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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Hintergrund ab.
    Mit klopfendem Herzen stieg Julius aus. Die Einladung hatte ihn völlig überrascht. Zwar war es ihm in letzter Zeit einige Male gelungen, die Aufmerksamkeit des Professors auf sich zu ziehen, dennoch hatte er nicht einmal in seinen kühnsten Träumen mit einer derartigen Auszeichnung gerechnet. Doch die Nachricht, die er vorgestern abend auf seinem Rechner vorgefunden hatte, war eindeutig gewesen: Prof. Prohaska wollte ihn sprechen – und zwar nicht irgendwo auf dem Campus, sondern hier, in seinem privaten Labor, das selbst altgediente Fakultätsangehörige nur vom Hörensagen kannten.
     
    Institut für Angewandte Bio-Informatik
    Prof. Dr. med. S. Prohaska
     
    las Julius auf einem winzigen Messingschild oberhalb der Sprechanlage. Ob der Professor hier wohnte? Ein Teil des Gebäudes war direkt in den Hang hineingebaut, so daß es schwierig war, seine wirkliche Größe zu schätzen.
    Julius sah auf die Uhr und beschloß, sich bemerkbar zu machen. Doch bevor er den Knopf der Sprechanlage betätigen konnte, glitt das Stahlgittertor summend zur Seite. Offenbar war seine Ankunft nicht unbeobachtet geblieben.
    Julius ließ Tor und Zaun hinter sich und lief eiligen Schritts auf das Gebäude zu. Die Zufahrtsstraße führte durch eine Tordurchfahrt direkt in den Innenhof. Julius wunderte sich ein wenig, daß dort nur ein einziger Wagen geparkt war, bis ihm einfiel, daß heute Samstag war und die meisten Angestellten vermutlich freihatten. Irgendwo rauschte ein Aggregat, wahrscheinlich eine Lüftungsanlage.
    Der Professor erwartete ihn am Eingang: »Sie sind pünktlich, junger Mann, Kompliment.«
    Julius lächelte höflich und erwiderte den Händedruck seines Gastgebers.
    »Der Rechnerraum befindet sich im Kellergeschoß«, erklärte der kleine Mann auf dem Weg zum Fahrstuhl. »Das entlastet die Kühlaggregate ein wenig.«
    Die Fahrt abwärts dauerte länger als erwartet. Offenbar lag das Kellergeschoß einige Meter unter der Erdoberfläche.
    »Bleiben Sie bitte in meiner Nähe«, warnte ihn der Professor, als sie den Fahrstuhl verließen. »Das Sicherheitssystem reagiert manchmal ein wenig sensibel.«
    Sie durchquerten einen taghell beleuchteten Korridor und gelangten schließlich zu einer Sicherheitsschleuse, die sich Augenblicke später zischend öffnete. Der Raum dahinter enthielt die übliche Computerausstattung – Bedienkonsolen, Monitore, Manipulatoren und ein paar VR-Helme vor einer Wand aus dunkel getöntem Glas. Als Julius hindurchschaute, wurde ihm klar, daß sich der eigentliche Rechnerraum dahinter befand. Die geometrische Anordnung der Computer war allerdings ungewöhnlich: ein übermannshoher Metallwürfel in der Mitte, umringt von einem Wall aus hundert oder noch mehr kleineren Einheiten. Dazwischen befand sich etwas, das auf den ersten Blick wie Putzwolle aussah – ein Gespinst aus Zehntausenden feinster Glasfasern.
    »Das ist Kevin«, erklärte Prof. Prohaska mit gedämpfter Stimme und deutete auf den Würfel. »Er schläft.«
    » Er?« erkundigte sich Julius verblüfft. »Meinen Sie tatsächlich, daß dieses ... Ding ein eigenes Bewußtsein besitzt?«
    »Wir gehen davon aus, aber noch wissen wir es nicht definitiv.«
    »Wieso das? Sie haben doch Zugang zu sämtlichen Daten ...«
    »Hatten wir«, korrigierte ihn der Professor. »Die Ausbildung einer künstlichen Intelligenz ist, wie gesagt, nur über einen sich selbst organisierenden Lernprozeß möglich, der so komplex ist, daß eine effektive Überwachung nicht mehr stattfinden kann. Wir wissen, wie Kevin seine Umgebung wahrnimmt und was er tut, über seine Motive können wir dagegen nur spekulieren.«
    »Das heißt, Sie haben ein Bewußtsein erschaffen, das sich nicht kontrollieren läßt?«
    Der kleine Mann zuckte mit den Achseln: »Ein Bewußtsein, das sich zu hundert Prozent von außen kontrollieren läßt, ist keines. Wir können die Rahmenbedingungen beeinflussen, nicht aber das Resultat.«
    »Und die anderen Rechner, gehören die auch zu diesem ... Bewußtsein?« erkundigte sich Julius und deutete auf den Wall von Computern, der den Würfel umgab.
    »Nein, das ist gewissermaßen Kevins Welt«, erwiderte der Professor lächelnd und sah zur Uhr. »Sobald er aufgewacht ist, werde ich Ihnen ein paar Details zeigen. Aber kommen Sie, ein wenig Zeit sollten wir unserem Freund noch lassen.« Er deutete in Richtung einer kleinen Sitzecke und bat Julius, Platz zu nehmen.
    Der Student spürte den Blick des Älteren auf sich ruhen und

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