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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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er niemals überbrücken würde. Die Pflicht verlangte, dass sie ihn davon abhielt, noch näherzurücken. »Das ... das war nicht persönlich gemeint. Wie du selbst gesagt hast, bringt die Hitze des Gefechts das Blut manchmal in Wallung.«
    »Nicht persönlich gemeint?«, wiederholte er. »Ich war also nichts anderes als ein Mittel zum Zweck, um deine Heißblütigkeit ein wenig zu kühlen?« Sein Lächeln gefror. »Du liebe Güte, ich werde den Eindruck nicht los, dass du mich wirklich nach Strich und Faden ausgenutzt hast, Contessa!«
    Sofia spürte, wie ihr die Röte in die Wangen kroch. »S ... so habe ich es nicht gemeint.«
    »Wie hast du es denn sonst gemeint? Ich muss gestehen, dass ich große Schwierigkeiten habe, in dem Gewirr an Lügen deine wahren Gefühle zu entdecken.«
    »Ich arbeite allein.« Sie zitterte, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie seinem Blick vollkommen nackt ausgesetzt war. Sie tastete unter der verstreuten Kleidung herum, fand ihr Mieder und presste es sich auf die Brust. »Wir sollten es dabei belassen.«
    Osborne schnappte sie am Handgelenk. »Ich habe nicht vor, mich so schnell abspeisen zu lassen. Du hast Antworten versprochen, und ich habe vor, dich beim Wort zu nehmen.«
    Sie versuchte, sich zu befreien, aber er hielt sie fest. »Dieser schwarze Vogel auf deiner Brust - was zum Teufel hat der zu bedeuten? Gehörst du zu einer Art Geheimtruppe? Zu einer Truppe ... zu einer Truppe ...«
    »... erfahrener Attentäter?« Spöttisch unterbrach Sofia sein Gestammel. »Gute Güte, Osborne, vielleicht solltest du dich als Romanschriftsteller versuchen! Deine Einbildungskraft ist jedenfalls lebhaft genug.« Sofia setzte ihre Offensive fort, als sie bemerkte, dass ein Schatten der Unsicherheit über sein Gesicht huschte. »Wessen wirst du mich als Nächstes beschuldigen? Dass ich eine ausländische Agentin bin, die dem Prinzregenten die Kehle aufschlitzen soll?«
    Er war so höflich, zu erröten.
    »Und jetzt lass mich bitte gehen.« Das Geklapper der Kohlenschütte im Hauptkorridor unterstrich ihre Forderung.
    Osborne ließ sie los. »Du bist so scharf wie Stahl, Sofia, so viel ist sicher. Ich werde mich also zum zweiten Mal zurückziehen, damit dein guter Name nicht besudelt wird. Aber verlass dich lieber nicht darauf, dass ich meinen letzten Trumpf schon ausgespielt habe.«
    Osborne achtete nicht auf die hochgezogenen Augenbrauen der Bürogehilfen, als er durch das Schreibzimmer in Lynsleys Büro stürmte.
    Diesmal gelang es dessen Sekretär, ihn im Vorraum abzufangen. »Seine Lordschaft ist nicht zu sprechen!«, wehrte der junge Mann ab und machte sich flink daran, den Weg zur verschlossenen Tür zu versperren.
    Osborne konnte sich gerade noch zurückhalten, ihn mit einem Fausthieb niederzustrecken. »Ist er fort, oder weigert er sich nur, mich zu empfangen?«
    »Der Marquis ist nicht am Platz«, hieß es ausweichend.
    Osborne starrte den jungen Mann an, der sich nicht von der Stelle rührte. »Richten Sie ihm aus, dass ich ihn aufgesucht habe!« Inzwischen hatte er begriffen, dass es nicht fair war, seine Laune an jemandem auszulassen, der einfach nur seine Arbeit erledigte. Er warf seine Visitenkarte auf den Tisch. »Die Sache ist dringlich.«
    »Ich werde Seiner Lordschaft die Nachricht überbringen, sobald er wieder eintrifft.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass er sich nicht alle Zeit der Welt lässt«, murmelte Osborne kaum hörbar, »hoffentlich ist er nicht auf dem Weg nach China.«
    Der Sekretär verzog keine Miene. »Ich denke, ich kann bedenkenlos behaupten, dass der Marquis gegenwärtig nicht in diplomatische Angelegenheiten mit dem Land des Lächelns verwickelt ist.«
    »Aber natürlich ist es Ihnen nicht gestattet, mir zu verraten, wo er sich gerade aufhält.«
    Der junge Mann schnappte sich eine Ladung Akten. »Kann ich Ihnen sonst noch weiterhelfen, Lord Osborne?«
    »Guten Tag«, brummte Osborne.
    Er verließ die Mauern Whitehalls und eilte ins White's. Aber selbst mehrere Gläser des besten Brandys im Club konnte das Feuer in seinem Innern nicht löschen. Ganz im Gegenteil, während der Zorn anfangs nur leicht in ihm gestaut hatte, drohte er jetzt beinahe überzukochen.
    Gleich explodiere ich! Er gönnte sich noch einen Schluck. Angesichts der Tatsache, dass er in der Welt der Salons für sein ruhiges Auftreten, seinen leidenschaftslosen Blick auf die Welt bekannt war, konnte man es fast schon als Ironie des Schicksals bezeichnen. Wie auch immer - in den letzten

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