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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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FRANZOSE« oder AN T WORT AUF E I NE S C H R IFT, »V E R TEIDIGUNG D E S KÖNIGS UND SEIN E R MINISTER« genannt.
    Enthält die wahre und unglaubli c he Geschichte, wie der K ÖNIG von dem S C H URKEN und A NTICHRISTEN , genannt R ICHELIEU , gegen seine EIGENE F A M ILIE aufgehetzt und…«
    Paul, der neben ihm ging, warf einen flüchtigen Blick darauf.
    »Nicht sehr nützlich. Die Streitereien innerhalb der königlichen Fa m ilie inte r e s sieren m i ch nicht.«
    »Ich habe es für dich gekauft«, sagte Raoul leicht gekränkt. Dann grinste er widerwillig. »N a schön, auch um Talle m ant zu unter s t ützen. Er hat es nicht erwähnt, aber ich ver m ute, daß er der Verfasser ist. W eißt d u, seit e r s i c h m it seiner Bankiers fa m ilie zer s t ri tten h at, ist er auf diesen Verdi e nst angewi e sen. Schlie ß lich hat er n och keinen Mäzen gefunden.«
    »Aber dich unter s t ützt Philip p e noch weiter ? « erkundigte sich Paul trocken.
    Raoul errötete. »Nun ja… m ehr oder weniger. Eigentlich bin ich auch auf der Suche nach einem Mäzen.«
    Er zerknüllte das P a m p hlet und warf es in Pauls Richtung. Zu seiner Überraschung fing Paul es m ühel o s auf, und Raoul erinnerte sich m it einem Mal wieder an die Ball s pi e le, zu denen sich sein vergötterter älter e r B ruder ab u n d zu Zeit genommen hatte, da m als, vor La Rochelle.
    »Es ist nicht ganz einfach. Der K önig hat sein Ohr leider vor der Muse der Dichtkunst verschlossen; genauer gesagt, vor allen Musen.
    Die ein z ige, die e r gelt e n zu las s en schei n t, i s t die des B a lletts. Die m eisten hohen Herren folgen natürlich seinem Beispiel, außer…« Er verstum m te jäh, als ihm bewußt wurde, daß er s i ch direkt auf ein peinliches E ingeständnis zubewegte.
    »Der Erste Mini s ter da gegen hat«, sagte Paul ohne Ironie oder Ärger in der Stim m e, »sov i el ich we i ß, einiges für die Musen übrig. Ich neh m e an, je m and, der eigens eine Akade m ie zur Förderung der französischen Sprache gründet und fünf oder sechs Dichter unterhält, könnte sich auch noch einen siebten leisten.«
    »Nun ja… erzähl nur Talle m ant n i chts davon, aber um die Wahrheit zu sagen… nimm es m i r nicht üb e l, aber prin z i pi e ll wäre ich nicht abgeneigt.«
    Paul schwieg einige Sekunden l a ng, und dem v e rwirrten Raoul erschien es, als lausche er auf etw a s. Dann nickte er und wandte sich wieder seinem Bruder zu. » W arum s ollte ich es dir übelnehmen ? «
    »Ich dachte, du hast etwas gegen den Kardinal!« platzte Raoul verblüfft heraus.
    Paul wirkte leic h t erh e itert. »Im G e genteil, m ein Lieber. Ich kann dir versichern, es gibt nie m anden in Frankreich, an dessen gleichbleibender Gesundheit m i r m ehr liegt.«
    Raoul setzte zu einer neuen Frage an, aber Paul legte den Finger auf den Mund. Dann deutete er st u mm auf R a ouls Degen. Er selbst m achte jed o ch kei n e A n stalten, sei n e W affe zu ziehen. Laut sagte er:
    »Vielleicht können wir deiner Muse zu einem neuen Gewand verhelfen…«
    Noch ehe der Satz verklungen war, sah Raoul sie auch; etwa ein halbes Dutzend Männer, die urplötzlich aufgetaucht waren und entschieden nicht den Eindruck m acht e n, als legten sie W ert auf höfliche Konversation. Er zog seinen Degen, aber die W affe, auf die er so stolz gewesen war, wirkte neben den Mordinstru m enten, m it denen die Briga n t e n jet z t auf sie los g inge n , m it einem Mal wie ein m odisches Spielzeug.
    Er hielt sich für einen guten Fechter, aber er hatte zu v i el Mühe, sich g egen d i e zwei M ä n ner zu verteidigen, die sich auf ihn s t ürzten, um auch nur daran denken zu könn e n, Paul zu Hilfe zu kommen. Er hörte Schreie, doch es war un m öglich zu sagen, von w e m sie stam m ten. Es gelang ihm schließlich, einen seiner Gegner zu verwunden, aber dann traf ihn ein heftiger Schlag in den Rücken. Er fiel auf die Knie, spürte einen kurzen, steche n den Sch m erz an der Schulter und versuchte verzweifelt, m it seinem viel zu dünnen Degen den Schlag abzuwehren, der gleich seinen Sch ä del spalten würde, als er Paul hinter seinem Angreifer auftauchen sah. Er legte den Arm um die Kehle des Mannes, riß i hn nach hinten, und Raoul, dem einfiel, daß hinter ihm noch je m and sein m ußte, raffte sich auf und wirbelte her u m .
    In der Tat, hinter ihm hatte sich je m and befunden, dem er wahrscheinlich den Schlag in den Rücken zu verdanken hatte. Doch dieser Mann wür d e nie wieder eine Gefahr

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