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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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uns nicht leisten, in unserem Benehmen zu ungestüm zu sein! Ich möchte nicht, dass die Salons mich meiden, und muss daher so tun, als würde ich nach deren Regeln spielen. Zumindest in der Öffentlichkeit.«
    »Ah, ausgezeichnet!« Marco seufzte übertrieben, zog fragend die Brauen hoch.
    Sofia nickte kaum merklich. Genug. Jetzt war es Zeit, sich zurückzuziehen.
    Das Theater könnte Adam De Winton animieren, größere Vertraulichkeit zu suchen.
    »Warum so aufgewühlt, Lord Sunshine?«
    »Lass das Geplapper, Nick! Es sei denn, du möchtest, dass ich dir das Licht ausblase.«
    »Ich muss schon sagen, Dev«, Harkness verdrehte die Augen, »in letzter Zeit ist deine Haut reichlich dünn geworden.«
    »Vielleicht liegt es an meiner Begleitung in den letzten Tagen, dass meine Geduld am seidenen Faden hängt«, schnappte Osborne.
    »Ich an deiner Stelle würde mich nicht beklagen«, spottete sein Freund. »Sämtliche Gentlemen in London zwischen acht und achtzig beneiden dich nach Kräften.«
    »Glaub mir, die Bekanntschaft ist längst nicht so tiefgründig, wie viele in der Stadt anzunehmen scheinen.«
    »Ah, das soll wohl heißen, dass es dir zum ersten Mal im Leben nicht gelungen ist, einer Frau mit deinem Charme die Strümpfe von den Schenkeln zu zaubern ...«
    »Nick ...«, warnte Osborne.
    »Das war natürlich rein im übertragenen Sinne gemeint«, erwiderte Harkness. »Ich weiß doch genau, dass du viel zu sehr Gentleman bist, um die lüsternen Details in der Öffentlichkeit zu besprechen.«
    »Lass uns bitte das Thema wechseln.«
    Harkness zuckte die Schultern. »Sieht so aus, als gäbe es hier nichts anderes zu besprechen, was ebenso interessant wäre. Ich fahre ins White's. Kommst du mit?«
    »Heute Abend nicht«, antwortete Osborne brüsk. »Ich bin verpflichtet, bis zum Schluss bei der Lady zu bleiben.«
    »Dabei scheint es ihr nicht an männlicher Begleitung zu mangeln«, spottete sein Freund.
    »Und wenn schon! Ich habe Lynsley versprochen, ihr zur Verfügung zu stehen.«
    Harkness trank seinen Wein aus. »Wie du meinst. Aber du solltest auf keinen Fall vergessen, dir schon bald einen Abend für einen Ausflug nach Seven Dials freizuhalten. Es ist wirklich ein faszinierender Ort und die orientalische Dekoration ausgesprochen exotisch. Wie auch die Frauen in den privaten Spielzimmern.« Er senkte seine Stimme. »Die Frauen, die die Getränke servieren, sind gewöhnlich splitternackt.«
    »Sehr interessant«, meinte Osborne wenig begeistert. »Sag mal, bist du dir sicher, dass du nicht krank bist? Du klingst gar nicht so, wie man es von dir gewohnt ist.«
    Wie man es von mir gewohnt ist?
    Was soll das heißen?, fragte sich Osborne. Bin ich wirklich nur ein sonniger, im Grunde genommen aber oberflächlicher Zeitgenosse? Ein amüsanter Gast zum Abendessen, den aber niemand so recht ernst nimmt? Vielleicht lag es tatsächlich an seiner Unzufriedenheit mit sich selbst, dass der Charakter der Contessa ihn so sehr irritierte.
    Ihre kalte Höflichkeit schien ihm zu verstehen zu geben, dass seine Manieren nicht als Ersatz für wahre Tiefgründigkeit zu gelten hatten. Und während die Zurückweisung ihm wie ein Stachel im Fleisch saß, gab es nichts, was er gegen sie ins Feld führen konnte.
    »Es geht mir gut«, behauptete er, »nur die Salons langweilen mich ein wenig.«
    »Eine Nacht draußen in den Armenvierteln würde dir die Langeweile vertreiben. Wie wäre es gleich morgen?«
    Osborne schüttelte den Kopf. »Ich bin zu einem Hauskonzert eingeladen. Vielleicht ein andermal in dieser Woche.«
    »Dev, du kennst doch das Sprichwort, dass Arbeit allein nicht glücklich macht. Pass auf, dass du es nicht zu weit treibst!«
    In letzter Zeit war sein Leben nicht nur langweilig, sondern geradezu deprimierend gewesen.
    Nachdem sein Freund fortgegangen war, wandte Osborne sich zur Terrasse und hoffte, seine grimmige Laune mit einem gewürzten Zigarrenstumpen aus dem Bestand seines Gastgebers besänftigen zu können. Die Brise war frischer geworden, aber der kühle Hauch in seinem Haar bildete einen willkommenen Gegensatz zu der stickigen Luft im überfüllten Ballsaal. Er empfand das Bedürfnis, der Gesellschaft auszuweichen, und schlüpfte hinter eine Gruppe marmorner Statuen - Lord Gervin war ein bekannter Sammler griechischer Antiquitäten - und verbarg sich in einer versteckten Stelle in der Dunkelheit.
    Gedämpftes Gelächter mischte sich unter den würzigen Rauch, als noch einige Gentlemen nach draußen traten, um

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