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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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erschnüffeln. Er machte die Haustür auf und ging. Campbell starrte ihm nach.

Campbell sah, wie Fegan um die Ecke verschwand. Als er zurück ins Haus ging, sah er immer noch die Mischung aus Angst, Hass und Zorn vor Augen, die in Fegans Blick gelegen hatte. Er hatte ausgesehen wie ein reinrassiger Killer, von der Sorte, die mehr aus Lust als aus Notwendigkeit tötete. Campbell schnaubte und wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab. Er ging nach oben und kämpfte sich durch die Trauernden, die für Fegan so bereitwillig Platz gemacht hatten. Dann betrat er das Schlafzimmer, in dem Caffolas Leichnam lag. McGinty hatte der Tür den Rücken gewandt.
    »Ich wünsche, dass dieser Mistkerl aus dem Weg geräumt wird, Davy«, sagte McGinty, ohne sich umzudrehen. »Wann?«, fragte Campbell.
    »Übermorgen. Ich will nicht, dass die Presse von meiner Rede auf der Beerdigung abgelenkt wird. Aber auf keinen Fall später.«
    »Wie Sie wollen.« Campbell ging um den Sarg herum und sah McGinty an. »Und was ist mir der Frau?«
    »Darum kann Eddie Coyle sich kümmern. Ich habe es im Guten versucht und Pater Coulter mit ihr sprechen lassen, und zum Dank hat sie mir ins Gesicht gespuckt. Jetzt reicht es. Eddie wird weniger höflich zu Werke gehen.«
    »Und was ist, wenn er Mist baut? Er ist nicht gerade der Hellste.«
    »Er muss nichts weiter machen als ihr einen Ziegelstein durchs Fenster werfen. Aber du hast recht. Vielleicht solltest du mitgehen. «
    »Das wird ihm nicht gerade gefallen.«
    »Ist mir egal, ob ihm das gefallt«, fuhr McGinty auf. »Er hat zu tun, was ich ihm sage. Und noch was, Davy.«
    »Ja?«
    »Egal, was passiert, ich will nicht, dass Marie oder dem kleinen Mädchen etwas zustößt, verstanden?«
    Campbell bemerkte es nur flüchtig, aber etwas ging hinter McGintys Augen vor.
    »Ihnen wird nichts passieren. Ich passe auf.« Campbell sah hinab auf Vincie Caffolas friedliches Gesicht. »Warum hat Fegan das getan?«
    »Weiß der Himmel. Der ist vollkommen irre, er braucht keinen Grund. Und wenn er es nicht getan hätte, hätte ich es am Ende selbst gemacht. Caffola hatte eine große Klappe. Er ist kein großer Verlust.«
    »Und warum sind wir dann jetzt hinter Fegan her?«, fragte Campbell.
    »Wenn er glaubt, dass er damit durchkommt, was soll ihn dann noch aufhalten? Außerdem hat der Alte ein Machtwort gesprochen. Bull O’Kane lässt keine Alleingänge zu, selbst wenn sie sich gegen Scheißkerle wie den da richten.«
    Campbell roch Lunte und setzte nach. »Dann hat der Alte also doch immer noch das Sagen? Ich dachte, der hätte sich zur Ruhe gesetzt.«
    »Bull?« In McGintys Lachen schwang eine Spur Angst mit. »Verflucht, der setzt sich erst zur Ruhe, wenn er selbst in so einer Kiste liegt. Und nein, er hat nicht mehr das Sagen. Allerdings sehen die Jungs auf der Straße immer noch zu ihm auf, deshalb müssen wir Politiker ihn manchmal ein bisschen hätscheln.«
    McGinty trat vom Sarg weg, blieb dann noch einmal stehen und blickte auf die Leiche hinab. Er beugte sich vor und spuckte in Caffolas bleiches Gesicht. »Du hast es verdient«, sagte er und verließ das Zimmer.
     
    Campbell hängte seinen neuen schwarzen Anzug an die Türklinke des Schlafzimmers. Er hatte das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt und hörte auf das Freizeichen. Atemlos ging der Kontaktmann dran.
    »McGinty hat mich angewiesen, Fegan umzulegen«, sagte Campbell.
    »Wann?«
    »Übermorgen.«
    »Nach der Beerdigung also. Ein cleverer Bastard. Er will aus Caffolas Tod auch noch das Letzte herausholen. Versuchen Sie, die Sache ein bisschen nach vorne zu verlegen - damit die Presse auf andere Gedanken kommt. Warum sollten wir McGinty erlauben, mehr aus dieser Geschichte herauszuholen als unbedingt notwendig?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.« Campbell machte die Preisschilder vom Anzug ab. Er war billig, aber er erfüllte seinen Zweck. Schließlich war es nur die Beerdigung eines Schlägers. »Übrigens, er hat sich ein bisschen verplappert. Bull O’Kane mischt immer noch mit.«
    »Der Bulle? Der hat sich doch angeblich zur Ruhe gesetzt«, sagte der Kontaktmann. »Soweit ich weiß, legt er irgendwo auf einem Bauernhof an der Grenze die Beine hoch.«
    »Anscheinend doch nicht. Der alte Mistkerl hat immer noch einigen Einfluss. Die Politiker können nicht einfach machen, was sie wollen.«
    »Ich gebe das weiter. Was noch?«
    »Nur noch eine Sache. Wenn ich mich um Fegan gekümmert habe, was kommt dann? Bleibe ich in Belfast,

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