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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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ist es nicht. Ich war nur so dermaßen überrascht. So was habe ich noch nie erlebt. Was war denn da los, Remy? Wieso ist das passiert?«
    Ich versuchte, mir etwas einfallen zu lassen, das es erklärte, ohne zu viel preiszugeben.
    »Ich weiß nicht wieso, aber meine Gabe funktioniert anders. Wenn ich jemanden heile, übernehme ich seine Verletzungen. Das war schon immer so.«
    Mit gefurchter Stirn dachte er darüber nach. Er hob eine Augenbraue und warf dann einen Blick zur Spüle. Ich erriet, was er sagen wollte, bevor er den Mund aufmachte.
    »Ja, mein Finger hatte eine Schnittwunde, nachdem ichdich geheilt hatte«, sprudelte es aus mir heraus. »Ich habe mich im Bad darum gekümmert, während du das Mittagessen fertig zubereitet hast. Und bitte brüll mich jetzt nicht an!«
    Er presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, damit es nicht aus ihm herausbrach. Ich wartete darauf, dass er sich den Rest zusammenreimte. Ihm würde klar werden, dass ich meine Mutter all die Jahre, in denen Dean sie misshandelt hatte, geheilt hatte. Lang dauerte es nicht.
    Pures Entsetzen zeigte sich auf seinem Gesicht, aber er sagte nur: »Deine Mutter?«
    Ich nickte.
    Er schluckte. »Wie lange?«
    »Seit sich meine Heilkräfte entwickelten, als ich zwölf war.«
    Er stand so abrupt auf, dass sein Stuhl nach hinten flog. Beinahe wäre ich in Panik aufgesprungen, denn in mir stiegen schlimme Erinnerungen an Deans Ausbrüche hoch. Doch bevor ich auch nur aufrecht saß, hatte mein Großvater schon den Raum verlassen. Verdutzt sah ich ihm hinterher. Einen Augenblick darauf stapfte er in die Küche zurück. Er starrte mich an und ging dann wortlos wieder hinaus. Das tat er noch dreimal, und ich beobachtete ihn verwirrt.
    Es dauerte einige Zeit, bis er sich beruhigt hatte. Dann stellte er – peinlich genau – seinen Stuhl wieder auf dieselbe Stelle zurück. Nachdem er sich wieder hingesetzt hatte, fing er an zu sprechen, doch seine Stimme klang belegt.
    »Es war nicht richtig von deiner Mutter, dich all dem auszusetzen. Ich hoffe, du denkst nicht, wir seien alle so.«
    Alcais kam mir in den Sinn, und ich fragte mich, ob Franc von seinen Spielchen mit Delia und Erin wusste. Doch da mein Großvater so aufgebracht klang, konnte ich nur nicken.
    »Hat Anna gewusst, dass deine Fähigkeiten anders sind?«
    Ich sah Franc direkt in die Augen und log ihn dann nach Strich und Faden an. »Gesagt hat sie jedenfalls nichts.«
    Zu meiner großen Erleichterung nahm er mir meine Antwort ab und fing an, mich darüber auszuquetschen, wie meine Heilkünste funktionierten. Ich sah nicht ein, wieso ich lügen sollte. Ich wollte ja, dass er mir meine Grenzen aufzeigte, damit ich vielleicht einen Weg zu einer gemeinsamen Zukunft mit Asher fand, zumindest jedoch nicht umgebracht wurde, wenn ich die falsche Person heilte. Also beschrieb ich, wie ich jemanden heilte und wie es war, wenn ich in mir aufnahm, was immer ich geheilt hatte. Er stellte mir tausend Fragen über den Verlauf und darüber, was danach geschah. Er hatte beobachtet, dass ich mich nach der Übernahme von Chrissys Verletzungen nur teilweise geheilt und die Schnittwunde am Kopf gelassen hatte.
    Bis seine Neugierde befriedigt war, hatten wir unsere zweite Tasse Tee geleert. Und dann kam er mit einem Wunsch auf mich zu, bei dem es mir die Sprache verschlug.
    »Ich möchte dich testen lassen. Du weißt, dass einige in unserer Gruppe daran arbeiten herauszufinden, wie und wodurch Heilerinnen zu ihren Fähigkeiten kommen. Die Unterschiede zwischen deinen und ihren Fähigkeiten könnten sie bei ihren Forschungen weiterbringen. Gleich morgen kann’s losgehen.«
    Er war ganz aus dem Häuschen, und ich hasste es, ihn enttäuschen zu müssen, aber um nichts in der Welt würde ich einen Test zulassen. Gabriel hatte mir bestätigt, dass mein Blut dem der Beschützer entsprach. Ein Bluttest, und die Heiler wüssten ganz genau, wie sehr ich mich von ihnen unterschied.
    »Nein. Ich möchte nicht getestet werden.«
    Meine Antwort überraschte meinen Großvater. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mich ihm widersetzenwürde, und das ärgerte mich. Diejenige, die darüber entschied, was mit meinem Körper geschah, war doch ich! Ich weigerte mich, wie eine Laborratte gepiekst und herumgeschubst zu werden. Und das sagte ich ihm auch.
    »Ich betrachte dich nicht als Laborratte, Remy!«, protestierte er.
    »Tut mir leid, Franc. Aber ich bleibe dabei.«
    Er stieß frustriert Luft aus, ließ das

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