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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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haben mir alles gesagt, was Sie über Mrs. Lascelles wissen, sogar dass Sie persönlich sie verachten. Ich habe mir Ihr Porträt genau angesehen, während wir uns über Othello und Jago unterhielten, und aus jedem Detail blickte mir eine schwache und völlig zersplitterte Persönlichkeit entgegen, die in ihrer Existenz« - mit den Händen zeichnete er einen Rahmen in die Luft - »ganz auf Stimulanz von außen angewiesen ist. Ich habe die blassen Farben und die verzerrten Formen von Joannas Porträt mit der Kraft von Mathildas und Sarahs verglichen und gesehen, dass Sie eine Frau ohne Substanz gemalt haben. Die einzige Realität, die Sie wahrnehmen, ist eine reflektierte Realität, mit anderen Worten, eine Persönlichkeit, die sich nur künstlich äußern kann. Also Drogen oder Alkohol, dachte ich mir.«
    »Sie lügen wie gedruckt«, beschuldigte Jack ihn grob. »Smollett, dieser Mistkerl, hat es Ihnen gesagt. Verdammt noch mal, Cooper, nicht einmal ich habe das alles gesehen, und ich habe schlie ßlich das Bild gemalt.«
    Cooper lachte glucksend. »Es ist alles da, mein Freund, glauben Sie mir. Mr. Smollett hat mir kein Wort gesagt.« Sein Gesicht wurde ernst. »Aber Sie hatten kein Recht, Sie beide hatten kein Recht, diese Informationen zurückzuhalten. Wir haben es schließlich mit einem Mordfall zu tun.« Er sah Sarah an. »Und Sie hätten sie neulich Nachmittag keinesfalls darauf ansprechen sollen, Dr. Blakeney, wenn ich das mal sagen darf. Solche Menschen sind unberechenbar, und Sie waren allein mit ihr im Haus.«
    »Sie nimmt kein LSD, Cooper, sie nimmt Valium. Aber woher wissen Sie überhaupt, dass ich sie darauf angesprochen habe?«
    »Weil ich Polizeibeamter bin, Dr. Blakeney, und Sie reichlich schuldbewusst aussahen. Wie kommen Sie darauf, dass sie nur Valium nimmt?«
    »Das hat sie mir gesagt.«
    Cooper verdrehte seine Augen zum Himmel. »Eines Tages werden Sie hoffentlich lernen, nicht so leichtgläubig zu sein, Dr. Blakeney.«
    »Ja, was nimmt sie denn dann?« fragte Jack. »Ich habe auch auf Tranquilizer getippt. Sie spritzt jedenfalls nicht. Ich habe mehrere Aktzeichnungen von ihr gemacht, und sie hatte am ganzen Körper nicht ein einziges Mal.«
    »Das kommt ganz darauf an, wo Sie danach gesucht haben. Sie hat Geld genug, um auf Hygiene zu achten. Probleme gibt es, wenn man schmutzige Nadeln in schmutzigen Toiletten benutzen muss. Wo haben Sie überhaupt nachgesehen? An Armen und Beinen?« Jack nickte. »Die Venen im Schambereich?«
    »Nein«, gab er zu. »Ich hatte sowieso schon genug Schwierigkeiten mit ihr, da wollte ich sie nicht noch ermutigen, indem ich auf das verdammte Ding starre.«
    Cooper nickte. »Ich habe unter den Dielenbrettern in ihrem Zimmer eine halbe Apotheke gefunden. Tranquilizer, Barbiturate, Amphetamine und beträchtliche Mengen von Heroin und Spritzen. Meiner Ansicht nach ist sie schon seit Jahren süchtig. Allein mit dem Geld, das sie regelmäßig von ihrer Mutter bekommen hat, hätte sie das, was sie da auf Lager hatte, nicht bezahlen können. Und auch nicht mit ihrem Einkommen als Floristin. Ich denke, der anonyme Brief von Duncan und Violet Orloff hat es klar gesagt. Joanna ist ein hochklassiges Callgirl und verdient sich mit Prostitution das Geld für ihre Sucht, die vermutlich angefangen hat, als sie Steven Lascelles heiratete.«
    »Aber sie sieht so« - Sarah suchte nach dem treffenden Wort - »unbefleckt aus.«
    »Nicht mehr lange«, sagte Cooper zynisch. »Sie wird bald feststellen, wie es ist, in der realen Welt zu leben, wo es keine Mathilda gibt, die dafür sorgt, dass das Portemonnaie gefüllt ist. Wenn die Lage verzweifelt wird, f ängt man an, nachlässig zu werden.« Er tätschelte Sarah die Hand. »Vergeuden Sie Ihr Mitgefühl nicht an sie. Sie hat ihr Leben lang nur genommen, und jetzt hat ihre Mutter sie, wenn auch ziemlich spät, gezwungen, dieser Tatsache ins Auge zu sehen.“
    Es ist wirklich absurd, Gerald hat pl ötzlich ein Gewissen bekommen. »Nicht mehr, Matty, bitte«, sagte er und brach in Tränen aus. »Wir kommen in die Hölle für das, was wir getan haben.« Die Undankbarkeit des Mannes ist unglaublich. Bildet er sich etwa ein, es macht mir Vergnügen, von einem sabbernden Schwachsinnigen betatscht zu werden? Da steckt natürlich Vater dahinter. Er hat gestern völlig die Beherrschung verloren und angefangen, Gerald zu beschimpfen. Jetzt will Gerald wieder zurück zu dem Flittchen, das ihn das erste Mal verführt hat, und diesmal, sagt er, wird

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