Die Schatten von La Rochelle
unnachgiebige Miene. Durch die ungewöhnliche Einsichtigkeit seines zweiten Sohnes löste sich Philippe d’Irsd m asens’ Gesichtsa us druck j e tzt e twas.
»Paul«, entgegnete er kopfschüttelnd, »was soll ich nur m it dir m ache n ?«
»Es ist etwas zu spät dazu, find e t Ihr nicht? Ihr könnt m i ch nicht m ehr aussetzen, was i m übrigen nichts genützt hätte, denn zweifellos hätte m i ch eine W öl f in adopti e rt, und dann wärt Ihr für das vierte Rom verantwortlich gewesen. Außerdem m a c he ich selbst Besserungsanstrengungen. In der Tat m öchte ich Euch für eine der christlichsten Arten, m it denen ein Mann sein Leben verbessern kann, um Euren Segen bitten.«
Während Paul sprach, hatte sich widerwillig so etwas wie Belustigung in Philippes Gesicht gestohlen, und er hatte sich m it ineinander verschränkten A r m en auf einem Sche m el niedergelassen, um d e m Redestrom seines Soh n es zu lauschen. Zum Schluß jedoch kehrte Argwohn in seinen Blick zurück.
» W as für Verbesserungen m einst du ? « erkundigte er sich m i ßtrauisch.
Paul, der bis dahin auf dem Tisch gesessen h atte, sprang auf, legte eine Hand aufs Herz, streckte den anderen Arm weit aus, kniete vor seinem Vater nieder und sagte: »Mon père, ich bitte um Euren Segen für m eine Eheschließu n g m it Jacqueline Fe n i er.«
» W er«, fragte Philip p e u nheilverkü n dend, »ist Ja cqueli n e Fenier ? «
»Das bezauberndste Geschöpf auf Gottes Erd b oden und w i llig, Euren sehr ergebenen Sohn zu einem ehrbaren Mann zu m ach e n. Abgesehen davon ist sie die Tochter d e s höchst ehrenwerten Jacques Fenier, Buchhändler und Papier m acher hier zu La R ochelle.«
Es war heraus. Er hatte sich be m üht, so a m üs a nt wie m ög l ich zu sein, um seinem Vater die bittere Pil l e zu versü ß en, aber er h atte sich u m sonst b e müht. Phili p pe war nic h t a m üsiert; seine bu s chigen Augenbrauen hatten s i ch zusam m engezogen, und die Knöchel der Hand, m it der er den Rand des Sche m els u m kra m pfte, waren weiß. Abrupt stand er auf und begann, in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen.
»Der Herr weiß, ich habe viel v o n dir ertragen«, stieß er hervor.
»Ich sa g t e m i r, Pa u l i s t n och ein J unge, er wird sich bessern. Ich habe sogar darauf verzichtet, dich zu bestrafen, als du Raoul zu einem dieser gottlosen Schausteller m itgenom m en hast…«
»Es war sein Geburtstag«, warf Paul ein und stand ebenfalls auf. Philippe ignorierte ihn.
»… die m it ihren Vorführungen nur d e m Teufel dienen. Aber dieser Scherz geht zu weit! Es gibt Dinge, über die spaßt ein Irsd m asens nicht!«
»Es war kein Scherz.«
»Viell e icht s ollte ich… was hast du gesagt ? «
»Ich sagte, daß es sich nicht um ei nen Scherz handelt. Ich liebe Jacqueline, ich will s i e heiraten, und ich bitte Euch um Euren Segen.«
Dies m al empfand er die Stille, d i e plötzlich zwischen ihnen stand, als belastend. Seine Kehle war tro c ken, und Paul wünschte, er hätte daran gedacht, sich etwas W asser m i tzubringen.
»Deswegen hast du also darauf bestanden, m ich zu begleiten«, sagte Philippe tonlos.
»Nicht nur. Ich m öchte m i ch hier a u ch an d em Ka m pf um die Freiheit beteiligen, aber ja, es war einer der Gründe.«
Paul schöpfte kurz Luft und stürzte sich in einen neuen Redestro m , ehe sein Vater seine Fassung wiede r gewinnen konnte. »Seht Ihr, ich wollte alle E ure Einwän d e vorwegneh m en. Jacqueline und ich waren
jetzt über längere Zeit getrennt, und ich liebe sie trotzdem noch. Und falls Ihr glaubt, m i ch plagt nur die B e gierde so ist es nicht. Ich kenne den Unterschied. Als ich eine Affaire m it Mada m e de Rozy hatte…«
Philippe starrte ihn an wie e i nen Abgrund, aus d e m unaufhaltsam D ä m onen der Hölle quollen.
»Eine Affaire… m it Mada m e de Ro z y…«, ächzte er.
»Nun, ich mußte doch herausfinden, ob ich nur m it Jacqueline ins Bett wollte. Aber so i s t es nic h t. Ins Bett wollte ich m it M a da m e de Rozy. Im übrigen ist es längst vorbei, und ich kann Euch versichern, ihr Gatte weiß von nichts. Bei Jacqueline ist es Liebe, und deswegen möchte ich sie heiraten.«
Jet z t war e s Philip p e, d er s ich ans Herz g r i ff . Besorgnis, jenseits der Frage n ach sein e r Heirat, r egte sich in Pa u l; sein Vater war alt, wenn auch bisher von unerschütterlicher Gesundheit. Er griff nach Philippes Arm.
»Geht es Euch nicht gut ? «
»Rühr m ich nicht an!« schrie P
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