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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Rascheln von Seide und der schwache Duft eines Parfü m s.
    Marie führte die beiden in den Flüg e l, der für Gäste r e ser v iert war. Dabei stellte sie fest, daß der V e rwundete, der den Arm seines Bruders u m klammert hielt und unter s e inem festgezogenen Mantel wirklich sehr bleich aussah, noch recht jung wirkte. Wegen der Hochzeit waren alle G e m ächer bereits f ü r G äste und Be w ohner vorbereitet worden, und sie fand mühelos ein geeignetes. Dann schickte sie Charlotte nach W asser und Verbänden. Als d’Irsd m asens den Mantel seines Bru d ers lö s te, w e it e t e n sich ihre Augen unwillkürlich.
    Sie sagte jedoch nichts. Als Charl o tte z u rückkehrte, e n tfer n t e sie die Streifen, die als Notverband gedient hatten, und wusch die W unde aus. Erst als alles Notwendige getan und der junge Mann dabei bewußtlos geworden war, sagte sie, während sie sich auf einem Stuhl niederlie ß :
    »Nun sind wir quitt, Monsieur. A b er ich v erste h e i mm er noch nicht, warum Ihr deswegen hierh e rkom m en m ußtet. Es gibt schließlich ein paar Hospitäler in Paris, und in jedem davon wäre E uer Bruder ebenfalls versorgt worden, unbekannt oder nicht.«
    »Gewiß«, entgegnete er m it e i nem Hauch von Belustigung, »aber sie hätten nach dem Grund der Verwundung gefragt. Nehmt es m i r nicht übel, Mada m e, aber die Bastille ist ein äußerst ungesunder Aufenthaltsort, und bei der hohen Reputation, w elche die… polizeilichen Kräfte des Ersten Ministers genießen, wollte ich das nicht riskieren.«
    Ihr Kater R odrigue, der ihr gefol g t war und bisher neugierig alles beobachtet hatte, sprang auf ihren Schoß. Sie vergrub ihre Finger in dem dichten, gelbbraun gestreiften Fell und spürte die Vibration des zufriedenen Schnurre n s m ehr, als sie es h örte. Sie ließ Paul d’Irsd m asens nicht aus d en Augen, als sie s i ch erkundigte:
    »Und hier, im Haus des Ersten M i n isters, glau b t Ihr Euren Bruder und sein Gehei m nis sicher ? «
    » W o sonst?« fragte er ernst zurück.
     
    »Nun, Monseigneur«, schloß Cinq Mars erwartungsvoll, »was sagt Ihr daz u ? Werdet Ihr m einen Antrag unter s tütze n ? «
    Er hatte seinem väterlichen Freund und Förderer, dem Kardinal, gerade von seiner Absicht erzäh l t, Marie-Louise de Nevers, d i e Herzogin von Gonzaga, zu heiraten. Da sich das Verhalten des Kardinals ihm gegenüber seit seiner Rückkehr an die Seite des Königs nicht geändert hatte, war er zu der Überzeugung gelangt, die Aiguillon k önne ihm nichts erzählt haben. Vielleicht, dachte er, bedeutete ihr Schweigen ja auch, daß ihr sein stür m ischer Antrag doch i m poniert hatte; wenn dieser verfluchte Eindringling nicht dazwischengekommen wäre… Doch sie hatte ihre Chance gehabt. Die andere Marie, Marie-Louise de Nevers, war nicht nur Herzogin über eines der reichsten Fürstentü m er Europas, sondern obendrein auch eine Prinzessin von Geblüt, noch unverheiratet, nicht etwa vergeben, da bin ich m i r nicht sicher«, sagte der Kardinal langsa m , »ob ich Euch richtig verstanden habe. Euch ist natürlich bewußt, daß der Gatte d e r Fürstin Ma r ie - Louise ei ne n Platz innerhalb der Thronfolge einneh m en und über einen Staat herrschen wird?«
    »Selbstverständlich.«
    »Das dachte ich m i r. Ich versuche nur, m i r G r ünde zu überlegen, Monsieur le Grand, die Eure Torhe i t entschuldigen. W aru m , um alles in der W elt, glaubt Ihr, Monsieu r , dem Bruder des Königs sei die Ehe m it der Herzogin von Gonzaga verboten worden, nur um sie Euch zu gestatten ? «
    Natürlich hatte Cinq Mars von der  Affäre  gehört.  Gaston d’Orléans, dessen Verschwörungen und Rebellionen gegen seinen Bruder kaum m ehr zu z ählen waren, rechnete zu den vielen Gründen für seinen Groll gegen den Kardinal auch das Verbot der Eheschließung m it Marie-Louise de Nevers hinzu. Daß er inzwischen längst geheiratet und Kinder gezeugt hat t e, tat dem keinen Abbruch. Aber das alles hatte sich erei g net, e h e er, Cinq Mars, an den Hof geko mm en war. Was ging ihn das also an? W as hatte e r m it Gaston zu tu n ?
    »Monseigneur ? « fragte er irritiert.
    »Ich weiß nicht«, sa g t e d er Kardi n al eisig, »wie Ihr Euch ei n e derartige Verbindung einbilden könnt. Ihr dürft nicht vergessen, daß Ihr nur ein einfacher Edel m ann seid.«
    »Aber«, protestierte Cinq Mars hitzig, »der König kann m ich in den Hochadel erheben. Schließlich hat er das bei Euch auch getan, und Eure Fa m ilie

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