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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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die Zigarette zu. »Soll ich dir zeigen, wie de die bloß mit eine Hand selbs’ so locker hinkriegs’? Bring ich dir in null Komma nix bei.«
    »Ein anderes Mal. Also, was wolltest du über Nierswalde sagen?«
    »Nix Großartiges, ich hab bloß ma’ so rumgehorcht. Also, dat mit dem Zusammenhalten wie Pech un’ Schwefel, dat kann irgendwie nich’ so ganz stimmen. Ich mein, früher war dat sicher so. Dat musste dir vorstellen wie bei Asterix: ’n kleines, von unbeugsame Evangelen bevölkertes Dorf mitten inne Diaspora unter de katholischen Feinde. Dat schmiedet zusammen. Aber heut’? Die Brut von den Siedlern von neunenvierzich/fuffzich, die hat sich meist schon inne Siebziger vom Acker gemacht. Von wegen alles alte Betriebe! Jede Menge Zugezogene.«
    »Und was willst du damit sagen?«
    »Ja, weiß ich auch noch nich’. Jedenfalls, früher müssen dat ganz schöne Puritaner gewesen sein, die genau wussten, wo et langgeht mitte Moral, aber ich mein, die letzten fuffzich Jahre sind an den Leuten doch auch nich’ einfach so vorbeigerauscht. Höchstens vielleicht an so ’n paar alten Säcken.«
    Ulli Beckmann sah verwirrt aus, sie kannte Ackermann doch noch nicht so gut.
    »Den Eindruck habe ich auch«, meinte van Appeldorn.
    »Ich weiß, wen du meins’, den Kaiser von Nierswalde, wa, diesen Bahlow? Oder vielleicht’ müsstet besser heißen: Exkaiser. Dat isset doch, wat ich mein’.«
    »Was meinst du denn, verflucht? Spuck’s schon aus, Ackermann.«
    »War nett, du könns’ dich ma’ so langsam an ›Jupp‹ gewöhnen, aber egal. Über den spuck ich ers’ ma’ noch gar nix aus, weil nix Genaues weiß man nich’. Aber dat kommt noch. Lass ma’.«
    Van Appeldorn lehnte sich gegen die Wand und zog Ulli fester in seine Arme. »Und dann hattest du noch eine Frage.«
    »Och …« Ackermann legte den Kopf schief. »Ich wollt nur wissen, ob er mich nich’ doch brauchen könnt bei eure Arbeit. Ich mein, wat die Finanzen von diesen Rittergutbesitzer angeht, zum Beispiel. Du weiß’, dat is’ mein Spezialgebiet. Ackermann kommt hinter alles.«
    Das wusste van Appeldorn in der Tat, nicht umsonst war Ackermann die Nummer eins im Betrugsdezernat. Was er nicht wusste, war, wie Ackermann an seine Informationen gekommen war, und der ließ sich heute ausnahmsweise mal nicht in die Karten gucken.
    »Herrenmenschen«, meinte er nur, »dat is’ ’ne Rasse für sich. Geldgeschäfte von so Leute offen legen, dat wird schwer ohne Befugnisse, sach ich dir. Schwer, aber nich’ unmöglich. Et gibt immer Mittel un’ Wege. Darfste bloß keinem sagen.«
    »Ich kläre das mit Helmut. Wir müssen uns morgen sowieso erst noch abstimmen. Ich hätte nichts dagegen, wenn du Maulwurf spielst.«
    »Dat wär Spitze! Du weiß’ ja: Mord is’ …«
    »Bitte sag es nicht!«
    »Okay, weil du et bis’. Übrigens, der Bahlow, der soll ja ’ne ganz große Erfindung gemacht haben, munkelt man. Wenn dat ma’ alles so stimmt.«

21
    »Ich habe gestern Abend einen alten Freund getroffen«, erzählte Walter Heinrichs, als er am Dienstagmorgen’ Katharina abholte. »Sigi Krieger, er kommt ursprünglich aus Nierswalde.«
    »Die Welt ist klein«, meinte Toppe. »Der Mann ist bei uns schon notiert.«
    Krieger war ehrenamtlicher Mitarbeiter im Nierswalder Jugendheim gewesen und hatte Jakob Opitz nicht nur gut gekannt, sondern ihn auch sehr bewundert. Opitz sei der integerste Mensch gewesen, den Krieger je getroffen habe, unkonventionell und absolut unbestechlich. Er habe den Jugendlichen eine kritische Grundhaltung vermittelt, besonders Obrigkeiten und Moralaposteln gegenüber, und sich immer bemüht, eigenständiges Denken zu fördern.
    Auch wenn Opitz es niemals offen ausgesprochen hatte, jeder hatte gemerkt, dass Waldemar von Bahlow ihm ein Dorn im Auge gewesen war. Opitz hatte sogar mehrmals Geld zurückgewiesen, das von Bahlow dem Jugendheim hatte schenken wollen. Und einen Fahrradständer, den der Mann gestiftet und am Eingang des Heimes hatte aufstellen lassen, hatte Opitz eigenhändig wieder abmontiert, auf eine Schubkarre geladen und ihn von Bahlow kommentarlos vor die Haustür gekippt. Verständlich, dass der nicht gerade begeistert gewesen war und ganz schön über Opitz hergezogen hatte, aber an dem war das, zumindest nach außen hin, einfach abgeprallt.
    Toppe rieb sich den Nacken. »Aber warum hat Opitz den von Bahlow so abgelehnt? Was hatte er gegen den Mann? Wusste dein Freund etwas darüber?«
    »Nein, das weiß kein Mensch,

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