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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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ungezogen.«
    »Ihr Geheimnis ist bei mir bestens aufgehoben, Lady Serena!«
    »Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass ich auf Ihre Verschwiegenheit zählen kann.«
    Flirts und Schmeicheleien. Das Spiel war ihm nur zu gut bekannt. Nun, seine Eitelkeit hatte gegen ein paar Streicheleinheiten nichts einzuwenden. Er beugte sich unter den tanzenden Blättern hindurch und erwiderte den Gefallen, in dem er ihr kurz über das Knie strich. »Ich würde mich freuen, wenn Sie mir in allen Angelegenheiten Ihr Vertrauen schenken würden. Ganz gleich, ob nett oder ungezogen.«
    Sie verließen den bewaldeten Teil des Reitwegs und näherten sich dem Wasser. Das Sonnenlicht schimmerte auf der glatten Oberfläche, so brillant, dass man beinahe nichts mehr sehen konnte.
    »Nun, dann ... Gleich nächste Woche gibt es wieder eine Party.« Wollte sie ihn in Versuchung führen? »Bei Lord Concord.«
    »Darf ich das als Einladung verstehen?«
    »Würden Sie denn dabei sein wollen?«, konterte sie, klang schüchtern, aber nicht süßlich.
    »Sehr sogar.«
    Lady Serena lächelte. »Ich werde Sie rechtzeitig benachrichtigen.« Mit einem leichten Ruck an den Zügeln lenkte sie die Stute wieder in Richtung Cumberland Gate. »Ich habe den ersten von Reptons Essays über die Natur gelesen, und ich bin sehr gespannt auf Ihre Meinung ...«
    Die Tür zu Andovers Antiquitätenladen war in der Patina gealterten Sherrys poliert. Kaum hatte Marco sie mit seiner behandschuhten Hand berührt, schwang sie auf und ließ ein paar melodiöse Glöckchen klingeln.
    »Tibetisch«, murmelte er und schaute hoch zu dem Kreisel aus geschnitztem Silber. »Sehr alt, sehr wertvoll.«
    »Das kann man von allem behaupten, was hier zu finden ist«, bestätigte Sofia trocken.
    Der Hauptteil der Galerie bestand aus einem langen, engen Raum, der mit dunklem Holz vertäfelt war. Die vielen Winkel und Nischen in der Wand waren mit allerlei exotischen Kostbarkeiten vollgestopft, die aussahen, als wären sie größtenteils östlichen Ursprungs - osmanisch, persisch, mogulisch und chinesisch. Messingskulpturen, ausgesuchte Porzellane, farbenprächtige Teppiche, Gold, silberne Juwelen, in denen kostbare Steine glitzerten. Und, wie Marco bemerkt hatte, alles sah überaus alt aus und überaus kostbar. Es war, als ob eine der legendären Karawanen der Seidenstraße ihre Ladung durch irgendeinen mysteriösen Zauber über den Khyber-Pass mitten nach London transportiert hatte.
    »Wo wir gerade darüber sprechen«, sagte Sofia, nachdem sie sich umgeschaut hatte, »woher willst du wissen, dass die Glöckchen aus Tibet stammen?«
    »Ich unterrichte Kunst! Schon vergessen?«
    »Und Schweine können fliegen.«
    Marco schnaubte kaum hörbar. »Porca ...«, begann er, aber das Geräusch einer sich öffnenden Tür brachte ihn zum Schweigen.
    Sofia trat gerade rechtzeitig einen Schritt zur Seite, um den Ladeninhaber aus einem Nebenzimmer kommen zu sehen, begleitet von einem weiteren Gentleman, dem sie noch nie begegnet war. Eine lebensgroße Buddha-Statue verdeckte die beiden, sodass Andover sie erst dann wahrnahm, als Marco ihm einen Gruß zurief.
    »Ciao, Signor.«
    Der Mann schien überrascht - und war in ihren Augen auch ein wenig nervös -, sie und Marco im Laden zu entdecken. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er ein schmeichlerisches Lächeln aufgesetzt hatte. »Lady Sofia! Conte della Ghiradelli. Welch unerwartetes Vergnügen!«
    »Wir hatten den Nachmittag frei und dachten, dass wir uns einmal hier umschauen sollten. Selbstverständlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben.« Marco inspizierte bereits die kleine Bronze-Statue von Shiva, der indischen Göttin der Zerstörung. »Oder wäre es Ihnen lieber, wenn wir uns verabreden?«
    »Nein, gewiss nicht! Bitte fühlen Sie sich ganz wie zuhause. Mein Gehilfe macht gerade eine Besorgung, aber er wird Ihnen in Kürze zur Verfügung stehen.« Er erweckte nicht den Eindruck, als wolle er seine Begleitung vorstellen. Wie auch immer, der andere Mann nahm die Sache selbst in die Hand.
    »Sie sollten mich nicht fortjagen, mein lieber Andover! Zugegeben, Sie haben mir eine ganze Reihe kostbarer Schätze gezeigt, die Sie für Ihre besonderen Kunden reserviert haben, aber sie sind alle nicht halb so schön wie die Contessa della Silveri.« Er beugte sich über Sofias Hand. »Gestatten Sie, dass ich Ihre Bekanntschaft mache, Mylady! Ich habe so viel über Sie gehört.«
    »Mr. Stanton Roxbury, Lady Sofia«, ergänzte Andover.
    Und wieder beschlich

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