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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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Kontakt zu bleiben. In der Tat, ich habe die Schule empfohlen, die sie besucht hat. Es lag auf der Hand, dass sie mich um Rat gebeten hat.«
    Die Erklärung klang durch und durch vernünftig. Und doch verspürte Osborne ein unwillkürliches Prickeln im Nacken. Auch die Wege seines besten Freundes, des Earls of Kirtland, hatten sich vor acht Monaten mit Lynsley gekreuzt - und ihn in einem Wirbel aus Geheimnissen und Mordtaten in einem abgelegenen Schloss in Devonshire versinken lassen. Ganz zu schweigen von den seltsamen Gerüchten um die geheimnisvolle tätowierte Lady ...
    Verdammt noch mal, warum schweigt Kirtland nur so hartnäckig über das, was er erlebt hat? Und dann seine neue Braut! Gleich nach der Trauung war das Paar zur Hochzeitsreise nach Italien aufgebrochen, sodass er dem Earl keine weiteren Einzelheiten abpressen konnte. Dabei gab es zahllose Fragen, die er nur zu gern gestellt hätte.
    Osborne schob seine Grübeleien beiseite, als er den leicht spöttischen Zug um Lynsleys Mund bemerkte. »Ah, ja, das erklärt natürlich die Verbindung«, stimmte er höflich zu, überkreuzte die Beine und fuhr fort: »Sie erwähnten bereits, dass die Lady attraktiv ist. Ich nehme also an, dass sie nicht schielt oder hinkt, was ihrer Anerkennung in der Gesellschaft hinderlich wäre. Wie Sie wissen, sind die Klatschtanten recht flink darin, Schwächen auszumachen. Und sie haben eine scharfe Zunge. Es ist nicht so, dass ich in diesem Fall meine Hilfe verweigern würde; ich würde nur gern vorher gewarnt sein.«
    »Ich versichere Ihnen, dass Lady Sofias äußere Erscheinung keinen Anlass zur Klage gibt. Ebenso wenig wie ihre Manieren. Sie ist sehr beherrscht, gesittet und glänzend ausgebildet.« Lynsley lächelte eine Spur breiter. »Sie kann sich über Kunst, Musik und Literatur in mehreren Sprachen unterhalten. Am Klavier glänzt sie mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, und auf dem Tanzparkett ist sie der Inbegriff von Würde und Eleganz.«
    »Klingt so, als wäre sie ein wahrer Ausbund an Perfektion«, erwiderte Osborne. »Ein Muster an Anstand und Sittlichkeit. Dann wird alles reibungslos über die Bühne gehen. In der Tat, ich kann mir nicht vorstellen, was uns in die Quere kommen sollte.«
    »Lassen Sie mich einen letzten Blick auf Sie werfen, Mylady.«
    Sofia drehte sich so langsam herum, dass die Röcke sanft über den Teppich raschelten.
    »Sehr gut.« Die Zofe nickte schroff. »Wenn ich nur noch eine kleine Haarnadel in den Knoten stecken dürfte, dann sind wir fertig.«
    »Sie sind sehr geschickt mit den Händen, Rose.« Sofia schaute in den Spiegel, während die flinken Finger die Locken geschickt eindrehten. »Scheint so, als hätten Sie reichlich Erfahrung, eine Lady einzukleiden.«
    »Ja, Madam.« Rose glättete das Haarband und trat von der Frisierkommode zurück.
    »Haben Sie früher schon mit Lord Lynsley gearbeitet?«
    »Ja, Madam.«
    Sofia machte keine Anstalten, die Unterhaltung auszudehnen. Wie die gesamte Dienerschaft im Londoner Stadthaus erledigt Rose ihre Pflichten rasch und gründlich, schien aber wenig geneigt, sich über persönliche Angelegenheiten zu unterhalten.
    Eine stillschweigende Erinnerung daran, dass wir nicht hier sind, um Freundschaft zu schließen.
    »Vielen Dank«, murmelte sie und betrachtete das Ergebnis mit einem trockenen Lächeln. »Ich kann mich selbst kaum wiedererkennen.«
    »Ich wage die Behauptung, dass alle Gentlemen Ihnen vorgestellt werden wollen, sobald Sie in der Gesellschaft auftauchen.«
    Sofia war sich nicht ganz klar darüber, wie weit Rose über ihre Mission Bescheid wusste. Recht umfassend, wie sie annahm, denn die Zofe hatte nicht mit der Wimper gezuckt, als sie den Kasten mit den Säbeln und anderen ausgewählten Waffen inmitten der Hutschachteln und Kleiderkoffer erblickt hatte.
    »Gehen Sie heute Abend aus, Mylady?«
    »Ich ... ich weiß noch nicht.« Sofia stellte sich ans Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Es war immer noch seltsam, anstelle des kargen Übungsgeländes und der Reitwege der Akademie die Parade der modischen Kutschen und Jagdwagen vorbeirollen zu sehen. Der Lärm, der Schmutz, das Wirrwarr der Farben ... all das war wirklich überwältigend.
    »Dann würde ich die smaragdfarbene Seide und das gerüschte Mieder herauslegen. Die Farbe wird Ihre Augen wunderbar betonen.« Rose tippte sich ans Kinn. »Zusammen mit den Perlen, die viel ausgefallener sind als Juwelen. Ich glaube, der Marquis wünscht sich unauffällige Eleganz für

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