Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
Von Toppe und Ackermann nahm keiner Notiz.
    «Lass uns ma’ drinnen gucken», schlug Ackermann vor und stolzierte ins Haus.
    In der Küche hörte jemand den Feuerwehrfunk ab. Ackermann drückte die Tür auf. «Tach auch!»
    Ein paar Männer saßen um den Tisch herum, Dellmann, Ingenhaag war auch dabei und am Kopfende der alte Molenkamp in seinem Rollstuhl. Er winkte Dellmanns Sohn heran, der am Kühlschrank lehnte, und bellte ein paar Sätze auf Platt.
    «Wörtlich, Chef?», griente Ackermann.
    «Wenn’s geht.»
    «Also, er sagt: Setz die Telefonkette in Gang. Heut Abend um sechs Lagebesprechung in der Schule, alle Männer.»
    Dellmann schob seinen Stuhl zurück und presste beide Fäuste auf den Tisch. «Was hast du hier zu suchen, Jupp?»
    «Ich wollt’ bloß ma’ gucken.»
    «Mach, dass du von meinem Gehöft kommst!»
     
    Im Dorf war es unruhig.
    Alle möglichen Leute standen auf der Straße, redeten, gestikulierten. Irgendwo schrie ein Säugling. Eine merkwürdige Stimmung lag in der Luft, eine unterschwellige Euphorie, ähnlich wie letzte Woche bei der Belagerung. Toppe schauderte. Auch Klaus Voss stand draußen, ein Stück abseits von den anderen.
    «Tag, Herr Voss!» Toppe winkte. «Ganz schön viel Aufregung heute, was?»
    Voss zauderte, setzte sich aber dann doch in Bewegung.
    Ackermann tippte Toppe auf die Schulter – «Ich spring’ ma’ ebkes bei Bea Lentes rein, okay?» – und verschwand.
    Toppe reichte Voss die Hand, der ergriff sie zögerlich. «Wie geht’s?»
    «Wie soll es schon gehen?» Der unstete Blick beruhigte sich. «Der mit dem langen Mantel war gestern da, aber ich kann so Leute nicht ab, wenn ich ehrlich bin.»
    «Ach», Toppe holte seine Zigaretten heraus und bot Voss eine an, «der ist ganz in Ordnung, wenn man ihn näher kennt.»
    Vorsichtig zog Voss eine Zigarette aus der Schachtel und ließ sich Feuer geben. «Der hat gesagt, er wollte mich was fragen …»
    «Ja, das hat er mir erzählt, aber Sie wüssten nichts, sagt er.»
    Voss gab einen kehligen Laut von sich, der fast wie ein Lachen klang. «Ich komm rum ohne Ende.»
    Toppe nickte. «Das weiß ich, und Sie sind der Einzige im Dorf, mit dem man vernünftig reden kann.»
    «Ich komm rum ohne Ende», wiederholte Voss und schaute Toppe starr in die Augen. «Ich weiß zum Beispiel, dass der Unkrig hinter den Strohballen auf der Tenne Sachen versteckt, die man nicht haben darf.» Ein Hauch von Triumph huschte ihm übers Gesicht, dann verschloss er sich wieder.
    «Denken Sie, dass Bouma das auch gewusst hat?»
    «Kann gut sein.»
    «Vielleicht können Sie mir ja noch mehr helfen.»
    «Mal gucken.» Voss trat seine Zigarette aus.
    Toppe überlegte nicht lange. «Sind Sie an dem Samstag, an dem Bouma erschossen wurde, auch mit dem Fahrrad unterwegs gewesen?»
    «Bin ich, und ich hab mich noch selbst gewundert, als ich so um zehn meine Runde gedreht hab. Da war Bouma normalerweise immer unterwegs, aber an dem Morgen hab ich ihn nirgends gesehen.»
    «Auch kein fremdes Auto in Boumas Einfahrt oder auf dem Deich, keine fremden Leute, nichts, was anders war als sonst?»
    «Nee, echt nicht, nur die Leute aus dem Dorf, die in die Stadt wollten oder vom Einkaufen kamen.»
    «Wer war das denn alles?»
    «Weiß nicht.» Seine Augen wanderten unruhig hin und her.
    «Und einen Schuss haben Sie nicht gehört?»
    Voss stutzte, anscheinend hatte er sich darüber noch keine Gedanken gemacht. «Wohl nicht, sonst wüsste ich das ja noch …»
    «Schade», sagte Toppe, «aber etwas anderes noch: Hat irgendjemand in Schenkenschanz etwas mit Jugoslawien zu tun?»
    «Wieso?», fragte Voss verdutzt.
    Toppe fuhr sich durchs Haar. «Ach, wir sind da bei Bouma auf eine Spur gestoßen.»
    «Ah so … nein, Jugoslawen haben wir keine.»
    «Auch keine anderen Holländer außer Bouma?»
    «Nö, keine echten, nur Passholländer.» Seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln.
    «Hat denn vielleicht jemand holländische Verwandte oder Freunde, die öfter ins Dorf kommen?»
    «Das könnte sein.» Voss grübelte. «Aber auf Anhieb weiß ich das nicht so …»
    Toppe holte seine Visitenkarte aus der Tasche. «Sie können ja noch einmal in Ruhe darüber nachdenken. Unter meiner Handynummer können Sie mich immer erreichen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, ich würde mich freuen.»
    Voss nahm die Karte, ließ sie in der Hosentasche verschwinden und schaute sich hastig um. «Aber ich hab Ihnen doch geholfen, oder?», raunte er. «Das mit Unkrig, das hat Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher