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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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du.«
    »Tust du nicht«, rief Ellen während ihre Mutter sie schon wegzog.
    Fegan sah ihnen nach, bis er sie zwischen den Bäumen verloren hatte. Die Kälte, die seine Gliedmaßen emporgekrochen war, hatte inzwischen seinen Leib erreicht. In seinen Schläfen pochte es. Er spürte, dass sie ihn beobachteten, auf ihn warteten.
    Als er sich umdrehte, sah er die schwarzhaarige Frau mit dem Säugling im Arm, sie deutete mit dem Kopf in Richtung zweier anderer Verfolger. Die Loyalisten, die Ulster Freedom Fighters, zeigten auf die Bäume am Eingang des Botanischen Gartens. Ihre starren Blicke wechselten zwischen Fegan und den Schatten unter den Zweigen.
    »Was ist?«, fragte Fegan. Er ging zu den beiden und versuchte zu entdecken, was sie beobachteten. Doch alles, was er sah, waren die Studenten, die schlendernd den Park betraten oder verließen. Sie hatten Plastiktüten mit Bierdosen und Apfelwein dabei, um sich in der Abendsonne an der frischen Luft einen hinter die Binde zu kippen.
    Langsam senkten die beiden UFF-Männer ihre tätowierten Arme. Was auch immer sie Fegan hatten zeigen wollen, jetzt war es nicht mehr da.

»Er hat mich nicht gesehen«, sagte Campbell. Er hatte das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt und aß aus einer Dose kalte Bohnen. Sobald Fegan angefangen hatte, in seine Richtung zu spähen, hatte er sich aus dem Park zurück in seine Wohnung geschlichen. Vom Botanischen Garten bis zu seiner Wohnung an der Ecke University Street und Botanic Avenue waren es nur ein paar Minuten.
    »Haben Sie sich schon bei McGinty gemeldet?«, fragte der Kontaktmann.
    »Nein, das mache ich als Nächstes.«
    »Was wollen Sie ihm sagen?«
    »Die Wahrheit. Ich glaube nicht, dass Fegan ihr gesagt hat, sie soll verschwinden. Sie hat sich zwar kurz mit ihm gestritten, aber es sah so aus, als hätten sie sich in gutem Einvernehmen getrennt. Für mich hat das nicht nach einer Drohung ausgesehen.«
    Campbell stellte die Dose auf die Fensterbank und griff nach einem Glas Milch. Er nahm einen kühlen Schluck und sah dabei den Studenten zu, die unten über die Straße schlenderten. Einige tranken unterwegs aus Bierdosen, wahrscheinlich waren sie auf dem Weg zu ihren Studentenkneipen wie dem Bot oder dem Lavery’s. In den frühen Morgenstunden würden sie grüppchenweise wieder heimwärts wanken, singen und grölen, ohne Rücksicht auf andere Leute, die ihren Schlaf brauchten.
    »Uns was wird McGinty Ihrer Meinung nach jetzt unternehmen? Legt er Fegan um?«, fragte der Kontaktmann erwartungsvoll.
    »Das bezweifle ich. Jedenfalls nicht sofort. Er vertritt gegenüber der Presse immer noch die Meinung, dass die Polizei Caffola auf dem Gewissen hat. Er wird nichts unternehmen, was die Medien von dieser Version abbringt.«
    »Und was dann?«
    »Vermutlich schickt er einen seiner Schläger und lässt die Frau erledigen.«
    »Ach die. Die interessiert mich nicht. Was macht er mit Fegan?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Campbell. »Vielleicht lässt er die Sache zunächst auf sich beruhen, aber es ist nur eine Frage der Zeit. McGinty lässt niemanden davonkommen, der ihm mal in die Quere geraten ist. Früher oder später lässt er Fegan dafür bluten.«
    »Dann seien Sie mal ein guter Junge und sorgen Sie dafür, dass es eher früher wird«, sagte der Kontaktmann. »Uns sitzen nämlich das Nordirlandbüro, der Chief Constable und der Staatssekretär im Nacken. Sie wollen die Sache ausgeräumt haben, bevor noch mehr Schaden entsteht. Und wenn wir beweisen können, dass Fegan derjenige war, der Caffola kaltgemacht hat, umso besser.«
    »Mal sehen, was ich tun kann«, sagte Campbell. Er beendete das Gespräch und warf das Telefon aufs Sofa. Dann zog er das andere Telefon aus der Tasche und wählte McGintys Privatnummer. Der Politiker ging dran, und Campbell erzählte ihm, was er gesehen hatte.
    »Um Gerry werden wir uns kümmern «, sagte McGinty, »aber nicht sofort. Wir warten damit bis nach Caffolas Beerdigung.«
    »Und was ist mit der Frau?«, fragte Campbell. »Die lassen Sie mal meine Sorge sein.«

Fegan saß allein in McKennas Bar und nippte an einem Pint Guinness, während er zusah, wie Pater Coulter an der Theke einen Brandy nach dem anderen kippte. Er hatte gewusst, dass der Priester da sein würde. Es war allgemein bekannt, dass Pater Eammon Coulter nur nach Hochzeiten, Taufen, Erstkommunionen und Beerdigungen trank, aber wenn er erst einmal angefangen hatte, konnte er weitermachen, bis er umfiel.
    Nachdem er den

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