Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
Belfast glaubt wohl, dass ich hier unten zu tief in der Kuhscheiße hocke, um irgendwas mitzukriegen. Ich weiß alles.«
    »Das sind doch uralte Geschichten.«
    »Umso besser. Aber was anderes. Es gibt da noch eine Kleinigkeit, über die ich Bescheid weiß. Du aber nicht.«
    McGinty runzelte die Stirn. »Und was?«
    Ein langer, lauter Schrei drang aus dem Haus. O’Kane warf einen flüchtigen Blick über die Schulter, dann sah er wieder McGinty an. »Dein kleiner Freund Davy Campbell. Der hat noch ein Ass im Ärmel.«
    »Was für ein Ass?«
    »Jedenfalls müssen wir uns mal mit ihm unterhalten, wenn er mal da ist.«
    Die Küchentür des Bauernhauses ging auf, und Tommy Downey trat heraus. O’Kane wandte sich zu ihm um. »Martin nimmt das Angebot an«, sagte Downey.

»Herrgott noch mal, was ist denn jetzt schon wieder?«
    Im Spiegel der Frisierkommode sah Edward Hargreaves, wie die Ader auf seiner Stirn pochte.
    »Es ist dringend, Sir«, sagte der Chief Constable. »Andernfalls hätte ich Sie so spät nicht noch angerufen.«
    »Einen Moment.« Hargreaves drückte die Muschel des Telefons an seine Bademantelschulter, legte die Hand auf die Augen und atmete einmal tief durch. Im ganzen Schlafzimmer verstreut lagen der Inhalt der Schubladen und das Bettzeug herum. Alles, worunter sich eine Brieftasche hätte verbergen können. Dieses Miststück. Diese hinterhältige, heimtückische Nutte. Er nahm den Hörer wieder ans Ohr.
    »Also weiter.«
    »Schlimme Nachricht, Sir.«
    »O Gott.« Hargreaves wappnete sich. »Schießen Sie los.«
    »Vor etwa einer halben Stunde wurde einer meiner Beamten tot in einem Industriegebiet kurz vor der Stadt aufgefunden. Einen Schuss in den Kopf und einen ins Herz.«
    »Fegan?«
    »Höchstwahrscheinlich, Sir. Aber das ist noch nicht das Schlimmste.«
    Hargreaves ging aus dem Schlafzimmer in das große, eine Ebene tiefer liegende Wohnzimmer und massierte sich dabei mit den Fingerknöcheln die Stirn. Das Teeservice aus ziseliertem Silber war weg. »Herrgott!«
    »Der Wagen, in dem er gefunden wurde, gehört einem Patrick Columbus Toner«, erklärte der Chief Constable.
    Und die silbernen Kerzenleuchter vom Kamin. Dabei war er nur zehn Minuten in der Badewanne gewesen. Sie hatte gesagt, sie würde in fünf Minuten nachkommen und er hatte ihr noch mal fünf gegeben, weil er nicht so scharf auf sie gewesen war. Aber die Brieftasche. O Gott, die Brieftasche. »Wer ist Patrick… äh … wie hieß der noch?«
    »Seine Freunde nennen ihn Patsy Toner. Er ist Paul McGintys Anwalt und ein prominenter Aktivist. Bezeichnet sich selbst als Menschenrechtsanwalt. Im Augenblick sucht eine Mannschaft die ganze Gegend nach ihm ab.«
    Hargreaves schaffte es nicht, sich von der einen Katastrophe abzuwenden und auf die andere zu konzentrieren. Das Mädchen hatte seine Brieftasche. Es war nicht nur das Bargeld, zum Glück nicht mehr als ein paar hundert Pfund, sondern die ganzen Karten, sein Ausweis, der Pass fürs Unterhaus… Himmel! Die Regenbogenpresse würde ein Vermögen dafür zahlen, und er wäre im Eimer.
    Und jetzt das! Ein verdammter Anwalt, einer von McGintys Lakaien und irgendwas wegen seines Autors. »Ich verstehe nicht«, sagte er.
    Pilkington räusperte sich. »Nun ja, Sir, eigentlich hätte ich gedacht, die Auswirkungen lägen klar auf der Hand. Ich wollte Ihnen den Gefallen tun, sie sofort zu informieren, damit Sie und der Minister eine Strategie vorbereiten können.«
    Hargreaves ging zu dem mit einer dünnen Staubschicht bedeckten Couchtisch, wo in einem antiken Kristallaschenbecher eine halbe Monte Cristo No. z gelegen hatte. Der Aschenbecher war auch weg, aber die Zigarre war noch da. »Strategie?«
    »Muss ich noch deutlicher werden, Sir?«
    »Ja, bitte.« Hargreaves klemmte sich die Zigarre zwischen die Zähne und suchte den Raum nach seinem goldenen Cartier-Feuerzeug ab. Dieses Miststück! Er schloss die Augen. Guten Geschmack hatte sie, daran gab es nichts zu deuteln.
    Pilkington hörte sich perplex an. »Sir, die Situation ist äußerst ernst. Ich bin kein Politiker, aber selbst ich kann mir vorstellen, was los ist, wenn die Sache bekannt wird.«
    »Klären Sie mich auf.« Hargreaves ließ sich auf die Ledercouch fallen. Wenigstens die hatte sie nicht rausschleppen können.
    »Ein Polizeibeamter wird ermordet in einem Auto aufgefunden, das einem Intimus von Paul McGinty gehört. Der fast nagelneue Jaguar eines Parteiaktivisten vollkommen besudelt mit der Hirnmasse eines Cops. Die

Weitere Kostenlose Bücher