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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Botanischen Garten verlassen hatte, war Fegan sofort zu dem verlassenen Haus neben seinem gegangen, in den Hinterhof geklettert und hatte seine Walther zurückgeholt. Jetzt hatte er sie im Kreuz im Hosenbund stecken. Er saß mit dem Rücken zur Wand, damit niemand sie sehen konnte.
    Seine Verfolger streunten im Raum umher. Den ganzen Abend über hatten sie ihn nicht verlassen. Fegans pochende Schläfe und die Kälte in seiner Körpermitte verrieten ihre Anwesenheit. Die drei Briten ließen Pater Coulter nicht aus den Augen, die beiden UFF-Burschen dagegen tigerten unruhig hin und her und kneteten ihre Fäuste.
    Ein Jubel ertönte, als Eddie Coyle die Bar betrat, begleitet von Patsy Toner. Der Anwalt trug immer noch seinen schwarzen Anzug von McKennas Beerdigung. Coyles linkes Auge war zugeschwollen, und auf der Wunde über seiner Augenbraue lag ein Gazeverband. »Leckt mich«, raunzte er die Zecher an.
    »Hock dich hin, ich besorge dir was zu trinken«, bestimmte Toner.
    Coyle gehorchte und suchte sich einen Platz zwei Tische von Fegan entfernt. Eine volle Minute fluchte er leise vor sich hin, erst dann hob er den Kopf.
    »Wen glotzt du so an?«, fragte er.
    »Dich«, antwortete Fegan.
    »Du kannst dich auch mal.« Coyle konnte Fegans unverwandtem Blick nicht standhalten. Er senkte den Blick auf die Tischplatte.
    »Mensch, jetzt beruhig dich doch mal, Eddie«, sagte Toner, der mit zwei Pints an den Tisch kam.
    »Ich soll mich beruhigen?« Coyle zeigte auf sein Gesicht. »Guck dir mal die Wunde da an, verdammt. Das zahle ich diesem Mistkerl heim. Ist mir völlig egal, was McGinty sagt.«
    Toner wies zur Tür. »Na dann mal los, schnapp ihn dir. Und anschließend kannst du zu McGinty gehen und ihm erzählen, was du gemacht hast. Mal sehen, was der dazu sagt.«
    »Leck mich«, sagte Coyle und griff nach seinem Glas.
    »Wem willst du es heimzahlen?«, fragte Fegan.
    Coyle setzte sein Bier so fest auf dem Tisch auf, dass es ihm über die Finger schwappte. »Was geht dich das an?«
    »Meine Güte, Eddie, jetzt mach mal halblang«, beschwerte sich Toner. Dann wandte er sich zu Fegan. »Davy Campbell ist wieder da. Er und Eddie haben sich heute Nachmittag in die Haare gekriegt.«
    Die beiden UFF-Burschen schlenderten zu Toners Tisch, die Worte des kleinen Mannes schienen sie zu interessieren. Unter den Hemdsärmeln stellten sich die Härchen auf Fegans Armen auf. »Ich dachte, der treibt sich neuerdings mit McSorleys Leuten herum.«
    »Offenbar hat er es sich anders überlegt«, antwortete Toner.
     
    »Er hat mich gestern Abend angerufen und gesagt, dass er wieder nach Belfast kommen will. Er ist ein anständiger Kerl, also habe ich ihm heute Morgen ein Gespräch bei McGinty verschafft.«
    »Er ist ein Arschloch«, knurrte Coyle.
    »Ach, gib doch Ruhe«, sagte Toner. »Du solltest dich eben nicht mit Jungs prügeln, denen du nicht gewachsen bist. Also hör endlich auf, dich zu beklagen, ja?«
    Coyle knurrte etwas vor sich hin und widmete sich wieder seinem Bier. Drüben an der Bar machte sich Pater Coulter fertig zum Aufbruch.
    »Ach, kommen Sie, Pater, einen Kleinen können Sie doch noch nehmen«, sagte einer der jungen Männer, die mit dem Priester tranken.
    »Nein, nein, nein«, wehrte Pater Coulter ab und schlug das angebotene Glas aus. »Ich habe schon mehr als genug und sollte längst im Bett sein. Gott segne euch alle, aber ich muss los.«
    Er schlurfte von der Theke weg und drehte sich bei dem Versuch, den Ärmel seines Mantels zu finden, im Kreis. Der junge Mann half ihm hinein und führte ihn zur Tür. Einige Schatten folgten ihm.
    Fegan schaute auf die Uhr über der Theke und nahm einen großen Schluck Guinness. Er würde noch fünf Minuten verstreichen lassen, bevor er dem Priester nachging. Und was sollte er tun, wenn er ihn eingeholt hatte? Er wusste es nicht.
    Fegan musterte die Kringel, die sein Glas auf dem Tisch hinterlassen hatte, und achtete nicht auf die Waffe, die ihm ins Kreuz drückte.
     
    Es dauerte nicht lange, bis er den Priester eingeholt hatte. Pater Coulter war in den schmalen Sträßchen nur langsam vorangekommen. Schon nach ein paar Minuten sah Fegan ihn, wie er sich auf einen Lexus stützte. Fegan konnte sich noch an die Zeiten erinnern, als nur sehr betuchte Leute einen Wagen besessen hatten. Inzwischen säumten Autos sämtliche Straßen und zwängten sich noch in die kleinste Lücke. Der Priester hatte sich zum Anlehnen den ausgesucht, der am bequemsten aussah.
    Als Fegan näher kam,

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