Die Schatten von La Rochelle
im Druck herausgeben wird, sofort nach der Uraufführung. W erdet Ihr kommen ? «
Er öffnete die Lider wieder einen S palt breit. »N icht schon wieder Corneille«, protestierte er. »Ist es nicht genug, daß ich hier von Rodrigue, Chimène und Diègue u m geb e n bin ? « Er hob den grauen Kater auf und sah ihm in die hoch m ütigen gelben Bernsteinaugen, während er ihn streichelte.
»Diègue«, sagte er m it einem übertriebe n en Seufzer. »Das ar m e Tier. W enn ich geahnt hätte, daß Ihr alle Katzen nach den d ra m atis personae des Cid nennen würdet, ma nièce, hätte ich Corneille nicht gestattet, Euch die Tragödie zu widmen.«
»Ihr wißt genau, daß Euch das Stück gefallen hat«, entgegnete Marie. »Ihr habt es drei m al hintere i nander besucht, und danach habt Ihr Corneilles P ension erhöht und auf Lebenszeit verlängert, trotz der Sache m it der Akade m ie.«
Diègue ließ sich noch einige S e kunden länger streicheln, dann sprang er auf den Boden und schütt e lte sich ein wenig, ehe er m i t aufgestelltem Schwanz zu der Feuerst e lle s p azi e rte. Der Kardin a l lachte.
»Ihr hättet ihn Olivares nennen sollen. Also, worum geht es in der neuen Tragödie ? «
10. KAPITEL
» W enn Euch die Sache wirklich e r nst ist«, hatte de Thou zu Cinq Mars gesagt, als dieser ihm von seiner Entdeckung über den wahren Charakter des Kardinals und den Konsequenzen, die er daraus ziehen wollte, e rz ä hlt h a tte, » k ann ich Eu c h m it einig e n Leuten z u sam m enbringen, die Euch helfen werden.«
Cinq Mars hatte eingewilli g t, und er dachte an die äußerst interessanten Gespräche m it dem Marquis de Fontrailles und das versprochene Treffen m it dem Herzog von Soissons, w ährend er den König zu einem Besuch bei seinem Sohn begleitete. E s war eigentlich ein wenig d e m ü tigend, aber er hatte nicht gewagt, Louis direkt um die Hand der Herzogin von Gonzaga zu bitten. Etwas hielt ihn zurück, es jetzt schon auf diese Machtprobe m it d e m Kardinal ankommen zu lassen. Er s t mußte sein Verhält n is z u m König wieder ge f estigt we r den.
Daher wich er in diesen Tagen kaum von Louis’ Seite, auch wenn er sich angeneh m ere Aktivitäten vorstellen konnte, a l s ein zweijähriges Kleinkind zu besuchen. Aber er wußte, wie stolz der König war, endlich nicht nur einen, sondern sogar zwei Söhne vorweisen zu können. Man hatte Louis m it der spanischen Prinzessin aus dem Hause Österreich verheiratet, als sie beide vierzehn waren, und in all den Jahren war sie nur ein m al schwanger geworden, m it siebzehn, und hatte nach einem Wettrennen mit ihren Freundinnen eine Fehlgeburt erlitten, was ihr der König nie verziehen hatte.
Die Geburt des Sohnes, der jetzt eifrig von seiner Amme herbeigeholt wurde, war nach dreiundzwanzig Jahren Ehe so wunderbar gewesen, daß der überglückliche Vater ihn auf den N a m en Louis Dieudonne hatte taufen lassen. Es w a r bezeich n en d , dachte Cinq Mars zynisch, daß der König offenbar nie darüber nachgedacht hatte, welche Pikanterie die s er Na m e enthi e lt. Louis, der von Gott geschenkte? Diesen Beina m en gab m an vaterlosen W aisen. Bei jedem anderen Mann wäre m an auf die Idee gekomm e n, er hege Zweifel an seiner Vatersc h aft, aber nic h t bei Louis XIII. W enn er a uch nur den m i ndesten Grund gehabt hätte, die Königin zu verdäc h tigen, hätte er es getan, la u t und öffentlich, wie schon b ei früheren Gelegenheiten.
Jetzt nahm er das Kind vorsic h tig aus den Ar m en der Amme entgegen, das sonst so m elancholische Gesicht zu einem unges c hickten Lächeln verzogen. »Seht doch, Monsieur le Grand«, sagte er glücklich, »wie groß m ein Sohn schon ist.«
Cinq Mars beugte sich wunschgemäß über den Jungen, ein Ko m pli m ent auf den Lippen, und in diesem Mo m ent geschah es. Das verwünschte Balg begann, lauthals zu plärren, zu schreien und sich m i t Händen und Füßen gegen die beiden Männer zu wehren. Louis wurde tiefrot.
»Das wird sie büßen«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. E r drückte das Kind wieder der Am m e in die A r m e und stür m t e aus dem Z i mm e r. Cinq Mars, der ihm folgte und nur erleichtert war, daß offenbar nicht ihm die Schuld an dem Ausbruch des Dauphins gegeben wurde, m erkte bald, daß Louis den seltenen W eg zu den Ge m ächern seiner G e m ahlin nah m .
Die Königin hatte ihre morgendlic h e Toil e tte g erade e rst b eend e t und blickte aufrichtig verwirrt drein, als sie ihren
Weitere Kostenlose Bücher