Die Schatten schlafen nur
sagt er. Bis heute nicht. Krieger ist wohl noch ziemlich oft im Dorf und jetzt, nachdem man Opitz gefunden hat, wird natürlich wieder viel geredet.«
Astrid band ihrer Tochter die Schuhe zu. »Eigentlich wollten Norbert und ich diesen Krieger heute Morgen aufsuchen.«
»Macht das auf jeden Fall. Sprecht noch einmal mit ihm«, meinte Heinrichs. »Wer weiß, ob ich die richtigen Fragen gestellt habe. Ich stecke ja doch nicht mehr so drin.«
Toppe hatte die Hotelbesitzer ja schon kennen gelernt, aber Cox traf das Ehepaar heute zum ersten Mal und wusste mit dem sirupdicken Schmeichelton, der zwischen den beiden herrschte, zunächst nichts anzufangen.
»Wir helfen Ihnen natürlich gern, wenn wir können.« Richard von Bahlow war beflissen wie immer. »Aber sollen wir nicht lieber in den Frühstücksraum gehen? Dann können wir uns setzen. Besser für deinen armen Rücken, nicht wahr, Schatz?« Er streichelte seiner Frau über den Kopf. Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln. »Mir geht es sehr gut heute, Darling. Aber lieb, dass du dir Sorgen machst.«
»Es wird wahrscheinlich auch gar nicht lange dauern«, meinte Toppe. »Sie haben 1989 mitgeholfen beim Bau des Kinderhauses auf dem Spielplatz.«
»O ja!« Von Bahlow machte eine ausladende Geste. »Das war doch selbstverständlich.«
»Sie haben selbst Kinder?«
»Nein, leider nicht.« Er schlug die Augen nieder. »Hat nicht sollen sein.«
»Zumindest nicht mit mir«, presste seine Frau zwischen den Zähnen hervor.
»Wie bitte?«, hakte Toppe nach.
»Zumindest nicht mit einer alten Frau wie mir!«
»Mechthild!« Von Bahlow schoss zu ihr herum.
Sie reckte das Kinn. »Ich habe jedenfalls keine Kinder.«
Er packte sie bei den Schultern. »Halt endlich den Rand!«
»Aber Schätzelein«, piepste sie mit Kinderstimmchen. »Weißt du denn nicht, dass man der Polizei immer und immer die Wahrheit sagen muss?«
»Ich störe Ihr Geplänkel nur ungern«, Peter Cox wurde laut, »aber würden Sie jetzt endlich unsere Frage beantworten?«
Von Bahlow ließ seine Frau los. »Ich habe eine Tochter.«
»Wenn ich präzisieren darf: eine außereheliche Tochter! Aber das muss unter uns bleiben.« Mechthild von Bahlow legte dramatisch den Finger an die Lippen. »Pssst!«
»Hast du getrunken?«, schnappte von Bahlow.
Sie lachte schräg. »Nicht mehr als du, Baby.« Dann sah sie Toppe wieder an. »Das weiß nämlich keiner und das darf auch keiner wissen. Besonders der große Papa nicht. Um Gottes willen! Wenn der Papa das rauskriegt, dann dreht der den Geldhahn zu. Der dreckige, alte Heuchler!«
»Raus!«, brüllte von Bahlow. »Verschwinde!«
Sie lachte wieder, warf ihm einen Luftkuss zu, wedelte mit den Fingern in Richtung der beiden Polizisten und verschwand nach hinten.
»Sie müssen entschuldigen …« So ganz hatte sich von Bahlow noch nicht wieder gefangen. »Meine Frau ist schrecklich überarbeitet, da spielen einem die Nerven schon mal einen Streich. Wir sind wohl beide urlaubsreif.«
Das restliche Gespräch war schnell geführt. Auch von Bahlow war bei den Bauarbeiten nichts aufgefallen. Opitz habe sich um das Gemeindeleben schon lange nicht mehr gekümmert, war wohl auch besser so, der Mann sei schließlich total von der Rolle gewesen. »Schwerer Alkoholiker, und ich muss das wissen, schließlich hat er täglich seine sechs, sieben Stunden an meiner Theke zugebracht.«
»Ihr Vater hatte Probleme mit Opitz, wie wir gehört haben«, sagte Cox.
»Mein Vater? Nein, nicht dass ich wüsste. Der hat sich um den gar nicht geschert. Warum auch?«
»Waren Sie Mitglied im Jugendheim?«, wollte Toppe wissen.
»Ach, du liebe Güte, mein Vater hätte mich totgeschlagen, wenn ich da auch nur einen Fuß über die Schwelle gesetzt hätte. Ich bin Jahrgang 58, als ich in das richtige Alter kam, war Opitz schon angeschlagen und das Heim auf dem absteigenden Ast. Da wurde Haschisch geraucht und noch schlimmere Sachen.«
»Wer hat Jakob Opitz umgebracht?« Peter Cox schien diese Taktik zu schätzen.
Von Bahlow legte den Handrücken an die Stirn, als habe er Kopfschmerzen. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Eigentlich war der mehr so ein stiller Zecher, aber die letzten paar Wochen, bevor er verschwunden ist, da ist er über den Rand gekippt. Das habe ich schon bei anderen Trinkern gesehen. Opitz hätte sowieso nicht mehr lange gelebt, der war im Endstadium.«
»Inwiefern ist er über den Rand gekippt, wie Sie das nennen?«, fragte Toppe.
»Er fing an, mit seinem Glas zu
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