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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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zum Tanzen. Ihre Augen, noch aufgewühlt vom Zorn, sprühten Funken wie feurige Smaragde.
    Das Atmen wurde ihm schwer.
    Irgendwo bellte ein Hund, zerriss den finsteren Zauber. Sofia schnappte sich ihre Mütze, setzte sie auf und stopfte die Locken darunter. Mit ein paar schnellen Schritten war sie an der Seite ihres Hengstes. Ohne auf Hilfe zu warten, nahm sie die Zügel in die Hand und schwang sich mühelos in den Sattel. Nur flüchtig berührte sie den Steigbügel mit dem Stiefel.
    Welche Fehler sie auch haben mochte, auf dem Pferd sah die Lady zauberhaft aus. Wie Minerva, die römische Göttin der Weisheit und des Krieges. Wie eine kriegerische Schönheit.
    »Andiamo, Jupiter«, befahl sie.
    Das Pferd wieherte, die Hufe ließen feuchte Erdklumpen hochfliegen. Kaum hatte Sofia dem Tier die Absätze in die Flanken gedrückt, waren sie auch schon verschwunden.
    Das war knapp.
    Sofia lehnte sich an die Stalltür und presste sich die Handflächen an die Stirn. Nur ein paar Zentimeter, dann wären Osbornes Hände über die kleine Pistole gestolpert, die sie in ihrem Gürtel versteckt hatte. Dabei stellte er schon genügend unangenehme Fragen! Nein, er sollte sich nicht auch noch den Kopf darüber zerbrechen, warum sie eine Pistole bei sich trug.
    Sie biss sich auf die Lippe. Eindeutig ein Fehler - und eine weitere Erinnerung daran, wie sehr sie in ihrer Aufmerksamkeit nachgelassen hatte.
    Mit der Zunge fuhr sie sich über die Lippen, schmeckte die nachklingenden Spuren des Brandys und ihrer eigenen ungeheuren Dummheit. Welcher Wahnwitz hatte sie nur überfallen? Der Charme des Mannes war unübertrefflich. Sein Lächeln geradezu sündhaft sinnlich. Als sein Mund sich ihr genähert hatte, im nebligen Morgengrauen nur um Haaresbreite von ihrem entfernt gewesen war, hatte sie nicht mehr die Kraft gefunden, ihm zu widerstehen.
    Leidenschaft. Während sie das Prinzip durchaus begriffen hatte, hatte der Unterricht in der Akademie sie nicht auf die Wucht vorbereitet, mit der der Stoß sie körperlich erwischen würde.
    Zitternd erinnerte sie sich an seine forschenden Zärtlichkeiten, an seine Zunge, die ihre Abwehr so sanft ausgeschaltet hatte. Hart, aber trotzdem weich. Süß, aber voller Verlangen, heiß und männlich. Die Wirkung war ... überwältigend. Kampflos hatte sie sich seinem Verlangen unterworfen.
    Kein Wunder, dass der teuflische Deverill Osborne die Hälfte der Frauen in London verführt hatte!
    Sofias Seufzer klang so scharf wie ein Fluch. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Sie würde es nicht zulassen, dass der Mann sie noch einmal so umstandslos besiegte. Es mochte sein, dass er das erotische Gefecht meisterlich beherrschte; aber schon bald würde er feststellen, dass er nicht der Einzige war, der eine stählerne Klinge zu führen verstand. Jede zukünftige Annäherung seinerseits wird in Zukunft besser pariert werden, beschloss sie.
    Schließlich war sie kein Hühnchen, das gerade erst aus dem Ei geschlüpft war - sie war ein Merlin! Wehe dem Mann, der es wagte, ihr zu nahe zu kommen ...
    Osborne eilte den Korridor in Whitehall entlang, vorbei an dem jungen Lieutenant, den man beauftragt hatte, ihm die Hintertreppe zum Büro des Marquis zu zeigen.
    »Sir!«, schnaufte der Officer, »ich muss Sie ankündigen ...«
    Osborne achtete nicht auf die Worte, sondern stürmte an einem erschrockenen Bürogehilfen vorbei in das Zimmer.
    »Osborne.« Lynsley runzelte besorgt die Stirn.
    »Verzeihen Sie den Überfall!« Urplötzlich empfand er es als reichlich dumm, die Arbeit an Staatsangelegenheiten wegen ein bisschen Klatsch und Tratsch zu stören. Aber es würde noch dümmer aussehen, wenn er sich jetzt zurückziehen würde. »Darf ich Sie kurz sprechen? Im Vertrauen.«
    Der Marquis schickte seinen Sekretär mit einem knappen Nicken aus dem Zimmer. »Sie können sich schon einmal daransetzen, das Memorandum für die schwedische Botschaft zu entwerfen, Jenkins. Ich werde später einen Blick darauf werfen.« Dann deutete er auf die Karaffen auf der Anrichte. »Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?«
    »Nein, danke. Ich sollte Ihre Zeit nicht mehr als nötig in Anspruch nehmen, um ...« Ja, weshalb? Das ungehörige Benehmen einer Lady zu verpetzen? Osborne spürte, wie seine Wangen sich erwärmten, als er fortfuhr, »... um Ihnen meine Besorgnis hinsichtlich der Contessa mitzuteilen.«
    »Besorgnis?« Lynsley zog die Brauen ein Stück höher.
    »Ich fürchte, dass Sie auf dem besten Wege ist, sich auf eine anstößige

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