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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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»Wissen Sie, ich hätte Sie am Leben gelassen.«
    Pater Coulter erstarrte auf seinem Bett. »Was?«
    »Ich wollte es eigentlich schon neulich Nacht machen, aber da habe ich die Nerven verloren. Vielleicht hätte ich mit den drei Briten irgendwie leben können. Ich dachte, Sie verdienten es nicht.«
    »Was immer du vorhast, Gerry, bitte mach es nicht. Lass uns einfach drüber reden, ja?« Der Priester versuchte sich aufzurichten, doch Fegan drückte ihn sanft wieder zurück.
    »Dann haben Sie Marie diese Botschaft überbracht. Sie haben sie in McGintys Namen bedroht.«
    »Nein, ich …«
    »Und Sie haben McGinty gesagt, was ich Ihnen erzählt habe. Meine Beichte.«
    »Nein, das ist nicht wahr. Ich schwöre. Ich habe nie …«
    »Still, Pater.«
    »O Gott, bitte…«
    Fegan legte dem Priester die linke Hand auf den Mund, um sein Schreien zu unterdrücken. Er stach mit dem Messer einmal fest zu, noch bevor Pater Coulter die Arme zur Deckung heben konnte. Es war ein gutes Messer mit einer festen, scharfen Stahlklinge. Es stieß auf wenig Widerstand, selbst vom Brustbein, als das Messer ins Herz traf. Fegan zog es mühelos wieder heraus und stach noch zwei Mal zu.
    Pater Coulter krallte sich an Fegans Schulter, sein Körper zuckte. In der Dunkelheit sah Fegan, wie seine glänzenden Augen zu ihm hochstarrten. Der Atem des Priesters war warm, als er in Fegans Hand schrie.
    »Alles in Ordnung, Pater«, sagte Fegan. »Es dauert nicht lange. Gleich kommt der Schock. Es tut überhaupt nicht weh.«
    Fegan nahm seine Hand weg, und Pater Coulter hechelte nach Luft. Der Mund des Priesters bewegte sich stumm, öffnete und schloss sich. Er hob die Hände an die Brust. Es gab nur wenig Blut.
    »Möge Gott dir vergeben«, röchelte er.
    Fegan wischte die Klinge an dem Laken ab. »Es ist nicht Gottes Vergebung, die ich brauche, Pater. Das weiß ich jetzt.«
    Blut kam aus dem Loch in der Brust des Priesters gesprudelt, die Laken raschelten, und das leise Wimmern verklang, während Fegan ihm beim Sterben zusah. Es dauerte weniger als zwei Minuten vom ersten Stoß bis zum letzten Atemzug, dann war das Leben aus Pater Coulters Körper gewichen. Fegan zog den Mantel aus, den er aus dem Schrank genommen hatte, und bedeckte damit die Leiche.
    Er klappte das Messer zu und steckte es wieder ein. Seine Schuhe standen neben dem Stuhl, er schlüpfte leise hinein. Eine Sporttasche mit ein paar Kleidungsstücken, britischen und irischen Pässen, zwei Pistolen, 57 Patronen und mehrere Tausenden Pfund in gebündelten Scheinen stand auf dem Fußboden. Fegan warf sie sich über die Schulter und stieg nach unten. Er ging durch die Küche in den Hinterhof und schloss leise die Tür hinter sich. Das Tor war von innen mit einem Vorhängeschloss gesichert, deshalb kletterte er über die Hofmauer in die Gasse dahinter und marschierte los. Es war ein langer Fußweg von hier bis zum Europa-Hotel in der Stadt und dem dahinterliegenden Busbahnhof. Er musste sich beeilen, wenn er noch den letzten Zubringerbus zum Flughafen erwischen wollte.
    Fegan hielt beim Gehen den Kopf gesenkt. Sechs Schatten folgen ihm.

SECHS
     
    Marie McKenna lag nackt neben ihm. Es war sein Bett, aber im nächsten Moment wieder nicht. Es war sein Haus, aber im nächsten Moment wieder nicht. Auch Fegan war nackt, und er schämte sich. Eilig wollt er sich bedecken.
    »Nicht«, sagte sie und schob seine Hände weg.
    »Ich bin nicht sauber«, sagte er.
    Sie brachte ihn zum Schweigen und rückte näher. Ihr Körper an seinem fühlte sich warm an. Ihr Mund war weich wie eine Sommerbrise.
    Als sich ihre Lippen wieder getrennt hatten, sagte er: »Es ist schon so lange her. Ich weiß gar nicht mehr, wie sich das anfühlt.«
    »So fühlt es sich an«, sagte sie, nahm seine Hand und legte sie sich auf die Brust.
    Ihre Haut war weich, ihre Brust rund und voll und fest in seiner Hand. Ja, so fühlt es sich an. Weich, warm und… glitschig?
    Er sah nach unten. Seine Hand hatte etwas Rotes auf ihren Körper geschmiert. Auch sie blickte jetzt an sich herab, und er sah, wie sie angewidert den Mund verzog. Er versuchte es wegzuwischen, machte es aber nur noch schlimmer, hinterließ große, purpurrote Handabdrucke auf ihren Brüsten und ihrem Bauch. Sie schrak von ihm zurück und trat nach ihm.
    »Nein«, rief er und packte ihre Unterarme. Das Blut machte sie glitschig, und er konnte sie nicht festhalten. »Bitte, lass mich das saubermachen.«
    Wieder versuchte er, es wegzuwischen, und hinterließ rote

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