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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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anbieten: Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag. Vorzugsweise in meiner Kanzlei, wir kommen, wenn nötig, aber auch nach Long Upton. Ich muss Sie allerdings darauf aufmerksam machen, dass die Testamentsvollstrecker berechtigt sind, Spesen zu berechnen.« Er strahlte Sarah aufmunternd an, während er auf eine Antwort wartete. Die schwelende Feindseligkeit im Raum schien ihn gar nicht zu berühren.
    Sarah versuchte erst einmal, ihre f ünf Sinne wieder zusammenzubekommen. »Kann ich bei all dem auch ein Wörtchen mitreden?«
    »Was betreffend, Dr. Blakeney?«
    »Das Testament betreffend.«
    »Sie meinen, ob Sie die Erbschaft ausschlagen können?«
    »Richtig.«
    »Es gibt eine Alternativ-Verfügung, die Sie auf der letzten Seite des Dokuments finden.« Joanna und Ruth raschelten mit ihren Kopien. »Wenn Sie aus irgendeinem Grund die Erbschaft nicht annehmen, sollen wir, gemäß Mrs. Gillespies Weisung, ihren gesamten Besitz verkaufen und den Erlös dem Seton-Heim für alte und kranke Esel zukommen lassen. Sie hat gesagt, wenn Sie ihr Geld nicht haben wollen, sollte es wenigstens verdienten Eseln zugute kommen.«
    Er beobachtete Sarah scharf, und sie hatte den Eindruck, dass er doch nicht ganz so gelassen war, wie er sich gab. Er erwartete, dass diese Bemerkung sie an etwas erinnern würde. »Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag, Dr. Blakeney? Ich möchte darauf hinweisen, dass ein baldiges Gespräch wichtig ist. Es ist ja beispielsweise die Zukunft von Mrs. und Miss Lascelles zu bedenken. Mrs. Gillespie war klar, dass sie sich zur Testamentseröffnung im Cedar House aufhalten würden, und wollte nicht, dass wir, die Testaments- Vollstrecker, die sofortige R äumung des Besitzes von ihnen verlangten. Einzig aus diesem Grund und ohne die Absicht, jemanden zu beleidigen -« er lächelte die beiden Frauen liebenswürdig an -, »wurde die Bestandsaufnahme veranlasst. Ich bin sicher, keinem von uns liegt an einem Streit darüber, was zur Zeit von Mrs. Gillespies Tod im Haus war und was nicht.«
    »Das ist ja echt toll«, sagte Ruth scharf. »Jetzt beschuldigen Sie uns auch noch des Diebstahls.«
    »Keineswegs, Miss Lascelles. Das ist das übliche Verfahren, glauben Sie mir.«
    Ihr Mund bekam einen häss lichen Zug. »Wieso ist unsere Zukunft hier überhaupt noch von Belang? Ich dachte, wir hätten aufgehört zu existieren.« Sie ließ ihren Zigarettenstummel absichtlich auf den Perserteppich fallen und zerrieb ihn unter ihrem Absatz.
    »Soweit ich unterrichtet bin, Miss Lascelles, haben Sie am Internat noch zwei Trimester bis zu Ihrer Abschlussprüfung. Bisher hat Ihre Großmutter das Schulgeld bezahlt. Ihr Testament enthält jedoch keine Verfügung hinsichtlich weiterer Zuwendungen für Ihre Ausbildung. Ob Sie in Southcliffe bleiben können oder nicht, hängt unter diesen Umständen also vielleicht ganz von Dr. Blakeney ab.«
    Joanna hob den Kopf. »Oder von mir«, sagte sie kühl. »Ich bin schließlich ihre Mutter.«
    Es blieb einen Moment still, dann lachte Ruth bitter. »Mein Gott, mach dich doch nicht lächerlich. Kein Wunder, dass Großmutter dir ihr Geld nicht hinterlassen wollte. Womit willst du denn das Internat bezahlen, liebste Mutter? Du bekommst in Zukunft kein Geld mehr, weißt du, und du glaubst doch nicht im Ernst, dass deine reizenden kleinen Blumenarrangements dir viertausend pro Trimester einbringen werden, oder?«
    Joanna l ächelte dünn. »Wenn ich das Testament anfechte, wird ja wohl vorläufig erst einmal alles weiter seinen normalen Gang gehen.« Sie warf Paul Duggan einen fragenden Blick zu. »Können Sie Dr. Blakeney das Geld geben, wenn ich ebenfalls Ansprüche darauf erhebe?«
    »Nein«, antwortete er, »aber im Fall eines Rechtsstreits werden auch Sie nichts bekommen. Sie bringen mich in eine schwierige Lage, Mrs. Lascelles. Ich war der Anwalt Ihrer Mutter, nicht der Ihre. Ich kann nur sagen, dass hier Termine einzuhalten sind, und ich würde Ihnen dringend raten, unverzüglich mit einem Anwalt zu sprechen. Es wird nicht, wie Sie es formuliert haben, alles weiter seinen normalen Gang gehen.«
    »Mit anderen Worten, Ruth und ich verlieren auf jeden Fall?«
    »Nicht unbedingt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht recht.«
    Ruth sprang aus dem Sofa und rannte w ütend zum Fenster. »Herrgott noch mal, bist du denn v öllig vernagelt? Wenn du schön brav bist, Mutter, kriegt Dr. Blakeney vielleicht so ein schlechtes Gewissen, dass sie uns weiterhin finanziert. So ist es doch, stimmt's?« Sie

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