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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Gedanken nicht lesen und spüren konnte, wie traurig ich war, dass sein Bruder fort war.



Wir saßen im Wohnzimmer und sahen uns die Rocky Horror Picture Show an, zu der Dad uns überredet hatte. Als er und Laura frisch verliebt waren, waren sie zu Filmvorführungen gegangen, bei denen die Zuschauer mitagieren konnten. Sie erzählten von Schattenspielen, bei denen Amateure den Film vor der Leinwand auf einer Bühne nachgespielt hatten. Das Publikum war außer Rand und Band gewesen, hatte mit Sachen geworfen und auf ein Stichwort hin losgeschrien. Er und Laura imitierten die Einsätze der Zuschauer, während Lucy und ich Popcorn nach ihnen warfen. Dann tanzten sie den Time Warp, und ich kriegte mich vor Lachen gar nicht mehr ein.
    Es war ein perfekter Abend, der erste seit Gabriels Weggang vor drei Tagen. Bislang hatte er sich noch nicht bei Asher gemeldet, und ich versuchte, mir keine Sorgen zu machen.
    Gerade lief der Abspann, als mein Handy klingelte.
    »Wow, klingt so, als ginge bei euch die Post ab!«
    Laura zeigte uns gerade wieder den Time Warp und hatte Lucy inzwischen dazu überredet, mitzumachen. Sie hatten keine Ahnung, dass mein VaterdasGanze mit seinemHandy aufnahm. Ich lachte, und er hielt sich einen Finger an die Lippen.
    »Wir haben gerade einen Film fertig geschaut. Magst du rüberkommen?«
    »Ich habe eine bessere Idee. Treffen wir uns im Labyrinth?«, fragte Asher.
    Seit unserer Rückkehr hatten wir kaum zwei Minuten für uns allein gehabt. Keiner wollte sich zu weit von seinen Familien entfernen, was bedeutete, dass unsere gemeinsame Zeit auf ein Minimum geschrumpft war. Insgeheim fragte ich mich, ob er mir einen Vorwurf machte, dass ich mit Gabriel einen Bund eingegangen war, obgleich wir darüber noch nicht wieder gesprochen hatten. Früher oder später kämen wir nicht darum herum, aber augenblicklich … wollte ich einfach nur mit Asher zusammen sein.
    »In zehn Minuten?«
    »Wer zuletzt kommt, muss seine Mauer oben lassen!«
    »Abgemacht!«, sagte ich. Das klang verheißungsvoll … Ich grinste.
    Als ich Sekunden später auflegte, merkte ich erst, dass mich Dad filmte und Laura und Lucy dabei zusahen.
    »Na, was meint ihr, Leute? Hat sie ein Date mit Asher, oder nicht?«
    Meine Schwester und meine Stiefmom beantworteten die Frage mit Buhrufen, und ich lachte, wurde aber ganz rot dabei. Ich ging hoch, um mich umzuziehen, und die anderen beschlossen, das Monopoly-Spiel hervorzukramen. Dann stellte ich mich an mein Fenster und beobachtete, wie Asher in den Townsend Park lief. Im September ging die Sonne erst spät unter, und ich konnte noch erkennen, was da draußen vor sich ging. Etwas Schemenhaftes glitt durch die Bäume, und ich raste die Treppe hinunter. Mal sehen, wer gewinnen würde!
    Voller Vorfreude erreichte ich die Bäume und stürmte dann meinen Lieblingsweg entlang, der geradewegs in die Mitte des Irrgartens führte. Als ich die Lichtung erreichte, lachte ich, in der Erwartung, gleich in Ashers Armen zu liegen.
    Das Lachen blieb mir im Hals stecken. Xavier und noch ein Kerl pressten Asher bäuchlings zu Boden, und Xavier hatte Asher an den Haaren gepackt und stieß ihn mit der Wange in den Dreck. Der wehrte sich, doch in seinem Gesicht spiegelten sich Verzweiflung und Angst wider. Höhnisches Gelächter durchdrang den Wald.
    »Remy.«
    Die Stimme ließ mich innehalten. Ich blickte mich um und entdeckte meinen Großvater auf einer Bank. Ein Kieselstein landete auf meiner Brust.
    Es war zu einfach gewesen, begriff ich. Ich hätte wissen müssen, dass wir nicht wirklich davongekommen waren. Diesen Albtraum würde ich nie wieder los. Ich hatte versucht, meine Heilkräfte als ein Geschenk zu betrachten, aber mir und meiner Familie hatten sie nur Unglück gebracht. Und Asher auch.
    Ich sah ihm in die Augen. Sie blickten düster, und ich erkannte, dass er keinen Ausweg wusste.
    Wieder rief mein Großvater nach mir und klopfte auf den Platz neben sich. »Komm her!«
    Es war keine Bitte, und mir blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Kurz darauf hockte ich mich, so weit wie möglich weg von Franc, auf die Bank.
    »Franc, was tust du hier?«, flüsterte ich.
    »Ich habe dich beobachtet.« Er stützte die Ellbogen auf seine Oberschenkel. »Dich und deine Familie. Das war ja alles ganz anders als erwartet.« Er hielt inne und musterte mich. »Ein Vater. Eine Schwester. Und ein Beschützerfreund. Hatirgendetwas von dem, was du mir erzählt hast, eigentlich der Wahrheit

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