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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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stehen. Im Garten flog ein Spatz von Baum zu Baum. Er musste heftig mit den Flügeln schlagen, um gegen die frische Brise anzukämpfen.
    »Schiffsladungen«, platzte sie plötzlich heraus. »Welche Ladung bringt die Flotte von Sforzas Familie nach England? Und helfen die Banken der Familligis bei der Finanzierung des Unternehmens?«
    Marco schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Siehst du, bella - du bist die Klügere von uns beiden! Ich werde mich darum kümmern.«
    »Mach das.«
    Noch eine Frage ging ihr durch den Kopf: Wie finanzierte De Winton seine Laster? Auf dem Papier bezifferte man das Vermögen der Familie nur noch in roten Zahlen. Der größte Teil seiner Ländereien war vor langer Zeit verkauft worden und der Rest des Anwesens verschuldet bis unter die Dachtraufe. In jüngster Zeit hatte man eine Kunstsammlung versteigert. Aber außer den Verkaufserlösen besaß der Mann keinerlei erkennbare Einkommensquelle.
    Sie zeichnete das Muster auf dem Glas mit der Fingerspitze nach, während sie Marco davon berichtete.
    Marco überlegte. »Vielleicht hat er Glück im Spiel. Ich kenne ein paar Männer, die allein von ihrem Köpfchen leben.«
    »Mag sein.« Trotzdem sah sie in De Winton nicht den Mann, der die Disziplin oder die Sorgfalt besaß, an Spieltischen zu gewinnen. Sofia notierte sich in Gedanken, Rose zu bitten, Lynsley zu veranlassen, ihr genauere Informationen über die finanzielle Lage des Mannes zukommen zu lassen.
    Die Konturen des Bildes mussten zwar noch klarer hervortreten, aber Sofia hatte das Gefühl, als würde sie endlich anfangen, die ersten schwachen Linien zu zeichnen. Natürlich würde es noch eine Reihe mutiger Striche kosten, bevor die weißen Flecken auf der Leinwand gefüllt waren.
    »Geh nach Hause und schlaf ein paar Stunden, Marco! Dann hätte ich es gern, dass du mich heute Nachmittag in die Bond Street begleitest.«
    »Einkaufen?«
    »Ja. Aber keinen alten Flitterkram.«
    »Lord Osborne! Wie schön, dass das Wetter uns keinen Strich durch die Rechnung macht und wir an unserem Rendezvous festhalten können.« Lady Serena lächelte verschmitzt und warf einen Blick zum Himmel. »Kann es sein, dass Sie einen gewissen Einfluss auf die Himmelsmächte ausüben?«
    Er lachte. »Ich fürchte, mein Einfluss reicht nicht weiter als bis zu den himmlischen Gestalten hier auf der Erde.« Rotten Row füllte sich allmählich mit den modebewussten Ladys und Gentlemen, die sich auf ihrem täglichen Spaziergang zeigen wollten. »Vielleicht sollten wir die Herde meiden und in Richtung Serpentine reiten?«
    Lady Serena zügelte ihr Pferd und bedeutete ihrem Burschen mit einer Handbewegung, für Osbornes Braunen Platz zu machen. »Ihr Ruf eilt Ihnen voran, Sir. Vielleicht sollte ich nicht so waghalsig sein, Sie so dicht an mich heranzulassen. Ja, bestimmt sollte ich mehr Vorsicht walten lassen.«
    »Oh, ich verspreche Ihnen, dass ich mich benehme wie ein perfekter Gentleman.« Er zwinkerte. »Fürs Erste.«
    Im Sattel ihrer zierlichen Stute bot die Lady den Anblick von Würde und Eleganz. Ganz im Gegensatz zu Sofia und deren teuflischem Ritt auf dem muskulösen Hengst. Himmel und Hölle. Licht und Schatten.
    Osborne war entschlossen, sich Lynsleys Rat zu Herzen zu nehmen, und riss seine Gedanken los von dem wilden Galopp im Morgengrauen ... und von dem leidenschaftlichen Kuss. Höchste Zeit, den Blick auf lohnendere Ziele zu richten. Sollte Sofia doch mit den roten Teufeln von den Scarlet Knights flirten! Oder mit diesem Vagabunden in Samt, dem Conte della Ghiradelli. Trotz ihrer Proteste hatte ihn das unbestimmte Gefühl beschlichen, dass die beiden mehr verband als nur bloße Freundschaft.
    »Ich hoffe inständig, dass Sie sich bei meiner Soiree nicht gelangweilt haben. Solche Zerstreuungen sind nicht nach jedermanns Geschmack.«
    »Oh, ganz im Gegenteil - ich fand es überaus anregend! Wenn man die strenge Diät der immergleichen langweiligen Unterhaltungen einhält, lechzt man ein wenig nach gewürzten Speisen.«
    »Ich bin erleichtert«, erwiderte Lady Serena. »Ich fürchtete schon, Sie würden mich für zu ... zu ungezogen halten.«
    »Sind Sie das?«
    Der Reitweg führte an einer Reihe dicker Ulmen vorbei, sodass er sein Pferd näher an ihres lenken musste. Flüsterleise strich die Merinowolle über seinen Stiefel, genauso hauchzart, wie das kurze Lachen aus ihrer Kehle drang. »Sie müssen versprechen, es nicht zu verraten ... aber ich halte mich für irgendetwas zwischen nett und

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