dass sie das Wertvollste waren, was sie hatte. Ich war selbst bei Sotheby's. Ist natürlich nur eine grobe Schätzung, da ja lediglich die Beschreibungen aus der Bestandsliste zur Hand waren, aber bei einer Versteigerung würden sie über hunderttausend bringen, wahrscheinlich sogar weit mehr. Ich will sie wiederhaben, Sir.«
    Duggan lie ß sich das erst einmal durch den Kopf gehen. »Die Situation ist nicht ganz so eindeutig, wie Sie zu glauben scheinen, Mr. Gillespie. Die Beweislast liegt bei Ihnen. Erstens müssten Sie beweisen, dass Ihre Frau Sie vorsätzlich betrogen hat; zweitens müssten Sie beweisen, dass die Uhren im Nachlass Ihrer Frau eben die sind, die Ihnen von Ihrem Vater vererbt wurden.«
    »Sie haben beide Bestandslisten gesehen. Wo sind da noch Zweifel?«
    F ür den Augenblick ließ Duggan die Frage, woher James Gillespie wusste, dass es eine Bestandsliste von Mathildas Nachlass gab und was darauf stand, beiseite. Wenn sie erst einmal gestellt wurde, konnten sich alle möglichen unerfreulichen Weiterungen ergeben.
    »Es können ähnliche Uhren sein«, erwiderte er. »Und selbst wenn es die- selben Uhren sind, werden Sie beweisen m üssen, dass sie sie nicht zu einem späteren Zeitpunkt zurückgekauft hat. Nehmen wir an, die Kollektion wurde gestohlen, und sie hat Ihnen die Entschädigung überwiesen, wie es ihre Pflicht war. Nehmen wir weiter an, dass sie dann versuchte, die Kollektion zu ersetzen, weil sie begonnen hatte, sich für antike Uhren zu interessieren. Sie kann mit ihrem eigenen Geld ähnliche Uhren bei Versteigerungen erworben haben. Daran wäre nichts Verbotenes, und Sie hätten unter diesen Umständen keinerlei Anspruch. Ferner war es Ihre Pflicht als Eigentümer der Uhren, Mr. Gillespie, sich zu vergewissern, dass der Betrag, der Ihnen 1961 bezahlt wurde, eine angemessene und gerechte Entschädigung für die Ihnen gehörigen gestohlenen Gegenstände darstellt. Mit der Annahme von zwölftausend Pfund haben Sie das getan, Mr. Gillespie. Sie ließen die Uhren zurück, als sie nach Hongkong gingen, akzeptierten ohne ein Wort des Widerspruchs eine stattliche Entschädigung für sie, und wollen Sie nun plötzlich, nach vierzig Jahren, zurückhaben, weil Sie glauben, dass es sich gelohnt hätte, an ihnen festzuhalten. Ich gebe zu, dass wir uns hier in einer Grauzone befinden, die rechtliche Beratung und Überlegung notwendig macht, aber auf Anhieb würde ich sagen, dass Sie rechtlich keine Chancen haben. Es ist ein alter Spruch, aber er ist wahr: Der Besitzer hat schon halb gewonnen.«
    Aber so leicht war Gillespie nicht einzusch üchtern. »Lesen Sie ihre Tagebücher«, knurrte er ärgerlich. »Dann bekommen Sie den Beweis, dass sie mir die Uhren gestohlen hat. Sie konnte es nicht lassen, vor sich selbst mit ihrer Schlauheit zu prahlen. Alles hat sie aufgeschrieben und dann immer wieder gelesen, um sich selbst auf die Schulter zu klopfen. So einen Triumph hätte sie bestimmt nicht unerwähnt gelassen. Lesen Sie die Tagebücher.«
    Duggan verzog keine Miene. »Das werde ich tun. Wissen Sie denn, wo sie sie aufbewahrt hat? Das würde mir die Mühe sparen, nach ihnen zu

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