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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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eine Lehrerin in meiner Schule in Brooklyn gehandelt. Ich wünschte, ich könnte sagen, ich hätte sie absichtlich geheilt, aber es war nur ein Versehen gewesen. Meine Heilkräfte waren damals noch völlig neu für mich, und ich wusste noch nicht, dass ich mich die ganze Zeit über schützen musste. Manchmal setzten sie wie von selbst ein, wenn ich plötzlich mit jemandem zusammenstieß, und dann gab es kein Halten mehr. Die Krebsgeschichte war echt bescheuert gewesen. Ich hatte wochenlang Schmerzen gehabt, bevor ich wieder ganz gesund war.
    Die jähe Stille in der Garage sagte mir, dass ich eine falsche Antwort gegeben hatte. Ich sah von Marias Tabellen auf und merkte, dass mich alle ungläubig ansahen.
    »Quatsch«, murmelte Delia leise.
    »Was denn?«, fragte ich verwirrt.
    Erin beugte sich auf ihrem Stuhl vor. »Remy, das geht doch gar nicht. So was können nur die älteren, mächtigeren Heilerinnen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir können nur bestimmte Sachen heilen. Knochenbrüche oder so was wie das mit dem Jungen am Strand. Krebs, Herzinfarkte, Verbrennungen dritten Grades, lebensbedrohlichere Verletzungen könnten uns das Leben kosten. Wir sind einfach nicht in der Lage, mit der Energie umzugehen, die dafür nötig ist. Dazu braucht man mehr Erfahrung.«
    Verdammt, verdammt, verdammt! Asher hatte ja erwähnt, dass meine Fähigkeiten anders funktionierten. Allerdings hatte er nicht erwähnt, dass ich Krankheiten heilte, die ich in meinem Alter gar nicht imstande war, zu heilen. Und hatte ich ihm je von der Krebsgeschichte erzählt?
    Wieder zuckte ich die Achseln und wünschte, ich hättediese Sätze nie gesprochen, aber zurückrudern konnte ich nun mal nicht mehr. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Eine Frau hatte Magenkrebs. Ich habe sie davon geheilt. Kein Mensch hat mir gesagt, dass es da eine Altersbeschränkung gibt.«
    Ich wandte mich mit gespielter Lässigkeit wieder dem Tagebuch zu, doch mein Herz schlug mir bis zum Hals.
    Alcais stieß an den Tisch, als er neben mir einen Stuhl herauszog und ihn umdrehte, sodass er sich rittlings draufsetzen konnte. Er legte die Arme auf die Lehne und stützte sich dann mit dem Kinn darauf. Ein Pfeil baumelte in seiner Hand, den er träge hin und her schwingen ließ.
    »Na los«, forderte er. »Raus damit. Erzähl uns, wie du etwas getan hast, das niemand in unserem Alter schafft, und das, obwohl du null Training von deiner Mutter oder einer anderen Heilerin bekommen hast!«
    Seinem höhnischen Tonfall nach zu urteilen, erwartete er wohl, ich würde einen Rückzieher machen. Der ging mir vielleicht auf den Wecker! Ich gab es auf, so zu tun, als würde ich lesen, und knallte das Buch auf den Tisch. Dann lehnte ich mich lässig zurück und tat völlig unbekümmert.
    »Da war eigentlich nichts weiter dabei«, meinte ich gedehnt und sah ihm direkt in die Augen. In der Hoffnung, damit wäre ich aus dem Schneider, gestand ich: »Ehrlich gesagt, war’s eine Art Versehen.«
    Ich gab zu, dass ich mit einer Lehrerin zusammengestoßen war und meine Fähigkeiten das Ruder übernommen hatten. Meine Mutter hatte erwähnt, dass meine Großmutter immer Handschuhe getragen hätte, um genau das zu vermeiden. Ich wusste also, dass das keine Begleiterscheinung meiner Beschützeranteile war. Dass ich vor Schmerzen am liebsten geschrien hätte und Angst gehabt hatte, ich würde mich nicht mehr davon erholen, ließ ich unter den Tisch fallen. Fallsmeine Mutter etwas davon mitbekommen hatte, so hatte sie sich darüber ausgeschwiegen.
    Als ich fertig war, starrten sie mich immer noch alle an. Erin sah aus, als wäre sie geneigt, mir zu glauben, aber Delia hielt mich für eine ausgemachte Lügnerin. Das sah ich an ihrem verächtlichen Blick. Alcais wirkte einen Moment lang nachdenklich, dann spannten sich seine Muskeln an. Er griff blitzschnell nach mir, um mich mit dem Pfeil zu verletzen, den er immer noch in der Hand hielt.
    Hätte ich ihn nicht die ganze Zeit mit Argusaugen beobachtet, dann hätte ich ihm wahrscheinlich nicht ausweichen können. Nun zahlten sich meine Stunden mit Gabriel und Asher aus. Ich setzte Alcais’ Wucht gegen ihn selbst ein und riss ihn an dem Arm, den er ausgestreckt hatte, ruckartig zu mir her. Aus dem Gleichgewicht gebracht, kippte sein Stuhl nach vorn. Ich ließ ihn los, und er landete mit einem lauten Krachen auf dem Boden. Ich sprang auf die Füße und aus seiner Reichweite. Keuchend beobachtete ich, wie er sich herumrollte. In diesem Moment kamen mein

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