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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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aufgefordert.«
    »Hätten Sie es getan, wenn sie Sie aufgefordert hätte?« Die Frage war heraus, noch ehe Cooper überlegen konnte, ob sie klug war.
    Jacks Miene war unergr ündlich. »Ist das für Ihren Fall von Belang?«
    »Mich interessiert Ihr Charakter, Mr. Blakeney.«
    »Ich verstehe. Und was würde meine Bereitschaft, mit einer alten Frau zu schlafen, Ihnen über mich sagen? Dass ich pervers bin? Oder mitfühlend bis zur Selbstverleugnung?«
    Cooper lachte kurz. »Ich würde sagen, es wäre ein Hinweis darauf, dass Sie mal zum Augenarzt gehen sollten. Selbst im Dunkeln dürfte Mrs. Gillespie wohl kaum mit einer sechzehnjährigen Jungfrau zu verwechseln gewesen sein.« Er holte seine Zigaretten heraus. »Stört es Sie?«
    »Nein. Bitte.« Er stieß mit dem Fuß den Papierkorb durchs Zimmer.
    Cooper z ündete an. »Mrs. Gillespie hat Ihrer Frau eine Dreiviertelmillion Pfund hinterlassen, Mr. Blakeney. Wussten Sie das?«
    »Ja.«
    Das hatte Cooper nicht erwartet. »Mrs. Gillespie hat Ihnen also gesagt, was sie plante?«
    »Nein.« Jack setzte sich wieder auf den Hocker. »Ich habe gerade zwei reizende Stunden im Cedar House verbracht.« Er starrte Sarah mit unbewegtem Gesicht an. »Joanna und Ruth leiden unter der irrigen Annahme, ich h ätte Einfluss auf meine Frau und haben sich deshalb größte Mühe gegeben, ihren Charme spielen zu lassen.«
    Cooper kratzte sich am Kinn und fragte sich, warum Sarah Blakeney sich das alles gefallen lie ß. Der Mann spielte mit ihr wie die Katze mit der Maus. Das Rätselhafte war nicht, weshalb sie sich so plötzlich zur Scheidung von ihm entschlossen hatte, sondern weshalb sie ihn so lange ertragen hatte. Und doch war da zugleich ein Gefühl, als hinge die Herausforderung irgendwie in der Luft. Die Katze bleibt ja nur interessiert, solange die Maus das Spiel mitmacht, und Cooper hatte den deutlichen Eindruck, dass Jack Blakeney seine Frau als Spielverderberin ansah.
    »Wussten Sie es vorher schon?«
    »Nein.«
    »Überrascht es Sie?«
    »Nein.«
    »Dann kommt es öfters vor, dass Patienten Ihrer Frau Geld hinterlassen?«
    »Soviel ich weiß, nicht.« Er grinste den Sergeant an. »Wenn ja, dann hat sie mir nie was davon erzählt.«
    »Wieso sind Sie dann nicht überrascht?«
    »Nennen Sie mir einen guten Grund, warum ich es sein sollte. Wenn Sie mir erzählt hätten, dass Mathilda ihr Geld dem Polizeifonds oder einem Spiritistenverein hinterlassen habe, hätte mich das genauso wenig überrascht. Es war ihr Geld, sie konnte damit tun, was ihr beliebte. Natürlich bin ich froh, dass gerade die Frau« - er versah das Wort mit beleidigender Betonung - »das große Los gezogen hat. Das macht mir einiges wesentlich leichter. Ich geb gern zu, dass ich im Moment etwas knapp bei Kasse bin.«
    Sarah musterte ihn von Kopf bis Fu ß mit zornigem Blick. »Mein Gott, Jack, wenn du wüsstest, wie nah ich dran bin, dir in deinen selbstgefälligen Bauch zu schlagen.«
    »Ah«, murmelte er, »endlich Leidenschaft.« Er stand auf und trat mit ausgebreiteten Armen vor sie hin. »Bitte, tu dir keinen Zwang an.«
    Zu seiner Überraschung kam sie der Aufforderung nach. Aber sie schlug ihn nicht in den Bauch, sondern stieß ihm das Knie zwischen die Beine. »Das nächstemal«, sagte sie zähneknirschend, »schlag ich dir Mathildas Bild über den Schädel. Und das wäre wirklich jammerschade, weil es wahrscheinlich dein bisher bestes ist.«
    »Verdammt noch mal, Sarah, das tut sauweh!« brüllte er, die Hände an seinen Hoden, und ließ sich auf den Hocker fallen. »Ich wollte Leidenschaft, nicht Kastration.«
    Sarahs Augen verengten sich. »Es sollte weh tun, du Idiot. Glaub ja nicht, dass du an Mathildas Geld rankommst. Und von meinem kriegst du bestimmt nichts, wenn ich es verhindern kann. Halbe-halbe? Vergiss es! Eher verkauf ich alles und vermach das Geld einem Katzenasyl! «
    Er schob seine Finger in eine Tasche seiner Levi's und zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus. »Mein Vertrag mit Mathilda«, sagte er und hielt es ihr mit einer Hand hin, während er sich mit der anderen vorsichtig massierte. »Die alte Schachtel ist abgekratzt, bevor sie mich bezahlt hatte. Ich denke, jetzt schulden mir die Testamentsvollstrecker zehntausend, und die Erbin bekommt das Bild. Mensch, Sarah, mir ist richtig schlecht. Ich glaub, du hast mich ernstlich verletzt.«
    Sie ignorierte ihn, um zu lesen, was auf dem Papier stand. »Das sieht koscher aus«, sagte sie.
    »Es ist koscher. Keith hat es

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