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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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dass in den persönlichen Dingen des Mannes ein goldener Schlüssel mit einer rot emaillierten Mohnblüte gefunden wurde.«
    Noch ein Schlüssel. Aber wozu?
    »Der Marquis glaubt natürlich nicht an Zufälle. Allerdings hat er auch nicht darüber spekuliert, was der Fund für unsere Ermittlungen bedeuten könnte.«
    »Nein, das würde er nicht tun.« Sie hatte Lynsley als einen Mann kennengelernt, der äußerst akribisch vorging. Der jede Spur verfolgte, bevor er zu einem Ergebnis kam. Und genau das wollte Sofia auch tun. Aber als sie beobachtete, wie Marco einen Bissen gebutterten Toast hinunterschlang, wünschte sie sich klarere Vorstellungen darüber, in welche Richtung sie sich wenden sollte.
    Wonach genau suchte sie eigentlich?
    Selbst Lynsley schien sich nicht ganz sicher zu sein. Was allerdings auch nicht dazu beitrug, den Krampf in ihrem Magen zu lindern. Trotz ihrer anstrengenden Dehnungsübungen wollten sich ihre Muskeln wieder verspannen.
    Es war offensichtlich, dass sie zunächst herausfinden musste, wer noch in London einen goldenen Schlüssel besaß. Trugen sämtliche Scarlet Knights einen mit sich herum? Das schien fraglich. Welche Privilegien auch immer der Schlüssel eröffnete, es war sehr wahrscheinlich, dass nur wenige ausgewählte Ritter in den Genuss kamen.
    Trotzdem wagte sie immer noch keine Vermutung.
    »Ich finde es ziemlich kaltschnäuzig, dich ohne jede Ahnung zurückzulassen, wo du weitermachen sollst«, meinte Marco zwischen zwei Bissen. »Schließlich bist du kein Zauberer und auch keine Seherin, die die Wahrheit aus einer Kristallkugel herauslesen kann.«
    »Nein, ich bin ein Merlin. Und Merlins sind ausgebildet, die Schwingen zu spreizen und selbstständig zu fliegen. Wenn der Marquis eine Glucke hätte sein wollen, hätte er eine ganz andere Schule eingerichtet als unsere Akademie.«
    Marco schenkte sich Kaffee nach. »England schätzt sich glücklich, über deine Schönheit, deinen Verstand und deine Tapferkeit verfügen zu dürfen.«
    »Deine Schmeicheleien kannst du dir sparen, Marco! Lass uns lieber an die Arbeit gehen.« Sie massierte sich den Nacken. »Auch ich habe gestern Abend eine Entdeckung gemacht: De Winton besitzt ebenfalls einen Schlüssel, den er immer an seiner Uhrkette trägt. Ich habe ihm gegenüber angedeutet, dass ich ebenfalls einen besitzen könnte.«
    »Gefährlich.« Marco zog die Stirn kraus. Zumal du keine Ahnung hast, wozu der Schlüssel dienen könnte.«
    »Ein kalkuliertes Risiko«, gestand Sofia ein, »aber ich habe meine Zweifel, dass wir in einer Mission wie dieser irgendetwas erreichen, wenn wir uns abwartend verhalten. Ich habe sämtliche Informationen in Betracht gezogen, die ich in der Hand halte, und bin zu dem Schluss gekommen, dass sich der Kreis der Schlüsselbesitzer von London bis in den Fernen Osten erstreckt. Das lässt gerade genügend Raum für Spekulationen, ob ich wohl auch dazugehöre oder nicht.«
    »Vielleicht«, gab er zu, »auf jeden Fall musst du beim nächsten Treffen äußerst vorsichtig sein.«
    »Das versteht sich.« Schulterzuckend wechselte sie das Thema. »Hast du irgendetwas von deinen lange vermissten Freunden gehört?«
    »Abgesehen von der Tatsache, dass ihre Gesellschaft noch langweiliger ist als in den Tagen unserer verschwendeten Jugend?« Marco schürzte die Lippen. »Bis jetzt habe ich nicht mehr aus ihnen herausgekitzelt als eine detaillierte Beschreibung der Freudenhäuser, in denen die Wüstlinge der Salons sich vergnügen. Die einzige Information, die halbwegs interessant klang, bezog sich auf einen Club in Seven Dials. Er soll exotischeren Geschmack bedienen.«
    »In welcher Hinsicht?«
    Hilflos streckte Marco ihr die Handflächen entgegen. »Wir sind unterbrochen worden.«
    Sofia grübelte über die Verbindungen zwischen den Ländern und den Kontinenten nach, während sie weiter durch das Zimmer spazierte. »Ich gestehe, dass ich mir immer noch den Kopf darüber zerbreche, wie all diese Teile des Puzzles zusammenpassen«, murmelte sie. »Hast du eine Ahnung?«
    Marco schüttelte den Kopf. »Der Verstand steckt in deinem Kopf, bella. Ich bin nichts als Muskeln.«
    Dabei empfand sie sich in diesem Moment gewiss nicht als klug und verständig. Waren das die Nachwirkungen der Drogen? Sie fühlte sich, als lägen dunkle Schatten auf ihren Gedanken. Die neuen Informationen von Lynsley kitzelten ihr Bewusstsein wie eine widerspenstige Locke. Verdammt! Welches Puzzleteil fehlte ihr noch?
    Vor dem Fenster blieb sie

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