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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Polizei leichtfallen zu glauben, dass du, wenn du schon vor Diebstahl nicht zurückgeschreckt bist, auch vor Mord nicht zurückschrecken würdest. Ich würde also vorschlagen, dass wir beide schön den Mund halten.«
    Danach wurde eine T ür zugeknallt, so heftig, dass Violet die Erschütterung in ihrer Küche spürte.
    Jack sa ß auf seinem Hocker und rieb sich das unrasierte Kinn, während er unter halbgeschlossenen Lidern hervor den Polizeibeamten anblinzelte. Diabolisch, dachte Cooper, passt gut zu ihm. Er war sehr dunkel, mit blit zenden Augen in einem scharf geschnittenen Gesicht, aber f ür einen Dracula hatte er zu viele Lachfältchen. Wenn dieser Mann ein Teufel war, dann ein lustiger. Er erinnerte Cooper an einen unverbesserlichen irischen Gauner, den er im Lauf von zwanzig Jahren unzählige Male verhaftet hatte. Er hatte das gleiche »Nehmt-mich-gefälligst-wie-ich-bin« im Gesicht, einen Ausdruck derart beunruhigender Herausforderung, dass man ihn unmöglich ignorieren konnte. Er fragte sich mit plötzlicher Neugier, ob dieser gleiche Blick auch aus Mathilda Gillespies Augen geschaut hatte. In dem Video war es ihm nicht aufgefallen, aber die Kamera log ja immer. Täte sie es nicht, würde sich kein Mensch fotografieren lassen.
    »Ich mach's«, sagte Jack abrupt.
    Cooper runzelte die Stirn. »Was, Mr. Blakeney?«
    »Ich male Sie und Ihre Frau. Für zweitausend Pfund. Aber ich knüpfe Sie am nächsten Laternenpfahl auf, wenn Sie verraten, was Sie zahlen.« Er streckte beide Arme zur Decke hinauf, um die Muskeln seines Rückens zu entspannen. »Zweitausend von Ihnen sind immer so viel wert wie zehntausend von Leuten wie Mathilda. Vielleicht ist ein gleitendes Honorar gar keine so üble Idee. Der Wert des Gemäldes sollte sich nach der Größe des Lochs richten, das es dem Modell in der Tasche macht, und nicht nach meiner willkürlichen Einschätzung.« Er zog leicht spöttisch die Augenbrauen hoch. »Welches Recht habe ich, armen Pfarrern und Polizeibeamten Schönheit vorzuenthalten? Da bist du doch sicher meiner Meinung, nicht, Sarah?«
    Sie sch üttelte den Kopf. »Warum musst du immer so beleidigend sein?«
    »Dem Mann gefällt meine Arbeit, also biete ich ihm ein subventioniertes Porträt von ihm und seiner Ehefrau in Blau, Dunkelrot, Grün und Gold an. Was ist daran beleidigend? Ich würde es ein Kompliment nennen.« Er betrachtete Cooper mit Erheiterung. »Rot steht übrigens für die Libido. Je stärker die Sinnlichkeit, desto tiefer das Rot. Aber vergessen Sie nicht, ich male Sie so, wie ich Sie sehe, nicht wie Sie selbst sich sehen. Ihrer Frau werden vielleicht alle Illusionen zerstört werden, wenn ich Sie tiefrot male und sie blasslila.«
    Cooper lachte. »Oder umgekehrt.«
    Jacks Augen blitzten. »Genau. Ich schmeichle nicht. Wenn Ihnen das klar ist, können wir ins Geschäft kommen.«
    »Und vermutlich brauchen Sie im Moment das Geld, Sir. Verlangen Sie vielleicht zufällig Barzahlung im Voraus?«
    Jack l ächelte. »Selbstverständlich. Bei diesem Preis können Sie kaum was andres erwarten.«
    »Und welche Garantie hätte ich, dass das Porträt jemals fertiggestellt werden würde?“
    »Mein Wort. Als Ehrenmann.«
    »Ich bin Polizeibeamter, Mr. Blakeney. Ich traue so leicht dem Wort von niemandem.« Er wandte sich an Sarah. »Sie sind eine ehrliche Frau, Dr. Blakeney. Ist Ihr Mann ein Ehrenmann?«
    Sie sah Jack an. »Das ist eine sehr unfaire Frage.«
    »Ich finde sie ganz in Ordnung«, sagte Jack. »Es geht hier immerhin um zweitausend Pfund. Der Sergeant hat jedes Recht, sich abzusichern. Antworte ihm.«
    Sarah zuckte die Achseln. »Na, schön. Wenn Sie mich fragen, ob er Ihr Geld einstecken und abhauen wird - nein, das wird er nicht tun. Er wird Ihnen Ihr Bild malen, und er wird seine Sache gut machen.«
    »Aber?« hakte Jack nach.
    »Du bist kein Ehrenmann. Du bist viel zu gedankenlos und rücksichtslos. Du respektierst keine Meinung außer deiner eigenen, du bist illoyal und unsensibel. Kurz und gut« - sie lächelte verzerrt -, »du bist in allem außer deiner Kunst ein Scheißkerl.«
    Jack stie ß mit einem Finger nach Cooper. »Also, habe ich einen Auftrag, Sergeant, oder wollten Sie nur die Gefühle meiner Frau ein bisschen aufrühren, um sie dazu zu bringen, dass sie über mich die Katze aus dem Sack lässt?«
    Cooper zog einen Stuhl heran und bot ihn Sarah an. Als sie mit einem Kopfsch ütteln ablehnte, ließ er sich mit einem Seufzer der Erleichterung selbst darauf nieder. Er wurde

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