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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Minuten lang, ohne etwas zu sagen, bis ich verstand, dass Dorthea mit hier nicht ihren Vorgarten, sondern Pacifica meinte, wo man beim Haus einer Heilerin einen Beschützer gesichtet hatte.
    Eigentlich war ich davon ausgegangen, die Heilergemeinde würde im Fall einer Bedrohung durch die Beschützer sofort aktiv werden.
    Doch zu meinem Erstaunen war genau das Gegenteil der Fall. Sie saßen herum und diskutierten darüber, welches Schicksal die Frau erwartete. Viele von ihnen wandten sich direkt an meinem Großvater, in ihren Gesichtern stand das blanke Entsetzen. Es war acht Monate her, dass eine Heilerin vermisst gemeldet worden war. Sie wollten von ihm beruhigt werden, wissen, dass sie sich in Sicherheit wiegen konnten.
    Zum ersten Mal wurde mir klar,welchen Platz Franc in dieser Gemeinde wirklich einnahm. Er war nicht bloß ein alter weiser Mann, er war ihr Oberhaupt. Alle wollten von ihm hören, was als Nächstes zu tun sei.
    Demnach zu urteilen, was ich um mich herum aufschnappte, musste sich eine Heilerin verraten haben. Sie arbeitete als Schwester in einem hiesigen Krankenhaus und hatte ihre Fähigkeit eingesetzt, um jemanden zu heilen, der das Geheimnis nicht für sich behalten hatte.
    Zumindest vermutete man das. Keiner schien ganz sicher zu sein, wie die Heilerin entdeckt worden war. Sicher dagegen wussten sie, dass ein Beschützer – einer, der in den letzten Monaten schon unter Beobachtung gestanden hatte – dabei gesehen worden war, wie er ungefähr vor einer Stunde in das Haus der Frau eingedrungen war.
    Mein Großvater hatte mich in dem Trubel ganz vergessen, und ich schlich von ihm weg zu Erin hinüber. Sie saß zusammengekringelt auf einem Sessel und hatte die Knie an die Brust gezogen.
    »Warum machen die denn gar keine Anstalten, die Frau zu retten?«, flüsterte ich und hockte mich neben sie.
    Sie riss entsetzt die Augen auf. »Sie retten? Remy, wir dürfen auf keinen Fall auch nur in ihre Nähe! Nicht jetzt!«
    Ich schaukelte auf meinen Fersen zurück. »Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?«
    Sie schüttelte bedächtig den Kopf. »Gehst du bei einem ein Risiko ein, gehst du bei allen eines ein. Yvette weiß das. Sie würde nie erwarten, dass wir ihr helfen.«
    »Ich dachte, sie sei eine Freundin?«
    Wut hob meine Stimme, und Erin rutschte unbehaglich hin und her. Unglaublich, dass sie alle einfach herumsaßen und zuließen, dass eine Frau vor ihren Augen quasi umgebrachtwurde. Wo es doch immer noch möglich war, irgendwie einzugreifen! Meine Mutter hatte erzählt, die Beschützer würden Heilerinnen manchmal noch eine Weile leben lassen, wenn sie wieder etwas empfinden wollten – wenn auch nur für kurze Zeit. Manche töteten umgehend, um sofort diesen Kick zu haben. Aber die meisten zogen das Ganze lieber in die Länge.
    »Jetzt halt mal die Luft an, Newbie!«, sagte Alcais leise.
    Er setzte sich neben Erin auf die Sessellehne und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Ausnahmsweise klebte Delia mal nicht an ihm.
    »Was, wenn eine Gruppe von denen auf uns wartet?«, fuhr er fort. »Lieber nichts überstürzen, sonst geht man drauf. Das mag dir nicht gefallen, aber so gehen wir nun mal vor.«
    Beschämt rieb ich mir die Hände. Asher warf mir immer vor, völlig kopflos zu reagieren. Wenn er gewusst hätte, dass diese Heiler der gleichen Meinung waren wie er!
    Ein paar Minuten darauf betrat mein Großvater den Raum, und alle verstummten.
    »Wir haben in Erfahrung gebracht, dass der Beschützer ein bekannter Einzelgänger ist«, verkündete er. »Da wir wissen, dass er allein vorgeht, werden ein paar von uns hineingehen und schauen, ob wir Yvette helfen können.«
    Er rief mehrere Männer und eine der älteren Heilerinnen zu sich. Ich stand ebenfalls auf, und er schien sich endlich wieder an meine Existenz zu erinnern.
    »Remy, du kommst mit!«, sagte er nach kurzem Zögern in entschiedenem Ton.
    Alcais und Erin überraschte sein Befehl, aber mir waren seine Motive egal. Ich wollte dort sein und sehen, wie sie gegen Beschützer vorgingen. Ich folgte ihm zu seinem Truck und kletterte auf den Beifahrersitz.
    Inzwischen war die Sonne untergegangen. Eine Zeit lang fuhren wir in angespannter Stille. »Wenn wir dort ankommen, tust du genau das, was ich dir sage. Bis wir den Beschützer gefasst haben, bleibst du im Truck und kommst nicht zu dem Haus, bis ich es dir erlaube. Hast du mich verstanden?«, sagte er schließlich in einem Ton, der absolut keinen Widerspruch duldete.
    Da man ihm seine

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