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Die Schattenflotte

Die Schattenflotte

Titel: Die Schattenflotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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verspeist hatten, wechselten sie vom Champagner zu Rotwein. Martin hatte immer ein paar gute Flaschen im Keller vorrätig, Jahrgänge, die sich Sören nicht hätte leisten können. Nicht nur, weil Tilda Einspruch erhoben hätte.
    «Du kannst bleiben, so lange du willst», meinte Martin trocken, nachdem ihm Sören in groben Zügen geschildert hatte, was vorgefallen war. Kein Vorwurf, keine Nachfrage. So war er.
    «Ich will dich da keinesfalls mit reinziehen   …»
    «Dieses Problem sehe ich weniger. Zumindest nicht, solange du das Haus nicht verlässt.» Er grinste. «Ich werde allerdings nur bis Anfang nächsten Monats hier sein. Am 9.   Februar starte ich von Genua aus zu einer 4 4-tägigen Orientfahrt mit einem Doppelschraubenschnelldampfer der Hamburg-Amerika Linie. Hatte ich dir davon erzählt?»
    Sören schüttelte den Kopf. «So lange hatte ich nicht vor, zu bleiben. Ich dachte eher so an   …» Er zögerte. «…   morgen oder übermorgen. Halt so lange, bis eine Reaktion seitens der Polizei absehbar ist. Wenn man mich wirklich verdächtigt, etwas mit der Sache zu tun zu haben, und man zudem meine Identität kennt, dann werde ich mich der Sache wohl oder übel stellen müssen. Was hältst du im Übrigen davon? Du hast bis jetzt noch gar nichts dazu gesagt.»
    Martin goss Wein aus der Karaffe nach. Dann öffneteer eine hölzerne Kiste und nahm eine dicke Zigarre heraus. «Du auch eine?»
    Sören winkte ab und beobachtete Martin dabei, wie er das Mundstück der Zigarre mit einem speziellen Messer einkerbte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein Freund deutlich zugenommen hatte. Er war ja schon immer etwas beleibter gewesen, aber so, wie er jetzt dasaß und genüsslich an der Zigarre leckte, hatten seine Gesichtszüge schon fast etwas Feistes. Seine fleischigen Wangen hingen schlaff herab, und wenn er den Kopf etwas neigte, zeigte sich über dem Kragen der Ansatz eines Doppelkinns.
    «Was soll ich schon groß dazu sagen?» Martins Kopf verschwand für einen Moment in einer Wolke aus Tabakqualm. Als sie verflogen war, schaute er Sören fragend an. «Was David betrifft, kann ich nur hoffen, dass er dir die Wahrheit gesagt hat. In diesem Alter kommt man schon mal auf dumme Gedanken. Dazu noch in einer Gruppe   …» Er wartete auf einen Einwand von Sören, aber der schwieg beharrlich.
    «Gut, also nehmen wir mal an, es war so, wie er es dir geschildert hat. Es gibt mehrere Zeugen für das, was geschehen ist. Der Belastungszeuge scheint ja nun tot zu sein und kann seine Aussage nicht revidieren. Also liegt es an Davids Begleitern, die Sache ins rechte Licht zu rücken. Ohne deren Aussage wird es schlecht für ihn aussehen.»
    Sören nahm einen Schluck Wein. Er wusste, dass Martin recht hatte.
    «Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen. Und ob dieser Jude sich dort aufhalten durfte oder nicht, ist für die Tat doch wohl völlig unerheblich. Entscheidender ist, was er dort gemacht hat und ob es diese ominöse Frau wirklich gegeben hat, die er misshandelt haben soll. Denn wenn dem so war, dann hätten David und seine Kumpanesich redlich und ehrenwert verhalten. Aber du kannst es drehen und wenden, wie du willst, es läuft alles darauf hinaus, dass sie eine Aussage machen und Davids Version der Geschehnisse bestätigen müssen. Oder sehe ich das falsch?»
    «Das siehst du richtig. Nur kann ich mich nicht auf die Suche nach ihnen machen   … Zumindest momentan nicht. Und was sagst du zu der Sache im Hotel?»
    «Sehr mysteriös, wenn du mich fragst. Es ist schon ein komischer Zufall, dass der Hauptbelastungszeuge in einer Mordsache einen Tag nach seiner Aussage aus einem Hotelzimmer geworfen wird.» Martin machte einen tiefen Atemzug und räusperte sich. «Dass dein Verhalten dumm war, brauche ich dir wohl nicht zu sagen.»
    «Das ist mir inzwischen auch klar. Ich hatte einfach Panik. Aber ich konnte doch nicht ahnen, dass der Kerl so dreist ist, den Spieß einfach umzudrehen.»
    «Ist jetzt auch nicht mehr zu ändern. – Was anderes: Hast du schon die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass vielleicht die Kumpane von David   …»
    «Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Aber das wäre doch idiotisch, denn ein Toter kann keine Aussage zurücknehmen. Und außerdem sah der Kerl, den ich gesehen habe, nicht aus wie ein sozialistischer Anarchist. Eher im Gegenteil. Du hättest diesen Blick sehen sollen.»
    «Wie hoch schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein, dass sich der Mann von der Hotelrezeption an deinen Namen

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