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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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die mir die ganze Zeit im Kopf herumspukte.
    »Sag mal, Franc. Erin hat erwähnt, dass es eine Bibliothek mit Büchern über Heilerinnen gibt?« Er nickte, und ich traute mich nachzuhaken: »Mir scheint, als hätte ich riesige Lücken, was das Heilerinnendasein betrifft. Es gibt so vieles, worüber ich Bescheid wissen sollte, aber ich hab keinen Schimmer, weil mich Mom über diese Welt im Unklaren lassen wollte. Meinst du, ich könnte mir da vielleicht mal ein paar Bücher ausleihen?«
    »Aber klar doch. Das nächste Mal, wenn wir in Pacifica sind, besorge ich dir was zum Schmökern.«
    Ich hatte die Luft angehalten und atmete nun aus. Zwar erhielt ich keinen Zugang zu der Bibliothek, wie ich es mir erhofft hatte, aber ein Anfang war gemacht. Ich hatte noch eine Frage auf dem Herzen, aber ich überlegte, ob ich fürs Erste Ruhe geben sollte. Andererseits spürte ich, dass das Ende meines Aufenthaltes hier näher rückte, und die Tatsache, dass ich so vieles noch nicht wusste, bedrückte mich jeden Tag mehr. Wer A sagt, muss auch B sagen, dachte ich.
    »Etwas beschäftigt mich immer wieder. Alcais hat malbeiläufig erwähnt, möglicherweise seien die Heiler den Beschützern gegenüber bald in der Überzahl. Was hat er damit gemeint? Ich dachte, von uns gäbe es nicht mehr viele?«
    Einen Augenblick kniff mein Großvater die Lippen zusammen, als sei er wütend, doch das verpuffte gleich wieder. »Hast du dich je gefragt, woher deine Fähigkeiten kommen?«
    Eigentlich nicht wirklich. Ich schlug mich ohnehin schon mit so vielen Fragen herum.
    »Etwas Spezielles mit unseren doppelten X-Chromosomen?«, riet ich.
    »Wir glauben, es hat etwas mit der Zusammensetzung eures Gehirns zu tun. Soweit wir das sagen können, funktionieren eure Hirnwellen anders. Jeder Mensch besitzt kinetische Energie, die ihn befähigt, sich zu bewegen und zu denken. In jedem Augenblick des Lebens fließen elektrische Ströme durch unseren Körper, genauer gesagt durch unsere Nervenzellen. Und irgendwie sind Heilerinnen imstande, ihre Energie zu kontrollieren. Wie du ja schon weißt, kannst du diese Energie manipulieren, um andere zu heilen.«
    »Was hat das damit zu tun, dass wir immer mehr werden könnten?«, fragte ich verwirrt.
    Er lächelte. »Wenn wir das isolieren können, was aus dir eine Heilerin macht, dann können wir es vielleicht reproduzieren.«
    Beinahe wäre ich gestolpert, konnte mich aber gerade noch halten. Reproduzieren? Das klang ganz schön freakig.
    »Du willst Heilerinnen erzeugen?«, fragte ich.
    »Nein, keine Heilerinnen, Remy. Männliche Heiler. Warum sollten Männer diese Fähigkeit nicht auch besitzen? Denk doch nur, wie viel mehr Menschen wir helfen könnten, wenn es mehr von uns gäbe!«
    Endlich fiel ihm auf, dass ich gar nicht mehr neben ihm ging. Als er sich zu mir umdrehte, registrierte er, wie überraschtich war. Er runzelte ein wenig die Stirn, als würde ihn meine Reaktion enttäuschen. »Wieso machst du so ein bestürztes Gesicht?«
    Ich biss mir auf die Lippen, suchte nach den richtigen Worten, um zu erklären, was ich empfand. »Bestürzt trifft es nicht so ganz. Eher völlig geplättet. Was du da erzählst, klingt nach einem abenteuerlichen Science-Fiction-Szenario. Gehirnwellen? Reproduzieren?« Verdutzt schüttelte ich den Kopf.
    Er tippte sich mit einem Finger an den Mund. »Wenn man es so sieht, hast du recht. Tut mir leid, dass ich dich damit so überfahren habe. Aber betrachte es mal aus deiner Warte. Heilerinnen sind so gefährdet, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Wir müssen eine Möglichkeit finden, wie wir unsere Leute beschützen können. Wie stellen wir das an, wenn unsere Feinde unsterblich sind? Wenn sie dadurch an Macht gewinnen, dass sie uns töten?« Er streckte seine Hände aus, die Handflächen nach oben. »Hier geht’s ums nackte Überleben!«
    Ich konnte nicht verinnerlichen, was er gesagt hatte, obwohl mir die Argumente einleuchteten. Nach einer Weile setzten wir unseren Weg fort, beide in Gedanken versunken. Asher hatte sich mir anfangs nicht nähern wollen, weil er eine Gefahr für mich darstellte. Eine Gefahr, die ich nach dem Zwischenfall mit Erin nun besser verstand. Da er sein Empfindungsvermögen eingebüßt hatte, hatte diese Gier allerdings für ihn noch eine andere Dimension. Er hatte sich davor gefürchtet, dass er seinem Verlangen, sich wieder wie ein Mensch zu fühlen, nachgeben könnte, und das auf Kosten meines Lebens. Und wenn ich wie andere Heilerinnen gewesen

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