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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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wo man Sie in aller Ausführlichkeit über den Mord an Mrs. Mathilda Gillespie vernehmen wird.« Er schob seine Papiere zusammen und steckte sie ein.
    »Scheiße!« sagte Hughes wütend. »Was erzählen Sie mir da für einen Quatsch? Sie haben gesagt, sie hat sich selbst umgebracht.«
    »Stimmt nicht. Sie wurde ermordet, und ich habe Anlass zu der Vermutung, dass Sie an diesem Mord beteiligt waren.«
    Hughes sprang auf. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich nie in der beschissenen Bude war. Außerdem ist der Wirt mein Alibi. Er hat mich auf seinem Parkplatz gesehen und er hat gesehen, wie ich Ruth abgeholt hab. Wie hätte ich die Alte ermorden können, wenn ich die ganze Zeit in meinem Wagen gehockt hab.«
    »Sie wurde nicht um halb drei ermordet. Sie wurde erst am Abend getötet.«
    »Am Abend war ich gar nicht dort.«
    »Ihr Wagen war aber dort. Der Wirt sagt, Sie seien an dem Abend wiedergekommen, und Sie haben, wie Sie selbst uns soeben gesagt haben, für den Abend des sechsten November kein Alibi. Sie sind rumgegurkt, wissen Sie noch?«
    »Ich war hier in Bournemouth, und mein Wagen auch.«
    »Beweisen Sie das.« Charlie Jones stand auf. »Solange Sie uns keine Beweise bringen, nehme ich Sie unter Mordverdacht in Gewahrsam.«
    »Das geht jetzt echt zu weit. Ich hetz Ihnen meinen Anwalt auf den Hals.«
    »Tun Sie das. Ein Anruf ist Ihnen von Learmouth aus gestattet.«
    »Weshalb hätt ich die alte Schraube umbringen sollen?«
    Charlie Jones zog eine buschige Braue hoch. »Weil Sie dafür bekannt sind, dass Sie Frauen terrorisieren. Diesmal sind Sie eben zu weit gegangen.«
    »Ich bring sie nicht um.«
    »Was tun Sie dann mit ihnen?«
    »Vögeln. Und sie kommen auf ihre Kosten. Ich hab bis jetzt keine Klagen gekriegt.«
    »Genau das hat wahrscheinlich der Yorkshire Ripper jedes Mal gesagt, wenn er mit Hammer und Meißel im Kofferraum nach Hause kam.«
    »Was erlauben Sie sich eigentlich?« rief Hughes und stampfte mit dem Fuß. »Ich hab ja die alte Schachtel nicht mal gekannt. Ich wollte sie gar nicht kennenlernen. Mann, Sie Schwein, wie kann ich jemanden umgebracht haben, den ich nicht mal gekannt hab?“
    »Sie wurden doch auch geboren, nicht wahr?«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Geburt und Tod, Hughes. Zufallsereignisse. Ihre Mutter kannte Ihren Vater nicht, aber Sie wurden trotzdem geboren. Dass Sie die Frau nicht gekannt haben, ist irrelevant. Sie waren am fraglichen Tag zur Stelle, Sie schickten Mrs. Gillespies Enkelin zu ihr zum Stehlen, und Mrs. Gillespie wusste es. Sie mussten sie mundtot machen, ehe sie mit uns reden konnte.«
    »So arbeite ich nicht.«
    »Wie arbeiten Sie dann?«
    Aber Hughes sagte kein Wort mehr.
    Ich habe Joanna und ihr Kind hierher geholt. Ich traute kaum meinen Augen, als ich nach London kam und die Zust ände sah. Joanna bemüht sich gar nicht mehr, für ihr Kind zu sorgen oder auch nur auf ein Mindestmaß an Sauberkeit zu achten. Sie ist offensichtlich nicht fähig, allein zu leben. Zwar war mir dieser elende Jude, den sie geheiratet hat, ein Gräuel, aber solange er lebte, war doch wenigstens ein gewisser Anschein von Normalität da.
    Ich f ürchte sehr, dass der Schock über Stevens Tod sie völlig aus dem Gleichgewicht geworfen hat. Heute Morgen war sie im Kinderzimmer und hielt ein Kissen über das Bettchen. Ich fragte, was sie da täte, und sie sagte: »Nichts«, aber ich bin sicher, hätte ich das Zimmer nur einige Minuten später betreten, so hätte das Kissen auf dem Gesicht des Kindes gelegen. Das Grauenvolle ist, dass ich mich selbst da stehen sah, wie ein schauriger Reflex in einem verzerrten Spiegel. Der Schock war ungeheuer. Vermutet Joanna etwas? Hat irgendjemand außer Jane eine Ahnung?
    Es gibt keine Heilung f ür den Wahnsinn, der durch Inzucht erzeugt wurde. »Widernatürliche Taten bringen widernatürliche Plagen hervor ...“

13
    Am folgenden Morgen, nachdem der letzte Patient gegangen war, marschierte Jane Marriott energisch in Sarahs Sprechzimmer und setzte sich mit Nachdruck in einen Sessel.
    Sarah blickte auf. »Sie sehen ja richtig zornig aus«, bemerkte sie, während sie irgendwelche Papiere unterzeichnete.
    »Ich bin auch zornig.«
    »Worüber denn?«
    »Über Sie.«
    Sarah verschr änkte die Arme. »Was habe ich angestellt?«
    »Sie haben Ihr Mitgefühl verloren.« Jane tippte auf ihre Uhr. »Ich weiß, ich habe Ihnen oft die Leviten gelesen, weil Sie sich für Ihre Patienten so viel Zeit genommen haben, aber ich habe Sie dafür

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