Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
Vom Netzwerk:
niedergehen lassen.
    »Bist du verrückt?«, explodierte ich. Noch mal ließ ich mich nicht auf die Beschützer ein. Und zu meinem Großvater wollte ich sie schließlich auch nicht führen.
    »Ich habe ja nicht gesagt, dass du sie zu deinem Großvater einladen sollst, aber du musst zugeben, dass der Alte den Job, seine Leute vor meinen Artgenossen zu verstecken, gut hingekriegt hat. Augenblicklich bist du dort am besten aufgehoben.«
    Genau das hatte mein Großvater auch gesagt, als er michzum Bleiben überreden wollte. Auch dass ich allein durch meine Nähe meine Freunde in Gefahr bringen würde. Meine Familie war das einzig Gute, das mir im Leben noch geblieben war. Ohne sie stünde ich wirklich allein da. Was, wenn ich sie nie wiedersah? Konnte ich sie aufgeben, wo ich sie doch gerade erst gefunden hatte? Aber dem Risiko, dass sie getötet wurden, konnte ich sie unmöglich aussetzen.
    Deprimiert sackte ich zusammen. Nein.
    »Ich werde mich nicht ewig verstecken«, flüsterte ich und ergab mich dem Unvermeidlichen. »Ich werde diese Männer finden, und dann wird es ihnen leidtun, was sie Asher angetan haben.«
    »Und wenn du das tust, bin ich an deiner Seite«, erwiderte Gabriel. »Du hast mein Wort.«

    Ich schaffe das. Für sie schaffe ich das.
    Damit ich meine Ruhe hatte, wenn ich auf seinem Handy telefonierte, zog sich Gabriel zurück. Wir hatten in dem Park Halt gemacht. Die Sonne war herausgekommen, und die grünen Rasenflächen wurden zunehmend von gutgelaunten Menschen mit ihren Decken und Frisbees bevölkert.
    Ich umklammerte Gabriels Handy und betete, dass nicht ausgerechnet Lucy dranginge. Ich war mir nicht sicher, ob ich das Ganze dann durchziehen könnte.
    Nach zweimaligem Läuten meldete sich mein Vater. »Hallo?«
    »Dad?« Meine Stimme bebte, und ich berührte mit einem Finger meine zitternde Lippe.
    »Remy? Hi, mein Schatz! Wie geht’s dir? Hast du Spaß?Wir können es gar nicht erwarten, dass du nach Hause kommst! Am Sonntag fahren wir alle zusammen zum Flughafen und holen dich ab!«
    Er klang so froh, mich zu hören. Beinahe wäre ich ins Wanken gekommen. Aber es musste sein.
    »Deswegen rufe ich eigentlich an. Ich werde nicht zurückkommen.«
    Am anderen Ende der Leitung reagierte mein Vater zunächst mit Schweigen. Dann sagte er: »Du bleibst länger, willst du sagen?«
    Mir zerriss es fast das Herz. »Nein, Dad. Ich komme nicht mehr zurück. Mein Großvater hat mich gefragt, ob ich bei ihm bleiben möchte, und ich finde, das ist für alle das Beste.«
    Das stimmte, und daran hielt ich mich.
    »Remy, was soll das? Hab ich was verkehrt gemacht? Ich habe so viele Fehler begangen, aber ich habe versu…«
    Angesichts seines besorgten Tonfalls krampfte sich mir der Magen zusammen, und ich schnitt ihm rasch das Wort ab.
    »Du hast nichts verkehrt gemacht. Es war einfach alles zu viel. Mom … Dean … Da gibt es einfach zu viele Erinnerungen. Ich brauche einen Neuanfang. Bitte sei nicht sauer auf mich!«
    »Ich bin nicht sauer«, erwiderte er. Und er klang auch nicht so. Er klang traurig und verletzt. »Dazu hätte ich im Grunde ja auch gar kein Recht, oder?«
    Du hast das Recht. Mein Vater fühlte sich schuldig, weil er nicht dagewesen war, als Dean Mom und mir das Leben zur Hölle gemacht hatte. Wenn ich jetzt nicht zurückkam, würde er sich darin bestätigt fühlen.
    »Richtest du Laura und Lucy meine Abschiedsgrüße aus?«
    »Du solltest mit ihnen reden. Es würde sie verletzen, wenn du es nicht tust.«
    »Ich kann nicht«, brachte ich heraus.
    »Wo soll ich deine Sachen hinschicken? Kommst du heim, um sie abzuholen? Und was ist mit dem Mustang?«
    »Das kannst du alles behalten. Ich brauche nichts.«
    Wieder Stille. »Weißt du, ich könnte mir Urlaub nehmen. Wir könnten dich jederzeit besuchen kommen. Ich könnte dir deine Sachen bringen.«
    »Nein. Ich muss jetzt los.«
    »Warte!«, rief er. »Irgendetwas stimmt doch nicht, oder? Was ist los? Sprich mit mir, Schatz!«
    Er klang untröstlich und verzweifelt. Mein Werk. Gabriel war wieder aufgetaucht und berührte mich an der Schulter. Ja, ich tat das Richtige. Mein Vater würde herumerzählen, dass ich nicht zurückkam. Es würde die Runde machen, dass ich sie alle verlassen hatte, und die Beschützer hätten keinen Grund mehr, meine Familie anzugreifen.
    »Ich liebe dich, Dad«, flüsterte ich. »Euch alle. Danke, dass ihr mir ein Heim gegeben habt. Passt auf euch auf.«
    Dann legte ich auf und brach damit die letzte Brücke hinter mir

Weitere Kostenlose Bücher