Die Schatten von La Rochelle
ück ? « erkundigte sich Kapitän Riker, als S i m o n Stephen weiterhin Anstalten m achte, s i ch um die Antwort zu drücken.
»Eines, in dem der Held und die Heldin Ro m eo und Julia heißen.«
»Oh«, entgegnete Riker und leerte seinen Bierkrug, »das kennt bei uns wirklich jeder. Am Schluß s t erben die beiden, und die Eltern versöhnen sich. Ich habe es als Junge im Globe gesehen, ehe es abgebrannt ist. D a m als gefielen m i r die Duelle im m er a m besten, und der Knabe, der die Julia spielte, war wirklich hübsch.«
25. KAPITEL
Es war seltsa m , dachte Paul oft, daß sein Hoc h zeitstag auch der let z te s o rge nf reie Tag f ür La Rochelle gewesen s ein sollte. A ls er m it Jacqueline an Land zurückkehrte, fanden sie die Stadt in Aufruhr vor. Eine Ar m ee, so hieß es, nähere sich und habe bereits die Versorgung der Stadt vom Hinterland unterbrochen.
Er m achte sich daran, seinen neuen S chwiegervater, de m , vor vollendete T a t s achen gest e llt, n ichts a nderes m ehr übrig b lie b , als die Heirat sei ne r Tocht e r mit e inem enterbten Adli g en wider s tr e bend zu akzeptieren, so gewinnend wie m öglich zu behandeln, und besuchte den Ratsherrn Guiton.
»Ich kann nicht behaupten, daß ich Euer Verhalten billige«, sagte der Rochelleser, nachdem Paul seine Lage geschild e rt h a tte, »aber es sieht so aus, als würden wir bald tapfere K ä m p fer brauchen. W enn Ihr das Eure zur Verteidigung der Stadt beitragen wollt, seid I h r willkom m en.«
Er nahm an, daß sein Vater nun, da die Entscheidung für La Rochelle gefallen zu sein schien, so schnell wie m öglich zu R ohan zurückkehren würde, ehe sich ein Ri n g um die Stadt legte. D och da er das Hôtel Rohan noch nicht ein m al m ehr betreten wollte, u m seine Kleidung und m itgebrachten Habseligkeiten abzuholen, wußte er es nicht, und er wollte es a u ch nicht wi s sen.
In der Nac h t zum siebten Oktober wurde er d u rch eine ei n zeln abgefeuerte K anone geweckt. Von d e m Fenster des kleinen Zimmers aus, das er m it Jacqueline teilte, sah er immer m ehr Lichter vor der Ile de Re aufflackern und begriff, daß die Engländer begannen, so schnell wie möglich die Erkennungslichter ihrer Schiffe anzuzünden, die verhindern sollten, daß sie in der Nacht auf ihre ei g enen Leute schossen. Er zog sich an und rannte zum Hafen. »Was ist los?« fragte Paul, als er auf die ersten Angehörigen der Stadtwehr traf.
»Die verfluchten Papisten sind angekommen und versuchen, sich an den englischen Schiffen vorbeizunavigieren.«
Im m er m ehr Salven wurden abgefe u ert. Paul st a rrte auf das Meer hinaus und versuchte zu erkennen, um wie viele französische Schiffe es sich handeln m ochte. An der Richtung des Geschützfeuers wie a n den Bewegungen der Schiff s m asten zeigte sich, daß die Engländer inzwischen die Anker gelic h tet haben m ußten, um ihren Gegnern zu f olgen. Aus der Licht e r k ette wurde e i n Halb k r ei s , der sich s c hlie ß lich im m er stärker verengte.
»Gelobt sei der Herr«, s tieß d e r r ü stige Pastor E tienne, der ebenfalls zur S t adtwehr gehörte, h e rvor. »Sie haben sie u m zingelt.«
Etwas nagte an Paul, e i n häßlicher, winziger Zweifel. Der A nführer der königlichen Schiffe mußte doch gewußt haben, daß er nicht an den Englä n dern vorb e ikom m en könnte, s e lbst m itten in der Nacht nicht, dazu war die englische Flotte zu groß.
Das Gefecht ging weiter, und all m ä h lich wurde es heller. Als die Sonne aufging, strich der franz ö sische Kom m a ndant die F ahne und ergab s i ch. Aber die erwartete fre u dige Reaktion auf den englischen Schiffen blieb aus. Im Gegenteil, die englische Flotte geriet ei n i g e Zeit lang aus ihrer For m ation und m ac h te sich jetzt daran, auf die Ile de Re zu f e uern. Paul mußte jedo c h auf den erst abends an Land gehenden Simon warten, um eine Bestätigung seiner im m er stärker werdenden Ver m utung zu bekommen.
»Papistische Dreckskerle«, sagte Simon erbittert. » W ährend wir uns m it diesen sechsundvierzig Schiffen und ihren paar Kanonen heru m stritten, sind inz w ischen neu n undzwanzig stellt Euch das vor, neunundzwanzig! andere still und hei m lich auf der Ile de R e gelandet und haben die Garnison m it Vorräten versorgt. Soviel zu einem baldigen Ende der Belagerung dort.«
»Aber«, erkundigte sich Jacqueline beunruhigt, als Paul ihr davon erzählte, »das bedeutet doch nicht, daß die Eng l änder wieder fortgehen ? «
»Si
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