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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Mundwinkel verzog sich zu einem kleinen Lächeln.
    Wir erreichten den Schutz der Bäume, und Gabriel sagte: »Mir war gar nicht klar, wie schnell du geworden bist. Du magst die Geschwindigkeit, oder?«
    »Sie ist das Beste.«
    Fast wie ein Geschenk, das Asher mir gemacht hatte. Ein Stück von ihm, das mir bleiben würde. Gabriel nickte, als wüsste er, was ich meinte. Ich rannte los, und diesmal hielt er den ganzen Rückweg über mit mir Schritt. Ungefähr eine halbe Meile vor Francs Haus rief er mir leise zu, ich solle anhalten.
    »Ich finde, du solltest mich deinem Großvater als einen Freund aus New York vorstellen.«
    Ich wippte auf meinen Fußballen zurück. »Das soll wohl ein Scherz sein, oder?«, fragte ich ungläubig.
    Er schien das überhört zu haben. »Du wirst hier einfach zu gut bewacht. Die hätten mich ein paarmal schon beinahe erwischt, als ich nach dir sehen wollte.«
    »Dann halte mehr Abstand.«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Dann wäre ich nicht rechtzeitig bei dir, wenn du Hilfe bräuchtest.«
    Ich öffnete den Mund, um ihn zu fragen, wieso er denn nicht einfach heimfuhr, doch er hielt mir rasch den Mund zu.
    »Heilerin, jetzt stellen wir doch mal eines klar: Ich bleibe hier. Weil ich das Asher schuldig bin. Wenn die Männer deines Großvaters Xavier und Mark ausfindig gemacht haben, dann will ich da sein. Es ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    Auch Gabriel plagten schwere Schuldgefühle. Er lastete es sich an, nicht rechtzeitig dagewesen zu sein, um seinen Bruder zu retten. Asher hatte mir einmal erzählt, wenn sich Gabriel etwas in den Kopf gesetzt hatte, brachte ihn nichts mehr davon ab. Er sann auf Rache.
    Und die wollte ich auch, selbst wenn ich dabei mein Leben aufs Spiel setzte. Ich denke, wir haben beide ein Recht darauf.
    Wir hatten Ashers Existenz geheim gehalten, weil ich mir nicht sicher gewesen war, womit wir bei meinem Großvater rechnen mussten. Nun wusste ich mit Bestimmtheit, dass die Heilerinnen im Unterschied zu mir nicht spüren konnten, wenn sie einen Beschützer vor sich hatten. In dieser Hinsicht verließen sie sich auf ihren Geheimdienst. Solange sich Gabriel nicht auf ihrem Radar befand und sie ihn für einen normalen Menschen hielten, drohte ihm keine Gefahr.
    »Es ist dein Leben«, meinte ich.
    »Wie schön, dass du dich sorgst.«
    Beinahe klang er sarkastisch, und ich setzte hinzu: »Ich meinte damit, dass ich dir schließlich keine Vorschriften machen kann.«
    »Ich weiß schon, was du meintest.«
    Sein Ton deutete an, dass es dazu nichts mehr zu sagen gab, und ich fragte mich unsicher, ob ich ihn gekränkt hatte. Allerdings hätte das geheißen, dass er mir gegenüber auch noch etwas anderes empfand als Verachtung und Groll.
    Ich schüttelte mein Unbehagen mit einem Achselzucken ab, und er setzte zu einer nüchternen Erklärung an, wie er sich Franc vorstellen würde.
    Die Situation war schon verrückt genug, auch ohne dass Gabriel Gefühle mit ins Spiel brachte.



Am nächsten Morgen zog ich mich an und ging wie an den ersten Tagen meines Aufenthalts zum Frühstück hinunter. Mein Großvater schaute überrascht auf, als sei ich ein scheues Reh, das man nicht verschrecken dürfe. Behutsam stellte er einen Kaffeebecher vor mich auf den Tisch, und ich pustete dankbar über die dampfende Flüssigkeit.
    Ich wartete, bis auch er wieder saß, und verkündete dann: »Heute kommt mich ein Freund besuchen.« Franc zog zornig die Augenbrauen zusammen. »Beruhige dich. Ich habe ihm nichts darüber erzählt, wo du oder die anderen Heiler wohnen. Er hatte sowieso vor, sich die Gegend hier mal anzuschauen, und ich habe erwähnt, dass ich in der Zeit vielleicht auch gerade da sein könnte.«
    Franc schlug mit der Faust auf den Tisch. »Was, zum Teufel, hast du dir bloß dabei gedacht, jemanden hier zu treffen?«
    Nach außen hin ruhig trank ich einen Schluck Kaffee, der mir auf seinem Weg nach unten die Kehle verbrannte. »Dass ich mal wieder ein vertrautes Gesicht sehen möchte und einen Freund brauche. Nach allem, was ich durchgemacht habe, muss ich mal jemanden um mich haben, der mich kennt.«
    »Wie gut mag dieser Bursche dich kennen, wenn du vor ihm verheimlicht hast, wer du bist?« Als ihm ein Gedanke kam, fuhr er zusammen. »Du hast ihm doch nicht etwa gesagt, dass du eine Heilerin bist?«
    Ich machte ein finsteres Gesicht. »Na, hör mal!« Das hat schon sein Bruder für mich erledigt.
    Francs Miene erhellte sich ein wenig. »Gut. Allerdings kann ich das

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