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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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unterdrücken, auch wenn es von Jahr zu Jahr blasser wurde.
    Als m an ihr den Kardinal m eldete, wurde das Heimweh jäh durch Zorn vertrieben. Sie hatte bereits eingewilligt, z u dem Hochzeits f est in sein Palais zu kommen und den Ball zu eröffnen. W as wollte er noch m ehr von ihr?
    Dennoch stimmte sie zu, ihn und s e ine Begleitung zu e m pfangen. Nicht nur i h r Hei m weh wurde m it jedem Jahr schwächer; a uch ihr e r alten Fehde m it d e m Ka r dinal feh l te das Feuer vergangener Zeiten.
    Daß die Herzogin von Aiguillon i h n begleitete, fand sie nicht unangeneh m . Sie hätte die Herzogin ge m ocht, wenn es sich nicht um Richelieus Lieblingsnichte gehand e lt hätte. In den Monaten vor dem Tag der Geprellten, als die Königinmutter die da m alige Mada m e de Co m balet zur Zielscheibe des Has s es gegen den Kardinal ge m acht hatte, waren die m eisten der Hofda m en ihrem Beispiel gefolgt. Schließlich schien der S t urz Ric h elieus m ehr und m ehr ausge m achte Sache zu sein. Anne dagegen hatte Mada m e de Co m balet bedauert. Ihre eigenen Gefühle gegenüber dem Kardinal ein m al beiseite gelassen, ge m ahnten die Tiraden, die ihre Schwiegermutter auf die wehrlose junge Frau, die ihr letztlich nic h ts entgegnen durfte, niederhageln ließ, verdächtig an die Eifersuchtsszenen eines Fischweibs. Aber schließlich, dachte Anne d’Aut r iche, Anna von Österreich, Enkelin Philipps II. von Spanien, stammte die Königin m utter ja nur aus einem zum Herzogtum e m porgek o mmenen F l orentiner Kauf m annshaus. W as konnte m an da anderes erwarten?
    Der Mann, den der Kardinal m itgebracht hatte, kam ihr vage bekannt vor. »Euer Majestät«, sagte Richelieu, »darf ich Euch Jules Mazarin v o rstellen, seit kurzem dank der Gnade seiner Maje s tät französischer Staatsbürger und nu nm ehr Anw ä rter Frankreichs auf den Kardinalshut. Ihr werdet Euch vielleicht seiner noch als des päpstlichen Botscha f ters in Frankreich erinnern.«
    »Meinen Glückwunsch«, erwiderte s i e kühl. Sie er i nnerte sich in der Tat wieder; die No m inierung dieses Italieners Mazarin, wirklic h ! war e in ei n zig e r S kandal. W enn sie ihrem Beichtvater glauben konnte, dann hatte dieser neuerna n nte Franzose noch nicht ein m al die höheren Gelübde abgelegt, um in W i ndeseile zum Bischof und Monsignore befördert zu werden. Daß m an jetzt auch noch das französische V o rschla g srec h t für einen Kardinalsh u t zu sei n en Gunsten gebrauchen sollte, war ein Schlag ins Gesicht jedes guten Katholiken. Solche kirchlichen Karrieren m ochten vor hundert Jahren üblich gewesen sein, vor dem Tridentinum, das Richelieu vorgab zu unterstützen, aber jetzt b e stim m t nicht m ehr.
    »Das wäre zu voreilig, Mada m e«, e n tgegnete Richelieus italienischer Begleiter, den sie bestim m t nie m it »Mazarin« anreden würde,
    »es wäre durchaus m öglich, daß ich m eine Tage als einfaches Mitglied des Klerus beschließe.« Und auf spanisch setzte er hinzu: »Ich bin sicher, m anche sind der Meinung, das wäre besser für den Klerus.«
    Der Versuch, sie gewogen zu stim m en, war beinahe beleidigend o ff ensichtli c h, aber s e i n e Direkt h eit entwa ff nete sie etwas. »G ott h a t viele eigenartige Diener«, gab die Königin zurück und starrte Richelieu an, der sie zu ihrer V erärgerung nur schweigend anlächelte.
    Wenn Ihr glaubt, dachte sie, und w e igerte sich, als erste den Blick abzuwende n , ich weiß nicht genau, weswegen Ihr d i ese n … diesen it a lie n i schen Harlekin m itgebrac h t habt, dann habt Ihr Euch getäusc h t. W eiß Gott, m it Euren Spioninnen in m e inem Ho f staat habt Ihr Euch m ehr Mühe gegeben.
    » W as führt Euch zu m ir, Monseign e ur ? « fragte sie schließlich herausfordernd.
    Der Kardi na l ver b eugte sich leicht. »Um Euer Majestät die W ahrheit zu gestehen m ir sind Mon s eigneur Mazarins Fähigkeiten als Botschafter so gut vertraut, daß ich dachte, er könnte vielleicht m ein Botschafter in der U m g e bung Eurer Majestät werden.«
    W ieder wußte sie n icht, was sie sagen sollte. Dazu ist a u ch nur er fähig, dachte sie und blickte von dem Italiener, der wie der Inbegriff aufrichtiger Ergebenheit vor ihr sta n d, zu Richelieu. Er u m gibt m i ch m it seinen Spitzeln, er verbannt m e ine Freunde, und ich glaube i mm er noch nicht, daß der Tod des ar m en Buckingham ein Zufall war. Und zum S c hluß m acht er selbst aus der W ahrheit noch eine Waffe!
    » W enn Eu e r Majestät

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