Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens

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versuchte, die Rastlosigkeit in seinem Innern in den Griff zu bekommen.
    Verdammt! Er musste dringend für eine neue Geliebte sorgen, und zwar bald! Dieses Gefühl der Frustration drohte ihn sonst zu zerreißen.
    Gerade wollte er sich auf die Suche nach der Zigarrenkiste machen, als sein Blick auf die messinggerahmte Korkscheibe mit Pfeilen an der Wand fiel, auf dessen Oberfläche eine Reihe konzentrischer Kreise eingezeichnet waren. Als er nähertrat, stellte er fest, dass mehrere Kreise in Viertelkreise verschiedener Größe und Farbe unterteilt waren.
    Unwillkürlich zupfte Osborne drei Federpfeile aus dem Kork. Er trat so weit zurück, wie der Spieltisch es erlaubte, und warf die Pfeile in rascher Folge auf die Scheibe.
    Klack. Klack. Klack.
    Jeder Treffer saß knapp außerhalb des kleinen Bullauges in der Mitte.
    »Nicht schlecht.«
    Osborne wirbelte herum und entdeckte Sofia in der Tür.
    »Sie sind wohl überzeugt, dass Sie es besser können«, entgegnete er voller Ironie.
    »Ohne den geringsten Zweifel.«
    Reagier nicht darauf, befahl die Stimme der Vernunft, sonst geht es immer so weiter! Beim Anblick ihrer sinnlich geschwungenen Lippen jedoch verstummte die Stimme in seinem Innern.
    »Lust auf einen kleinen Wettkampf?«, fragte er provozierend.
    Sofia spazierte ins Zimmer. Ihre seidenen Röcke raschelten leise über den weichen persischen Teppich. Vor dem Spieltisch blieb sie stehen und zupfte sich langsam die ellbogenlangen Handschuhe von den Händen.
    Das Leder schlug sanft gegen das gewachste Holz.
    Osborne schluckte schwer, merkte, dass seine Kehle trocken geworden war. Falls sie die Absicht hatte, ihn durcheinanderzubringen, dann war sie auf dem richtigen, dem goldrichtigen Weg.
    Als Nächstes legte sie ihr Schultertuch ab, sodass ihre Schultern nackt waren. »Nach welchen Regeln spielen wir?«
    »Nach Belieben«, bestimmte Osborne und bewegte die Finger seiner rechten Hand durch. Er zeigte auf eine Stelle auf dem Teppich und fügte hinzu: »Nur müssen Sie dort stehen bleiben. Übertretungen sind nicht erlaubt.«
    Sie rieb die Handflächen gegeneinander. »Klingt einfach.«
    Er sammelte die Pfeile ein und reichte sie mit einer spöttischen Verbeugung an Sofia weiter. »Die Lady zuerst.«
    Sofia wog einen Pfeil nach dem anderen in ihrer Hand, prüfte, wie sie sich auf zwei Fingern balancieren ließen.
    »Sie müssen das Geschoss so halten, dass sie mit der Spitze nach vorn zeigen«, spottete er, »nur für den Fall, dass Sie sich gerade fragen, wie es geht.«
    »Was Sie nicht sagen.« Urplötzlich schleuderte sie einen Pfeil in die Luft, fing ihn auf und warf ihn mit derselben geschmeidigen Bewegung auf die Scheibe. Die Spitze bohrte sich in den äußeren Rand des inneren Kreises.
    »Anfängerglück«, murmelte er.
    Sofia zuckte die Schultern und warf die nächsten beiden Pfeile mit derselben Präzision.
    Osborne zog sich den Mantel aus und krempelte die Hemdsärmel hoch. Wegen seiner Geschicklichkeit im Messerwerfen lagen mehrere französische Soldaten tot in den staubigen Ebenen Spaniens. Er hatte nicht die Absicht, sich mit ein paar Zirkustricks vorführen zu lassen.
    Sofia ging zum Kabinettschrank und nahm eine zweite Hand voll Pfeile heraus, die sie auf den Tisch legte. »Sie sind dran, Sir«, forderte sie ihn auf und stützte eine Hand auf die Hüfte.
    Er trat an die Linie und gab sich diesmal mehr Mühe, den Abstand zum Ziel einzuschätzen. Außerdem hatte sie recht gehabt, als sie das Gewicht der Pfeile in den Fingern abgewogen hatte. Osborne betastete den Messinggriff, strich über das gefiederte Ende.
    »Sie zögern die Entscheidung hinaus«, murmelte sie.
    »Ein erfahrener Soldat begibt sich immer erst an die Erkundung des Schlachtfeldes, bevor er zum ersten Schuss ansetzt.« Sein Blick ruhte immer noch auf ihr, als er die Pfeile in rascher Abfolge auf die Scheibe schleuderte.
    Klack. Klack. Klack.
    Aus ihrer Entfernung war es unmöglich zu entscheiden, wer gewonnen hatte. Sofia schnappte sich die Kerze und trat näher. Er folgte.
    »Sieht so aus, als ginge diese Runde an Sie.« Sofia stieß beinahe mit der Nase auf den Kork. »Um Haaresbreite.«
    Das Haar hatte sie sich zu einem schlichten Knoten nach oben gesteckt, und die Locken ringelten sich sanft bis auf ihre Schultern. Wie schwarzer Samt, der weißen Satin küsste. Warum nur schossen ihm ständig Metaphern von Dunkel und Licht durch den Kopf, wenn sie in seiner Nähe war? Die funkelnde Sofia. Die schattenhafte Sofia.
    Osborne atmete