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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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tief durch, atmete den geheimnisvollen Duft ihres Parfüms ein, der die männlichen Spuren der Zigarren und des Cognacs süßlicher schmecken ließ. »Ihre Pfeile sind dicht daneben eingeschlagen. Aber nicht dicht genug.«
    »Ich denke, es ist nur fair, wenn Sie mir die Gelegenheit zur Revanche bieten«, verkündete sie. »Aber diesmal bestimme ich die Regeln.«
    »Ausgezeichnet.« Osborne gestattete sich ein wohlverdientes Lächeln. Er hatte die erste Runde für sich entschieden; der Vorteil lag also auf seiner Seite, und er konnte es sich durchaus erlauben, großzügig zu sein. Außerdem fiel es einem Gentleman ohnehin schwer, einer Lady eine Bitte abzuschlagen.
    Aber der Gentleman konnte es sich sehr wohl guten Gewissens erlauben, sie ein wenig zu verspotten, um sie aus der Fassung zu bringen. »Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie sich einer solchen Prüfung aussetzen wollen? Die Fähigkeit, unter großem Druck Leistungen zu erbringen, ist eine Kunst in sich selbst. Ich kenne viele Männer, deren Hände zu zittern beginnen, wenn ihr Leben auf dem Spiel steht.«
    »Wie immer ist Ihre Warnung überaus eloquent vorgebracht, Lord Osborne.« Sofia ließ die Schultern kreisen - eine Bewegung, die ihren Busen unter dem eng geschnittenen Seidenkleid hob und wieder senkte. »Aber ich will meine Gelegenheit nutzen.«
    Verdammtes Luder! Es prickelte ihn in den Handflächen. Er begann zu schwitzen.
    Sofia richtete den Blick auf den kalten Kamin, dann zurück auf die Scheibe. Sie stützte sich mit der Hüfte an den Spieltisch, verschaffte sich ein wenig mehr Platz. »Lassen Sie uns den Abstand vergrößern! Wir sollten von hier aus werfen.« Mit dem Schuh wies sie auf einen Farbwirbel aus Indigo auf dem Teppich. »Der Sieger darf anfangen.«
    Osborne drehte den ersten Pfeil zwischen seinen Fingern, trat an die Markierung und brachte sich in Stellung. Ein paar armselige Zentimeter mehr oder weniger konnten ihn nicht beeindrucken. Gerade wollte er zielen, als sie ihn unterbrach. »Halt. Das war noch nicht alles.«
    Er straffte sich.
    »Sie müssen sich dem Kaminsims zuwenden. So ungefähr.« Sie schob ihren Körper quer zum behauenen Marmor. »Und dann über Ihre linke Schulter werfen.«
    »Ohne die Scheibe anzublicken?«
    »Korrekt.«
    »Das ist unfair«, murmelte er. »Für Sie, wollte ich sagen«, fügte er rasch hinzu, als er merkte, wie sie die Mundwinkel hochzog. »Ich habe im Spanischen Unabhängigkeitskrieg als Offizier gedient, Lady Sofia. Wir Soldaten haben Stunden damit zugebracht, uns im Messerwerfen zu üben. Unser Leben hing davon, dass wir es beherrschen.«
    Das Kerzenlicht fing sich in ihren schwarzen Wimpern, die einen Moment lang ihre Augen verdeckten.
    »Ich hielt es nur für sportlich, Sie zu warnen«, fuhr er fort, »denn ich möchte nicht mit unlauteren Mitteln gewinnen. Sie dürfen sich gern eine andere Stellung aussuchen.« Osborne genoss den Augenblick. »Oder sich geschlagen geben. Seien Sie versichert, es ist nicht ehrenrührig, angesichts eines überlegenen Gegners das Feld zu räumen.«
    Sofia verzog keine Miene. »Wie gesagt, Sir: Ich werde meine Chance nutzen.«
    »Ausgezeichnet.« Wieder bezog er Stellung, bemühte sich um besondere Geschmeidigkeit in den Knien, während er die Scheibe über die Schulter hinweg anblickte. Die Pfeilspitze landete neben der schwarzen Mitte im Kork, konnte sich aber nicht halten und fiel zu Boden.
    »Pech gehabt.« Sofia lächelte. »Zählt nicht.«
    »Abgesprungen«, brummte er, »bin ein bisschen außer Übung.« Er verlagerte das Gewicht auf das andere Bein und warf den zweiten Pfeil ... der diesmal hielt, aber im äußeren Ring.
    »Hm. Ich fürchte, das reicht nicht, Sir.«
    »Ach, glauben Sie wirklich? Gleich werden wir sehen, wie es um Ihre Wurfkünste bestellt ist.« Ihr Gespött irritierte Osborne. Hastig warf er zum dritten Mal. Die Stahlspitze traf, aber nur in den mittleren Ring. Nicht besonders überzeugend; trotzdem zweifelte er daran, dass sie ihn übertreffen würde.
    »Jetzt sind Sie dran.« Er stützte sich mit der Hüfte an die Tischkante und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sofia glättete sich mit geschmeidigen Händen die Röcke, fuhr sich über ihre entzückende Kehrseite. Osborne lächelte kaum merklich, als er den Blick zur Scheibe wandte. In der Kriegskunst kam es vor allem auf den richtigen Zeitpunkt an. Ihre Ablenkung kam ein paar Sekunden zu spät.
    »Sitzt die Kleidung zu eng?«, fragte er. »Walfischbein ist bestimmt verteufelt

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