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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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von Anfang an vorgehabt hatte, Gerald zu töten, und ich ihr das Mittel dazu geliefert hatte.« Sie zog ein Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. »Ich war so entsetzt, dass James sofort erriet, was ich getan hatte. Ich glaube allerdings, er hat es immer gewusst. In vieler Hinsicht waren er und Mathil da sich sehr ähnlich.«
    Cooper schwamm der Kopf. Es gab da so viele ungel öste Fragen. »Weshalb hätte sich jeder Arzt geweigert, Gerald Cavendish Barbiturate zu verschreiben? Ich habe mir den Bericht des Coroners angesehen. Es bestand nie ein Verdacht auf Mord, es ging immer nur darum, ob es ein Unglücksfall oder Selbstmord war.«
    »Gerald war ...« Jane suchte nach dem passenden Wort, »schwachsinnig, würde man wohl sagen, wie die Spedes, geistig zurückgeblieben. Deshalb hatte er ja keine Verfügungsgewalt über das Vermögen, es sollte für William bewahrt werden. Mathildas Großvater hatte Angst, Gerald würde es an den Nächstbesten verschenken. Aber ich habe eigentlich nie verstanden, wie es zwischen ihm und Mathilda zu intimen Beziehungen kam. Er war ein bedauernswerter Mensch. Ich habe immer angenommen, ihr Vater habe sie dazu gezwungen, um dadurch irgendwie sein Erbe zu schützen, aber James sagte, das Ganze sei Mathildas Idee gewesen. Ich glaube das nicht. James hat sie so gehasst, dass er ihr alles nachgesagt hätte, um sie schlechtzumachen.«
    Cooper sch üttelte verwirrt den Kopf. Wie ereignislos sein eigenes Leben war im Vergleich zu den Qualen, die diese grauhaarige mütterliche Frau, die so harmlos aussah, durchgemacht hatte. »Warum haben Sie James Gillespie überhaupt in Hongkong besucht, wenn Ihr Mann eine Affäre mit seiner Frau gehabt hatte? Ich kann mir nicht vorstellen, dass da noch eine Freundschaft bestanden hat.«
    »Wir haben ihn nicht besucht. Wir hatten keine Ahnung, dass James nach Hongkong gegangen war. Mathilda hat es uns nie erzählt - weshalb hätte sie es auch tun sollen? -, und wir sind nach dieser Affäre zwischen Paul und Mathilda von hier weg nach Southampton gezogen. Ich wurde Lehrerin, und Paul hat für eine Schifffahrtsgesellschaft gearbeitet. Wir hatten das alles hinter uns gelassen. Aber dann musste Paul geschäftlich nach Hongkong und hat mich mitgenommen.« Sie schüttelte den Kopf bei der Erinnerung. »Und praktisch der erste, der uns über den Weg lief, als wir ankamen, war James Gillespie. Die englische Kolonie war so klein« - sie hob mit einer hilflosen Geste die Hände -, »dass eine Begegnung unvermeidlich war. Hätten wir auch nur die geringste Ahnung gehabt, dass er dort lebte, wären wir niemals dorthin gereist. Das Schicksal kann sehr grausam sein, Sergeant.«
    Dem konnte er nicht widersprechen. »Aber warum sind Sie hierher zurückgekommen, Mrs. Marriott, wenn Sie wussten, dass Mrs. Gillespie hier lebte? Haben Sie damit das Schicksal nicht ein zweites Mal herausgefordert?«
    »Doch«, antwortete sie einfach, »aber was hätte ich tun sollen? Paul weiß von alledem nichts, Sergeant, und er stirbt - langsam - an einem Emphy sem. Wir hatten unser Haus hier behalten - es war das Haus seiner Eltern, und er hing zu sehr an ihm, um es zu verkaufen, darum haben wir es damals vermietet -, und vor f ünf Jahren, als er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging, bat er mich, mit ihm hierher zurückzukehren.« Wieder wurden ihre Augen feucht. »Er sagte, wegen Mathilda brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, das einzige, was er je für sie empfunden habe, sei Mitleid gewesen. Geliebt habe er immer nur mich. Wie konnte ich ihm da sagen, was tatsächlich geschehen war? Ich glaubte ja immer noch, sein Kind wäre tot.« Sie drückte sich das Taschentuch an die Augen. »Erst als ich zu Mathilda ins Cedar House ging und sie nach James fragte, sagte sie mir, dass sie das Kind damals zur Adoption freigegeben habe.« Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Es war ein Junge, und er lebt heute noch irgendwo in England.«
    Cooper verfiel einen Moment in gr üblerisches Nachdenken über die traurige Ironie des Schicksals. War es die Vorsehung, Gott oder der Zufall, die manche Frauen fruchtbar machten und andere unfruchtbar? Mit tiefem Widerstreben führte er sie in dem Bewusstsein, wie gering die Chance war, dass das, was sie ihm berichtet hatte, geheim bleiben würde, zu dem Tag zurück, an dem Mathilda gestorben war.
    Ich bin schon wieder schwanger, ekelhaft, widerlich. Kaum sechs Monate, nachdem ich den Bastard zur Welt gebracht habe, bin ich schon mit dem

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