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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Arschloch?«
    Er nahm sich eine Zitrone aus der Schale auf der Küchentheke und warf sie von einer Hand in die andere. »Na, was meinst du denn, wieso alle Mädchen so scharf auf mich sind?«
    Ich runzelte die Stirn. »Weiß der Himmel. Vermutlich sind sie hohl und nur hinter deinem Körper her.«
    »Dir ist mein Körper aufgefallen?«
    Als ich an ihm vorbeikam, spannte Gabriel die Muskeln eines Arms an, und ich gab ihm einen Knuff.
    »Hey!«, protestierte er. »Weiß Asher, dass du ab und zu mal ein Auge auf mich wirfst?«
    Die Luft entwich zischend aus dem Raum, und wir beide erstarrten.
    »Gott, Remy«, meinte Gabriel dann entsetzt. »Es tut mir so leid. Eine Sekunde lang habe ich’s vergessen. Ich kann nicht fassen, dass ich das gesagt habe.«
    Das Lustige war, dass ich es ihm nachfühlen konnte. Mir lag Ashers Name auch ständig auf den Lippen. »Ist nicht schlimm. Ich vergesse es auch immerzu.«
    Gabriel sah immer noch völlig fertig aus, deshalb knuffte ich ihn auf dem Weg nach draußen noch einmal. »Hör auf, die Drama Queen zu spielen, Gabriella, und nimm die Servietten mit.«
    »Ich? Drama Queen? Da lass ich dir den Vortritt, Remington!«, neckte er mich, kurz bevor die Küchentür hinter mir zufiel.
    Ein Lachen entfuhr mir, das Franc fast genauso überraschte wie mich, als ich nach draußen kam.
    Am Tisch huschte der Blick meines Großvaters dann häufig zwischen Gabriel und mir hin und her. Ich hatte monatelang mit Ashers Bruder trainiert, aber diese verspielte Seite kannte ich überhaupt nicht an ihm. Er machte seine Späßchen, da er mich offensichtlich zum Lachen bringen wollte. Und zu meiner Bestürzung schaffte er es auch. Dabei kam es einem irgendwie falsch vor zu lachen, wo Asher tot war. Mit seinem Bruder zu scherzen, kam mir wie ein Verrat an ihm vor.
    Als Franc auf meine Fähigkeiten zu sprechen kam, lenkte Gabriel die Unterhaltung geschickt auf unverfänglichere Themen. Dafür, dass er sich sogar vor meiner Familie bedeckt hielt, zollte ihm Franc widerwillig Respekt. Es war beängstigend, wie gut Gabriel in Menschen hineinschauen konnte.
    Nachdem er gegangen war, wo auch immer er hinging, wenn er nicht mit mir zusammen war, verzog ich mich in mein Zimmer. Gerade machte ich mich zum Schlafen fertig, als Franc an die angelehnte Tür klopfte.
    »Dein Freund gefällt mir, Remy. Jetzt verstehe ich, wieso du ihm vertraust. Er hat gemeint, er bliebe vielleicht eine Weile in der Gegend?«
    Ich nickte. »Er überlegt, ob er sich hier an den Colleges bewerben soll.«
    Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht!
    Franc verweilte in der Tür. »Wieso lädst du ihn nicht ein, morgen mit nach Pacifica zu kommen? Vielleicht würde er ja gern deine anderen Freunde kennenlernen, und Erin würde dich bestimmt auch gern mal wiedersehen.«
    Mir klappte der Mund auf, und ich schloss ihn schnell wieder. Dass mein Großvater sich zu solch einem Vorschlag hinreißen ließe, hätte ich nicht gedacht. »Hast du denn keine Angst, dass er anderen von euch erzählt?«
    Bedächtig schüttelte Franc den Kopf. »Dein Geheimnis behält er ja schon seit Langem für sich. Wenn du ihm vertraust, wieso ich dann nicht auch?«
    Meine Lippen zitterten vor Rührung. »Danke, Franc.«
    Er stieß sich vom Türrahmen ab. »Ich hätte nicht so ein Theater gemacht, wenn ich gewusst hätte, wie viel er dir bedeutet. Und wie sehr er dich mag, merkt man ja. Du hättestmir sagen müssen, dass er dein fester Freund ist, Remy. Na dann, gute Nacht.«
    Er verschwand den Flur hinunter in sein Schlafzimmer. Ich stolperte rückwärts und fiel auf mein Bett.
    Fester Freund? Er dachte, Gabriel wäre mein fester Freund?
    Der Witz schlechthin. Wieso aber kam es mir dennoch so vor, als hätte ich Asher in gewisser Weise betrogen?

    Je länger ich so dalag, umso unerträglicher wurden meine Gedanken. Ich brauchte Bewegung, musste rennen, mich auspowern, bis ich nicht mehr denken konnte. Gabriel hatte mir an diesem Tag heimlich ein Handy zugesteckt, mit den Worten, wenn ich mal raus wolle, solle ich ihm eine SMS schreiben. Dann würde er meine Wächter ablenken. Sosehr es mich auch umbrachte, es zu tun, ich textete ihm und wartete, bis er mir nach rund zwanzig Minuten antwortete, ich solle mich jetzt schnurstracks in den Wald aufmachen.
    Dort wartete er schon auf mich, lehnte – die Hände in den Hosentaschen – an einer Pinie und wirkte völlig entspannt. Und erinnerte mich schrecklich an Asher! Meistens kam ich

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