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Die Schatten des Mars

Die Schatten des Mars

Titel: Die Schatten des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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ungebremsten Flug durch die oberen Atmosphäreschichten, bereits hinter sich. Der Funkkontakt war nur für wenige Minuten abgerissen. Jetzt signalisierten grüne Leuchtanzeigen, daß die Verbindung wieder stabil war. Gerade eben hatte die Landefähre ihren Hitzeschild abgeworfen und schwebte an drei riesigen Fallschirmen ihrem Zielort in der Meridiani-Ebene entgegen.
    Obwohl die Aufgabenverteilung von Beginn an klar gewesen war, fiel es dem Piloten zunehmend schwerer, sich mit seiner Rolle abzufinden. Siebzig Jahre war es nun her, daß Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond gesetzt hatte. Inzwischen gab es eine komplett eingerichtete Forschungsstation dort, die regelmäßig von Versorgungsschiffen angeflogen wurde, aber Armstrong würde immer derjenige bleiben, der den ersten Schritt getan hatte. Heute trat Mart in seine Fußstapfen. Der erste Mensch auf dem Mars. Nicht, daß John seinem Kommandanten den Ruhm tatsächlich mißgönnte, dennoch wäre er gern an dessen Stelle gewesen.
    Noch 60 Sekunden. Die Heckkamera übertrug jetzt im Halbsekundentakt Bilder des Landegebiets auf den Hauptmonitor. Der rote Marsboden näherte sich rasch, zu schnell, wie es Edison schien, obwohl ihm die Meßwerte das Gegenteil versicherten.
    Jetzt! flüsterte der Pilot angespannt, als der Leuchtbalken des Höhenmessers die 200-Meter-Marke passierte. Im gleichen Augenblick zündeten die Bremsraketen, und das Bild verschwamm in einer Wolke aus Abgasen und aufgewirbeltem Staub. John hatte mit nichts anderem gerechnet, dennoch atmete er erleichtert auf, als die Instrumente den Erfolg des Manövers bestätigten.
    Noch 5 Sekunden. Gleich mußte die Automatik den Fallschirm absprengen ... Trennung bestätigt ... 3, 2, 1 ... Touch down.
    »Auf geht’s, Jungs«, murmelte John, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. Immerhin war er der einzige, der den großen Augenblick live miterleben würde. Es würde acht Minuten oder noch länger dauern, bis die Bilder das Kontrollzentrum auf der Erde erreichten.
    Laut Programm hätte der Videokanal längst auf die Kabinenkamera umschalten müssen, aber der Monitor blieb dunkel. Entweder war die Kamera ausgefallen, oder es gab ein Problem mit der automatischen Steuerung. An andere Möglichkeiten wollte John nicht einmal denken ...
    In diesem Augenblick begann die Verbindungsanzeige zu blinken, Grün wechselte zu Orange und schließlich zu Rot. Der Funkkontakt zur Landefähre war abgerissen.
    Verdammt, das kann doch nicht ... John spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach, aber er zwang sich zur Ruhe. Seine Hände zitterten nicht, als er das Diagnoseprogramm startete und parallel dazu die Teleskopkamera aktivierte. Sekunden später erhielt er das Resultat der Überprüfung: Die Sende- und Empfangsmodule der Kontrollkapsel arbeiteten fehlerfrei. Die Funksignale vom Lander waren dagegen schlagartig abgebrochen, von voller Feldstärke auf Null. Dennoch unternahm der Pilot den vorgeschriebenen Versuch einer Kontaktaufnahme über Sprechfunk: »CEV an Landeeinheit, bitte melden. Over.«
    Keine Antwort. Es rauschte nicht einmal in den Kopfhörern. John versuchte es ein zweites Mal und gab dann auf. Nun war kein Zweifel mehr möglich: Die Sendeanlagen des Landers waren komplett ausgefallen. Oder aber ...
    Mit einem flauen Gefühl im Magen gab John die Zielkoordinaten zur Ausrichtung des Teleskops ein und schaltete die Kamera auf den Hauptmonitor. Ein paar Sekunden lang war nur farbiges Flimmern zu sehen, doch als sich das Bild schließlich stabilisiert hatte, glaubte John Edison seinen Augen nicht zu trauen: Auf dem Bildausschnitt war nicht die geringste Spur des Landers zu erkennen!
    Hatte er etwa die Koordinaten verwechselt? Der Pilot glaubte nicht daran, dennoch überprüfte er die Eingaben doppelt und dreifach, ohne jedoch auf einen Fehler zu stoßen. Schließlich schaltete er das Teleskop in den SRC-Modus, doch selbst die hochauflösende Darstellung zeigte nichts weiter als völlig unberührten Marsboden. Die Landefähre war verschwunden, als hätte sie nie existiert ...
    Das einzige, was John jetzt noch einfiel, war der im Grunde überflüssige Abgleich mit den letzten Aufnahmen des Landers. Dennoch führte er ihn durch, mehr, um überhaupt etwas zu unternehmen als in der Hoffnung auf einen Fehler. Es gab auch keinen. Die Korrelationsanalyse lieferte mit einer Übereinstimmung von 96% die Bestätigung: Es war das gle i che Areal.
    Vergeblich suchte der Pilot Ordnung in das Chaos seiner

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