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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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»Immobilienmakler? Klar, das sind ja auch noch größere Betrüger als Anwälte. Du brauchst keinen Immobilienmakler, wenn du mit Bull Geschäfte machen willst. Nein, nein, nein. In die Hand spucken und einschlagen, so mache ich das.«
    Der junge Mann starrte O’Kane unverwandt in die Augen. »Nu gut, ich verkaufe Ihnen das Land, aber ich brauche einen fairen Preis.«
    O’Kane tätschelte ihm lächelnd auf die Schulter. »Du bist ein tapferer Bursche, mein Junge. Nicht viele Männer würden mir die Stirn bieten. Aber jetzt hörst du mir mal zu. Du solltest dein Glück nicht überstrapazieren. Der einzige Grund, warum ich dich noch nicht an die Hunde verfüttert habe, ist der, dass dein alter Herr ein guter Freund von mir war. Deshalb habe ich ihm den Hof auch so lange gelassen. Du dagegen hast dich nach England verdünnisiert und dir einen netten Abschluss und einen guten Job besorgt. Und jetzt, wo er tot ist, kommst du flugs zurückgelaufen und willst Kohle machen.«
    »Er hat mir den Hof vererbt. Ich kann damit machen, was ich will. Ich kann ihn an jeden verkaufen, der…«
    »Du kannst ihn an mich verkaufen, mehr nicht. Niemand kauft oder verkauft in Süd-Armagh ohne meine Erlaubnis irgendwelches Land. Je schneller du das in die Birne bekommst, desto schneller können wir die Sache hinter uns bringen.«
    Martin starrte stur geradeaus. »Sie können mit meinem Anwalt reden.«
    O’Kane seufzte und legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. »Martin, bitte. Dein Vater war ein Freund von mir. Tu das nicht.«
    »Die alten Zeiten sind vorbei. So läuft das heute nicht mehr. Ich kann auch zur Polizei gehen.« Martin blickte zu O’Kane hoch. Er sah genauso aus wie sein Vater.
    O’Kane schloss einen Augenblick die Augen und schüttelte den Kopf. Er wandte sich zur Tür. Als er dort angekommen war, drehte er sich noch einmal um und sagte: »Also dann, Jungs.«
    O’Kane trat hinaus in die Dunkelheit und klappte den Mantelkragen hoch, damit ihm der Regen nicht in den Nacken lief. Pädraig reichte ihm eine Zigarette und wölbte dann die Hände darum. Das Streichholz brannte gerade so lange, dass es den Tabak entzündete. O’Kane nahm einen tiefen Zug und spürte die beißende Hitze in seiner Lunge. Seit sechzig Jahren rauchte er nun, und alles, was er vorzuweisen hatte, war ein Tröpfchen Schleim am Morgen. Die Scheißärzte haben ja keine Ahnung, dachte er.
    »Alles in Ordnung, Da?«, fragte Pädraig. Sein dummes Gesicht war nass und glänzte im Licht, das aus der Scheune drang.
    »Ah, mir geht’s blendend, mein Junge. Ich bin nur ein bisschen müde, mehr nicht.«
    Das Walkie-Talkie in Pädraigs Tasche knisterte. Er zog es hervor und drückte auf den Sprechknopf: »Ja?«
    Statisches Rauschen mischte sich mit Jubelgeräuschen und Geknurre aus der Scheune. Aus dem Haus hinter ihnen drangen dumpfe Schläge, gefolgt von gedämpften Schreien.
    »Ja, wir erwarten ihn. Lasst ihn durch.«
    Pädraig steckte das Funkgerät zurück in die Tasche. »Es ist McGinty.«
    O’Kane schaute an der Scheune vorbei und sah auf dem Zufahrtsweg Scheinwerfer näher kommen. »Geh und behalt den Kampf im Auge«, befahl er. »Pass auf, dass Sean nichts mitgehen lässt.«
    »In Ordnung, Da.« Pädraig watschelte über den Hof und winkte dem vorbeikommenden rostigen Peugeot zu. Die Reifen zischten auf dem nassen Beton, als er anhielt. Die Beifahrertür ging auf, und Paul McGinty stieg aus. Er streckte die Hand aus.
    »Wie geht’s, Paul?« O’Kane zerquetschte mit seiner Pranke schier die Finger des Politikers.
    »Ging schon mal besser«, sagte McGinty.
    »Wo hast du denn deine schicke Limousine?«
    »Ich wollte kein Aufsehen erregen.« McGinty ließ seine weißen Zähne aufblitzen.
    »Recht so.« O’Kane ließ die Hand los. »Ist alles arrangiert?«
    McGintys Augen schossen in Richtung Haus, als von dort ein Schrei herausdrang. »Was war das?«
    »Ein örtliches Problemchen. Mach dir keine Gedanken darüber.«
    McGinty strich sein Jackett glatt. »Ja, alles ist erledigt. Sie sollten bald da sein. Marie hat eine Telefonnummer von Fegan. Wir rufen ihn dann an.«
    »Die Frau.« McGinty zeigte mit dem Finger auf McGintys Lende. »Sieh zu, dass dir nicht dein Schwanz ins Gehege kommt. Du tust, was getan werden muss, egal, was in der Vergangenheit mal gewesen ist.«
    McGinty legte erstaunt den Kopf zur Seite.
    »Hast wohl nicht gedacht, dass ich darüber Bescheid weiß, wie?« O’Kane lachte, dass sein Bauch wackelte. »Ihr Burschen in

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