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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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T ür zwischen Küche und Flur. »Was wollen Sie?«
    Er las ihr die Worte von den Lippen ab und wies zur Hintert ür. »Lassen Sie mich rein«, sagte er lautlos, die Worte deutlich mit dem Mund formend.
    Janes Augen verengten sich ein wenig, als sie zur ückblickte. »Wissen Sie, man kann Mathilda nicht nach dem beurteilen, was die Leute heute über sie sagen. Sie haben vergessen, wie schön sie als junge Frau war, wie geistreich, und wie viele Männer sie umworben haben. Sie war das begehrens werteste M ädchen in der ganzen Gegend - ihr Vater war Parlamentsmitglied, ihr Onkel war reich -« sie zuckte die Achseln. »Sie hätte jeden heiraten können.«
    »Warum hat sie das dann nicht getan?«
    »Damals glaubten alle, sie hätte es auf etwas Besonderes abgesehen, einen Titel oder einen großen Besitz, aber ich hatte immer den Verdacht, dass was anderes dahintersteckte. Ich hab sie oft auf Festen beobachtet, und mir wurde damals schon klar, dass es ihr zwar Spaß machte, zu flirten und im Mittelpunkt zu stehen, dass sie aber Berührungen von Männern nicht ertragen konnte.«
    »Weiter«, drängte Cooper nach einer kleinen Pause.
    »Erst zehn Jahre später, als mein Mann und ich James in Hongkong trafen und er uns die Wahrheit über Joannas Familie sagte, habe ich begriffen, warum das so war.« Sie seufzte. »Das heißt, was damals geschehen ist, weiß ich bis heute nicht, weil Kindesmissbrauch und Inzest damals natürlich absolute Tabuthemen waren. James war der Überzeugung, sie hätte Gerald ermutigt, aber das habe ich nie geglaubt. In dieser einen Hinsicht hat sie mir immer leid getan. Diese Geschichte hat sie emotional verkrüppelt.«
    »Sie wissen also schon sehr lange, dass Mrs. Lascelles nicht James Gillespies Tochter ist?«
    »Ja.«
    »Wusste Mrs. Gillespie, dass Sie die Wahrheit wussten?«
    »O ja.«
    »Beunruhigte sie das nicht?«
    »Sie wusste, dass ich es keinem Menschen sagen würde.«
    »Wie konnte sie das wissen?«
    »Sie wusste es eben«, antwortete Jane kurz.
    Wie hatte James Gillespie es genannt? Versicherung auf Gegenseitigkeit.
    Noch w ährend die Hintertür langsam hinter ihm zufiel, umfasste Jack mit seiner großen Hand ohne jede Vorwarnung Joannas Hals und schob sie durch die Küche in den Flur hinaus. »Hat Sie das, was mit Mathilda passiert ist, eigentlich überhaupt nichts gelehrt, Sie dumme Gans?« zischte er wütend.
    Cooper nahm eine Zigarette heraus, erinnerte sich, wo er sich befand, und schob sie wieder in die Packung. »Waren Sie selbst mit Mr. Gillespie befreundet oder war es Ihr Mann?« fragte er Jane.
    »Paul und James waren zusammen im Krieg, aber ich kannte ihn auch sehr lange.«
    »Warum war es für Sie so ein Schock, ihn an jenem Tag aus dem Cedar
    House. kommen zu sehen? “
    »Ich hatte immer gehofft, er sei tot.« Sie seufzte. »Ich weiß, Sie haben mit ihm gesprochen. Sarah hat es mir erzählt. Hat er Ihnen etwas gesagt?«
    »Worüber, Mrs. Marriott?«
    Sie l ächelte müde. »Das wüssten Sie schon, wenn er es Ihnen gesagt hätte, Sergeant.«
    »Dann wird er es mir wohl nicht gesagt haben«, sagte Cooper. »Aber da Sie offenbar fürchten, dass er es tun wird, wäre es vielleicht besser, wenn Sie selbst gleich reinen Tisch machen. Ich vermute, es handelt sich um etwas, von dem nur Sie, er und Mathilda Gillespie wussten. Sie waren sicher, dass Mrs. Gillespie nichts sagen würde, weil Sie dann die Wahrheit über Joannas Vater hätten aufdecken können, aber bei Mr. Gillespie liegt die Sache anders. Sie haben kein Druckmittel gegen ihn, deshalb waren Sie auch so erschrocken, ihn wieder hier zu sehen und suchten Mrs. Gillespie auf, um herauszufinden, ob er die Katze aus dem Sack lassen würde. Habe ich recht?«
    Joanna zeigte nur den leisesten Anflug von Beunruhigung, ehe sie sich l ässig an die Wand lehnte und ihn triumphierend in die Augen sah. »Ich wusste, Sie würden zurückkommen.«
    Er sagte nichts, sah ihr nur forschend in das sch öne Gesicht und staunte wieder über seine makellose Vollkommenheit. Es war das Gesicht der Madonna von Michelangelos Pietä, das Gesicht einer Mutter, die in stille Betrachtung des Körpers ihres geliebten Sohns vertieft ist, ein Bild von solcher Reinheit, dass es ihm die Tränen in die Augen getrieben hatte, als er es zum ersten Mal gesehen hatte. Jahrelang hatte er sich über die Frau Gedanken gemacht, die der Madonna ihr Gesicht gegeben hatte. Hatte es sie wirklich gegeben? Oder war sie ein Produkt von Michelangelos Phantasie? Bis er

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