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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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seine Energie zurück und fuhr seinen Schutzwall wieder hoch. Noch einmal donnerte mein Herzschlag laut in meinen Ohren und der Schmerz ließ nach. Ich atmete tief ein und hob meine Mauern ebenfalls.
    Asher hatte einmal dieselbe Taktik angewandt, als mir nicht klar gewesen war, wie gefährlich er mir werden konnte. Ich war zu vertrauensselig gewesen, und er wollte mich vor sich warnen. Aber da liebte ich Asher schon viel zu sehr, um mich von ihm fernhalten zu können. Und wir hatten dafür gekämpft, trotz aller Schwierigkeiten zusammen sein zu können.
    Gabriel liebte ich aber nun mal nicht. Und ich hatte die Schnauze bis obenhin voll, dass Leute mir wehtaten, um mich zu manipulieren. Hätte Asher so etwas noch mal mit mir gemacht, wäre ich wütend gewesen. Aber so beschloss ich, obwohl das Blut in meinen Adern kochte, nach außen hin und damit Gabriel gegenüber gelassen zu bleiben.
    »Dann weiß ich ja jetzt Bescheid.« Ich war stolz darauf, wie ruhig ich klang.
    Gabriel entspannte sich, und das nutzte ich aus. Ich täuschteeinen Schwächeanfall vor, taumelte und streckte Halt suchend meine Hand aus. Instinktiv kam er zu Hilfe. Blitzschnell senkte ich meine Abwehr. Er spürte mein Summen sofort, aber da hatte ich mir schon seine Hand gepackt, und es war zu spät.
    Nun war es meine Energie, die sich in ihm auf schmerzhafte Weise ausbreitete. In der Nacht, als Dean auf Asher geschossen hatte, hatten wir entdeckt, dass auch ich dazu imstande war, Energie zu rauben. Mit dem Vorteil, dass ich mich im Gegensatz zu Ashers Artgenossen nicht nur an Heilerinnen, sondern auch an Beschützern bedienen konnte. Weshalb wir uns beide aus Sicherheitsgründen so oft hinter unseren Schutzwällen verschanzten.
    Das würde nie wieder ein Problem sein. Asher gab es nicht mehr. Und als Gabriels und meine Energie sich nun miteinander vermischten und es unter meiner Haut heiß zu prickeln begann, tat mir dieser Gedanke auch gar nicht mehr so weh. Das Monster in mir brüllte vor Vergnügen, als es sich an Gabriel gütlich tat.
    »Remy, hör auf! Bitte …«, flehte Gabriel. Als würde ich aus einer Trance erwachen, zwang ich mich, mich auf ihn zu fokussieren. Aus seinem schmerzhaft verzerrten Gesicht war alle Farbe gewichen. Seine grünen Augen – Ashers grüne Augen – sahen mich hilflos an.
    Entsetzt gab ich Gabriel frei, und er brach auf dem Boden zusammen. Ich schluchzte laut auf und hielt mir schnell den Mund zu.
    Was habe ich getan? Verdammt, zu was für einem Freak entwickle ich mich nur?
    Der Wind fuhr in die Pinienäste über uns. Ich wusste nicht, was ich zu Gabriel sagen sollte. Ich wusste ja nicht einmal, was ich von dem Ganzen halten sollte. Außer, dass das Monster in mir zornig brüllte, weil ihm Gabriels Energie verwehrt wurde.
    »Wenn du sauer bist, fackelst du nicht lange, was?« Auch jetzt verlor Gabriel trotz allem nicht den Humor.
    »Bist du okay?«
    Ich kam ihm lieber nicht zu nahe, auch wenn wir jetzt beide unsere Schutzwälle hochgefahren hatten.
    »Oh, mir geht’s großartig. Habe mich nie besser gefühlt!« Gabriel versuchte aufzustehen und stöhnte auf. »Shit, Remington. Es ist, als wärst du mit einem Gabelstapler über mich drübergefahren.«
    Ich lachte, aber es klang mehr wie ein Schluchzen.
    »Komm her«, sagte Gabriel.
    »Und du tust mir auch nichts?«
    »Nein«, meinte er in reuevollem Ton. »Wir haben uns heute Abend schon genug ausgetobt, finde ich. Aber du siehst aus, als würdest du gleich umfallen, und ich könnte zum Aufstehen eine Hand gebrauchen.« Ich zögerte einen Augenblick, als er hinzusetzte: »Du kannst mir vertrauen. Ehrenwort!«
    Ich ging zu ihm und beugte mich zu ihm hinunter, um ihm aufzuhelfen. »Sagte er, bevor er sie abmurkste.«
    »Bitte keine Scherze!«
    »Wer scherzt denn hier?«
    Wir taumelten zu einem nahen Felsstein, und ich ließ ihn langsam hinunter. Ich wollte zurücktreten, doch Gabriel zog mich neben sich herunter. Er ließ mich los, als ich meine Hand wegzog, und ich blieb bei ihm sitzen.
    »Franc denkt, wir würden daten!«
    »Wie bitte?«
    »Bring mich nicht dazu, es zu wiederholen. Es war beim ersten Mal schon schlimm genug.«
    Er schluckte. »Hast du das richtiggestellt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dazu kam es nicht. Er redete gleich weiter von wegen, man merke, du würdest mich gernhaben, und du seist herzlich eingeladen, mit uns nach Pacifica zu fahren. Und dann ging er.«
    »Ah ja …« Gabriel räusperte sich.
    Das Geraschel eines Tieres war zu hören.

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