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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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im Hals stecken. Doktor Dolittle, dieser alte Esel, wieherte mir schließlich die freudige Nachricht ins Gesicht, dass Jane und Paul nach dem Tod ihres Mieters wieder ins Rossett House gezogen sind. Paul ist, wie ich hörte, invalide - chronisches Emphysem. Ihm werden die Ruhe und der Frieden in Fontwell nach den Strapazen Southamptons sicher guttun. Aber was mache ich mit Jane? Wird sie reden? Schlimmer noch, wird sie mich verraten? »Und wohnt kein Mitleid droben in den Wolken, das in die Tiefe meines Jammers schaut?«
    Mir w äre nicht so verzweifelt zumute, wenn Ruth nicht in die Schule zurückgekehrt wäre. Das Haus ist leer ohne sie. Es gibt zu viele Geister hier, und die meisten finden keine Ruhe. Gerald und mein Vater verfolgen mich erbarmungslos. Es gibt Momente, nicht viele, da bedauere ich ihren Tod. Aber meine ganze Hoffnung ruht auf Ruth. Sie ist klug für ihre Alter. Die Cavendishs werden doch noch etwas Gutes hervorbringen, ich bin sicher. Wenn nicht, ist alles, was ich getan habe, vergeudet.
    »Leise, kein Flüstern, es ist schon spät! Mathilda Gillespie spricht ihr Gebet.« Ich habe in letzter Zeit so entsetzliche Kopfschmerzen. Vielleicht war nie Joanna die Verrückte, sondern nur ich ...

10
    Ruth, die man aus der Chemiestunde geholt hatte, trat in das Zimmer, das die Hausmutter Sergeant Cooper zur Verf ügung gestellt hatte, und blieb an die Tür gelehnt stehen. »Warum mussten Sie hierherkommen?« fragte sie. »Das ist peinlich. Ich hab Ihnen alles gesagt, was ich weiß.« Sie trug keine Schuluniform und sah mit den zurückgekämmten Haaren, die zu einem strengen Knoten gedreht waren, älter aus als siebzehn.
    Cooper konnte verstehen, dass sein Besuch ihr Verlegenheit bereitete. In jeder Schule saß man wie in einem Goldfischglas, und ganz besonders in einem Internat. »Polizeiermittlungen lassen sich meistens nicht fein säuberlich abwickeln. Da gibt es zu viele lose Fäden«, erklärte er entschuldigend. Er wies zu einem Stuhl. »Setzen Sie sich bitte, Miss Lascelles.«
    Unwillig kam sie seiner Aufforderung nach, und er erhaschte einen kurzen Blick auf die schlaksige Halbw üchsige, die sich hinter der Hülle äußerer Blasiertheit verbarg. Er ließ sich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder und musterte sie ernst, aber nicht unfreundlich.
    »Vor zwei Tagen haben wir einen Brief über Sie bekommen«, begann er. »Es war ein anonymer Brief. Darin hieß es, Sie seien an dem Tag, an dem Ihre Großmutter gestorben ist, im Cedar House gewesen und Sie hätten ein Paar Ohrringe gestohlen. Ist davon etwas wahr, Miss Lascelles?«
    Ihre Augen weiteten sich, aber sie antwortete nicht.
    »Seither«, fuhr er freundlich fort, »habe ich aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass Ihre Großmutter Sie für eine Diebin hielt. Sie beschuldigte Sie, ihr Geld gestohlen zu haben. Haben Sie das getan?«
    Sie wurde blass . »Ich möchte einen Anwalt.«
    »Warum?«
    »Ich hab' das Recht darauf.«
    Mit einem Nicken stand er auf. »In Ordnung. Haben Sie einen eigenen Anwalt? Wenn ja, können Sie Ihrer Hausmutter die Nummer geben und sie bitten, ihn anzurufen. Wenn nicht, wird sie sicher gern den Anwalt anrufen, mit dem die Schule zusammenarbeitet. Die Kosten wird man vermutlich mit dem Schulgeld abrechnen.« Er ging zur Tür. »Vielleicht ist sie auch bereit, selbst an der Besprechung teilzunehmen, um Ihre Interessen zu wahren. Ich habe weder gegen das eine noch gegen das andere etwas einzuwenden.«
    »Nein«, rief sie scharf. »Ich will einen Pflichtanwalt.«
    »Was für einen Pflichtanwalt?« Er fand ihre Durchsichtigkeit merkwürdig rührend.
    »So einen Anwalt, den die Polizei stellt.“
    Er lie ß sich das schweigend durch den Kopf gehen. »Sprechen Sie von den Pflichtanwälten, die in Polizeidienststellen jederzeit auf Abruf bereit sind, um solche Leute zu betreuen, die keinen eigenen Rechtsvertreter haben?«
    Sie nickte.
    »Das ist beim besten Willen ausgeschlossen, Miss Lascelles«, sagte er mit echtem Bedauern, wie es schien. »Die Zeiten sind hart, wir stecken mitten in einer Rezession, und Sie sind eine privilegierte junge Frau, die von Leuten umgeben ist, die nur zu bereit sind, darauf zu achten, dass Ihre Rechte nicht verletzt werden. Wir werden Ihre Hausmutter bitten, sich mit einem Anwalt in Verbindung zu setzen. Sie wird das bestimmt sofort tun. Abgesehen von allem anderen, wird es ihr ein Anliegen sein, keinerlei Unannehmlichkeiten nach außen dringen zu lassen. Sie muss schließlich an den Ruf der Schule

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